Kopfueber in die Kissen Roman
zumute?
Sie raffte all ihren Mut zusammen. Schon beim Antritt dieser Reise hatte sie gewusst, dass ihr Leben danach nie wieder so sein würde wie zuvor. Ohne noch weiter zu überlegen, nickte sie. »Schön. Ja. Das klingt nicht schlecht.«
Er blinzelte. »Tatsächlich?«
»Heute Abend wäre mir recht.«
»Heute Abend?«
Endlich schaffte sie es, ihn anzublicken. »Oder haben Sie schon etwas anderes vor?«
»Nein, nein. Heute Abend passt mir auch.«
Sie war erleichtert. Wenn sie noch länger Zeit hätte, über die möglichen Folgen nachzudenken, würde sie sicher verrückt werden. Die Frau Direktor zwang sich, an etwas Praktisches zu denken. »Nehmen Sie auch Reiseschecks?«
Seine übliche Kundschaft war wohl etwas welterfahrener als sie, denn erneut grinste er. Sie musterte ihn kühl, bis er sich wieder zusammenriss. »Jawoll, Ma’am. Außerdem American Express und Visa. Sie können mir sogar Diners Club aufdrängen, wenn’s unbedingt sein muss.«
»Ich habe Reiseschecks.«
»Dann wär die Sache ja gebongt, nich wahr?«
»Hm.«
Mehr als alles andere wollte sie so schnell wie möglich aus dieser Wanne raus, um sich in ihrem Zimmer zu verkriechen; aber leider war sie nackt und saß in der Falle. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, und ihr Mund war staubtrocken. Mit geschlossenen Augen sank sie tiefer in die Wanne.
Von der anderen Seite her beobachtete Kenny, wie Lady Emmas Schultern langsam im sprudelnden Wasser verschwanden. Nervös leckte sie sich die Lippen, und als er ihre rosa Zungenspitze über ihre Mundöffnung gleiten sah, hatte er das Gefühl, gleich explodieren zu müssen. Er konnte es nicht fassen. Als er mit dem Gerede über Sex und Geld anfing, hatte er sich bloß einen Spaß erlauben wollen. Keine Sekunde lang hatte er geglaubt, dass sie zur Tat schreiten würde. Aber sie war ein verflucht ernsthaftes Frauenzimmer.
Sich selbst hatte er immerhin ein paar Tage gegeben, um sie rumzukriegen; doch nun hatte es nicht mehr als zwanzig Minuten gedauert. Zwar war er schon immer ein wahrer Künstler gewesen, was Frauen betraf, doch hier hatte selbst er einen Rekord aufgestellt.
Als er sie so beobachtete, wie sie ihm gegenübersaß, bis zu ihrem zarten Hals im Blubberwasser, überkam ihn einen Augenblick
lang so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Dann jedoch fiel ihm wieder ein, wie herrisch und rechthaberisch sie war, die Sorte Frau also, die er am allerwenigsten ausstehen konnte, und sein schlechtes Gewissen verpuffte. Lady Emma war keine naive Unschuld vom Lande; sie wusste ganz genau, was sie wollte.
Kenny konnte sich gut vorstellen, wie ihre Liebhaber aussahen: wahrscheinlich ein paar alte Knacker mit Namen wie Rupert und Nigel, die sich alles von ihr gefallen ließen, ihr keine Schwierigkeiten machten, aber auch vollkommen leidenschaftslose Nummern schoben. Aber jetzt war sie jedoch auf Urlaub hier und hatte keinen, den sie herumkommandieren konnte. Da war es ihr eben in den Sinn gekommen, mit jemandem in die Federn zu hüpfen, der noch seine eigenen Zähne besaß. Nun, es war ihm ein Vergnügen, ihr gefällig zu sein.
Ihre Lider öffneten sich, und sie blickte ihm in die Augen. »Ich möchte, dass das Licht anbleibt.«
Damit hatte er gewiss kein Problem. »In Ordnung!«
»Keine Zigaretten.«
»Ich rauche nicht.«
»Brandy, vielleicht. Oder etwas Sherry.«
»Hm.«
»Und Musik. Am besten klassische. Barock, jawohl!«
Verdammt. Sie machte ihm eine ganze Liste von Vorschriften und dagegen musste er einschreiten, bevor sie ihm auch noch die Farbe der Bettlaken diktierte. »Keine Musik. Ich kann mich sonst nicht auf all die hübschen erogenen Zonen konzentrieren.«
»Ach!« Sie schluckte. »Also gut. Dann eben keine Musik.« Sie senkte den Blick aufs Wasser. »Hören Sie, ich bin ziemlich kitzlig.«
»Danke für die Vorwarnung.«
»Und ich leide auch ein wenig unter Platzangst, also sollten wir vielleicht über die Position dis …«
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber ich bin immerhin ein Profi.«
»Oh … ach, ja …« Wieder biss sie sich auf die Lippe. »Und noch was, Mr. Traveler. Wenn es vorbei ist, möchte ich nicht mehr darüber reden.«
Mit einem ekstatischen Seufzer sank er ins Wasser zurück. »Lady Emma, gerade sind Sie zum Traum eines jeden Mannes geworden!«
3
Da hatte sie sich nun einen Gigolo gekauft. Sex für Geld. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass sie das wirklich fertig gebracht hatte. Nach einem Leben voller Schicklichkeit hatte sie
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