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Kopfueber in die Kissen Roman

Kopfueber in die Kissen Roman

Titel: Kopfueber in die Kissen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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dass das nicht fair war. Sie vermutete, dass Torie Traveler extrem intelligent war, es aber ebenso geschickt verbarg wie ihr Bruder.
    »Mein Vater stammt aus einfachen Verhältnissen«, fuhr Kenny fort, »aber er war klug und fleißig. Ich glaub, in ihrem Fall haben sich wohl die berühmten Gegensätze angezogen. Sie heirateten rasch, nur um herauszufinden, dass sie sich im Grunde
nicht riechen konnten. Keiner von beiden hat jedoch eine Scheidung in Betracht gezogen. Mein Vater würde nie zugeben, irgendwo einmal versagt zu haben, und Mutter meinte, sie würde die Schande nicht überleben.«
    »Klingt recht altmodisch.«
    »Meine Mutter hat ihr Leben auf dem schmalen Grat zwischen Neurose und Psychose verbracht, wobei sie mit zunehmendem Alter mehr und mehr in letztere Richtung tendierte. Sie war der klassische Narziss, verheiratet mit einem Mann, der sie ignorierte; also hat sie sich auf mich gestürzt, sobald ich auf die Welt kam. Hat mich zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht. Was immer ich wollte, ich bekam’s - selbst wenn ich’s besser nicht hätte haben sollen. Sie hat nie nein gesagt, nie. Und im Gegenzug sollte ich sie dafür anbeten.«
    »Hast du?«
    »Natürlich nicht. Ich hab’s ihr mit schlechtem Benehmen heimgezahlt, und je mehr sie mich verzog, desto unausstehlicher wurde ich. Und wenn dann mal tatsächlich was in meinem Leben schiefging, hab ich sie dafür verantwortlich gemacht. Ich war so ungefähr das unausstehlichste Gör, das man sich vorstellen kann.«
    Kein Wunder, dachte sie mit einem Anfall von Mitgefühl für den so fehlgeleiteten Jungen. Seine Ehrlichkeit war bewundernswert. »Und wo steckte dein Vater in all der Zeit?«
    »In seiner Firma. Hat nur am Aufbau seines Geschäfts gearbeitet. Ich denke, er hat wohl getan, was er konnte - wenn er mal da war. Hat mir all meine Fehler vorgehalten und mich mitunter ganz schön hart rangenommen; aber er war nicht oft genug daheim, dass es was nützte. Ich wurde ein unliebsamer Bengel, da kann man’s ihm nicht vorwerfen, dass er immer seltener nach Hause kam.«
    Und doch tat er es - er warf es ihm noch immer vor. Emma entnahm es seinem Tonfall. Was für verwirrende Verhältnisse müssen das für ein Kind gewesen sein, mit einem Elternteil, der
ihm alles durchgehen ließ, während der andere Elternteil nur kritisierte. »Was ich vorher so mitbekommen habe«, hakte sie vorsichtig nach, »scheint deine Mutter nicht genauso für Torie empfunden zu haben wie für dich?«
    »Das ist es, was ich ihr wirklich vorwerfe. Ich war noch nicht ganz fünf, als Torie geboren wurde, und wie jedem Knirps passte es mir nicht, Konkurrenz im Haus zu haben. Aber anstatt Torie zu beschützen, hat Mutter sie den Babysittern überlassen. Nichts sollte ihren perfekten kleinen Kenny stören, du verstehst schon. Schon gar nicht eine andere Frau im Haus.«
    »Deine arme Schwester!«
    Er nickte. »Glücklicherweise hat sich mein Vater vom ersten Moment an in Torie verliebt. Wenn er zu Hause war, hing sie immer an seinem Hosenbein, und er schenkte ihr all seine Aufmerksamkeit, sorgte dafür, dass die Babysitter direkt ihm unterstellt waren. Aber wegen seiner allzu häufigen Abwesenheit hat sie trotzdem noch genug mitgemacht.«
    Torie war nicht die Einzige, die viel mitgemacht hatte.
    Die Tatsache, dass Torie Vaters Liebling gewesen war, musste auf Kenny ebenso verheerend gewirkt haben wie die »Erziehung« seiner Mutter. »Wo ist deine Mutter jetzt?«
    »Sie ist kurz vor meinem siebzehnten Geburtstag an einem Gehirnschlag gestorben.«
    »Und da hattest du nur noch deinen Vater.«
    »Eine weitere Person war mittlerweile in mein Leben getreten und kümmerte sich, aus welchem Grund ist mir bis heute schleierhaft, um mich. Er hat mir alles beigebracht, was ich über Golf weiß, und dabei auch darauf geachtet, dass ich einiges über das Leben lerne. Mann, war der tough! Aber durch ihn bekam ich eine Chance.«
    Interessant, dass ein anderer als sein Vater das Potenzial des Heranwachsenden erkannt hatte. »Wer war das?«
    Kenny schien sie nicht gehört zu haben. »Die erste Lektion beinhaltete jedoch, wie ich mit meiner Schwester umzugehen
habe.« Er lachte. »Der Kerl rief sie immer her, bevor wir zum Golfplatz fuhren, und ließ mich nur dann abschlagen, wenn sie ihm versicherte, dass ich mich ordentlich benommen hatte. Kannst du dir das vorstellen? Ein Siebzehnjähriger als Geisel seiner zwölfjährigen Schwester.« Wieder lachte er.
    »Glücklicherweise ist Torie nicht allzu

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