Kopfueber in die Kissen Roman
sie die Schule retten könnte, die Lösung so einfach sein? Und gleichzeitig so schwierig?
Sie brauchte mehr Informationen. »Ihre sexuellen Dienste …« Emma räusperte sich. »Worin genau bestehen sie?«
Die Bierflasche, die auf dem Weg zu seinem Mund war, verharrte auf halbem Weg zu ihrem Ziel, und das Grinsen, das sein Gesicht die ganze Zeit über verziert hatte, erlosch. Er starrte sie eine ganze Weile sprachlos an. Dann machte er den Mund auf. Und klappte ihn wieder zu. Öffnete ihn erneut. Genehmigte sich einen kräftigen Schluck.
Sie sah, wie seine Halsmuskeln beim Schlucken arbeiteten. Offenbar war er überrascht, und sie glaubte, seine Gedanken förmlich lesen zu können. Er hatte sie für zu zugeknöpft und konservativ gehalten, dass sie ihn beim Wort nehmen würde, und bereute es nun, so schnell mit dem Preis heruntergegangen zu sein.
Er stellte sein Bier auf der Terrasse ab. »Äh … ich mach alles, was der Kunde wünscht.«
Bei diesen Worten schoss ihr blitzschnell alles Mögliche durch den Kopf, und sie musste sich energisch zusammenreißen, um ihre ungehörigen Gedanken wieder zurückzupfeifen. Gefühlsstürme waren das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Sie musste die Sache kühl und logisch angehen. Es gab immerhin vieles zu bedenken.
»Was ist mit Ansteckung?« Ihm dabei in die Augen zu sehen,
war ihr unmöglich - also tat sie, als würde sie die Wasserblasen bewundern.
Einen Moment lang dachte sie schon, er würde nicht antworten, und als es dann doch geschah, klang seine Stimme, als wäre ihm ein wenig Bier in die falsche Röhre geraten. »Ich praktiziere hundertprozentigen Safe Sex.«
»Sowas gibt’s gar nicht.«
»Na, dann fünfundneunzig Prozent. Es ist, wie Torie immer sagt: ›Wer leben will, muss Risiken in Kauf nehmen‹. Aber mit Sicherheit hab ich keinen Tripper oder AIDS oder sonstwas, falls Sie das meinen. Und Sie?«
»Ich?« Sie riss den Kopf hoch. »Nein, natürlich nicht!« Rasch ließ sie den Kopf wieder sinken. Durch die aufsteigenden Blasen sah sie weiße Haut und fragte sich, wie viel er wohl von ihr wahrnahm. »Es handelt sich hier um ein Geschäft, ja? Ganz professionell, oder?«
»Ich, äh, garantiere Ihnen Ihr Geld zurück, falls Sie nicht zufrieden sind.«
»Und der - der Kunde würde bestimmen, wie … wie das Aufeinandertreffen abläuft?«
Das schien er sich erst durch den Kopf gehen lassen zu müssen. »Der Kunde bestimmt die Parameter. Ich die Einzelheiten. Wenn die Lady zum Beispiel eine Vorliebe für bestimmte Fetische hat …«
»O nein. Gar keine.« Ihr einziger Fetisch war der Wunsch, mit einem Mann zu schlafen, der sie liebte, und das konnte Kenny Traveler ihr nicht geben. Bloß Sex.
»…oder wenn der Kunde zum Beispiel so was sagt wie: ›Kenny, Schätzchen, leg mir doch bitte Handschellen an‹ …«
Ihr Kopf schoss abermals hoch.
»…dann gehorche ich, ohne mit der Wimper zu zucken, weil’s ein Parameter ist, aber was danach geschieht, ist hübsch meine Sache.«
»A-ach so!« Sie spürte, wie ihre Wangen auf einmal glühten.
War sie wirklich drauf und dran, etwas Derartiges zu wagen? Sich von Kenny Traveler entjungfern zu lassen wirkte sicherlich weit eindrucksvoller, als sich ein Tattoo zuzulegen. Im Übrigen war er der perfekte Mann dafür: physisch einfach unwiderstehlich - aber so anders als ihre Vorstellungen von einem Traummann, dass sie sich danach nicht mit emotionalen Narben würde herumschlagen müssen. Sie könnte es hinter sich bringen und einfach vergessen.
»Ich sollte Ihnen besser gleich sagen, dass ich weder Damenunterwäsche anziehe, noch eine Peitsche benutze. Aber die Mädels genießen es immer sehr, wenn ich sie ein wenig fessle, also wäre das kein Problem. Ich meine, ich wär ja fast aus dem Geschäft, ohne die Handschellen … diesbezüglich steh ich Ihnen echt gern zur Verfügung.«
»Sie fesseln Frauen?« Die Lady war total schockiert. Nicht, dass es geschah, sondern dass diese Neigung verbreitet zu sein schien. »Och nein. Vielen Dank!«
»Also jetzt bloß keine Voreingenommenheit, bitte. Ich hätt auch nich geglaubt, dass es mir gefällt; erst als ich die Dinger um … Nun, mehr will ich lieber nicht verraten. Aber wenn Ihnen das nicht so liegt, dann versuchen wir eben was anderes.«
Emma holte tief Luft. Es stand absolut fest, dass dies die Antwort auf ihre Gebete war - auf diese Weise würde sie sowohl ihre Freiheit als auch St. Gert’s retten können. Aber warum war ihr dann zum Heulen
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