KOR (German Edition)
Gleichgewicht zu geraten. Wenn sie umfiel, würde sich Norton sofort auf sie stürzen. Ihr Blick fiel auf die Pistole, die am Rand des Treppenabsa t zes lag. Norton hatte sie bei seinem Sturz fallen gelassen.
Mit seinen wirren Augen folgte Norton ihrem Blick. Seine Lider hoben sich, als würde er in einen tiefen Abgrund starren. „Nein!“ Sein Brüllen dröhnte in ihren Ohren. Er löste sich von ihr, um als E rster die Waffe zu erreichen. Wie ein Wahnsinniger robbte er darauf zu.
Yui trat auf seine Hände, was einen lauten Aufschrei zur Folge hatte.
Sie bückte sich und umfasste den Griff der Waffe.
Norton erstarrte in seiner Bewegung.
„Ich sagte Ihnen bereits vorhin: Lecken Sie mich am Arsch.“ Damit drüc k te sie ab. Der Knall machte sie für mehrere Sekunden taub.
Jeffrey Norton kreischte auf und umfasste seinen rechten Arm. Zwischen seinen Fingern quoll dunkelrotes Blut hervor.
Yui schaute nicht mehr zurück, während sie die Stufen hinunterlief. Die Kälte, die in dem Schacht herrschte, hatte sich in ihrem Körper fes t gesetzt. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, um auch noch die letzten M e ter hinter sich zu bringen. Kurz darauf erreichte sie die hell erleuchtete Gar a ge.
Das gewaltige Tor stand offen. Sie rannte über die eisige Fläche. Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
Sie trat über die Schwelle.
7
Chad glaubte, zu träumen, als er Yui bemerkte, die durch das geöffnete Tor stolperte. Ihre geröteten Augen stocherten unsicher durch die Gegend. Sie trug weder Anorak noch Schneehose. Um sich vor der Kälte zu schützen, hatte sie ihre Arme fest um sich geschlungen. Doch mit ihrem einfachen Pullover und der Trainingshose brachte diese Maßnahme nicht viel. Sie zitte r te am ganzen Körper. Ihr Anblick erhielt durch die Pistole, die sie in ihrer rechten Hand hielt, einen noch ominöseren Charakter.
Chad lief auf sie zu. Er zog seinen Anorak aus und legte ihn um ihre Schu l tern. Sie zitterte am ganzen Körper.
Er winkte Maggie zu, die nicht lange auf sich warten ließ.
Sam Richards, der bereits neben ihm stand, räusperte sich. „Das nehme ich besser an mich.“ Er griff nach der Pistole und betrachtete sie genauer. „Eine Browning? Woher haben Sie die?“
Chad strich ihr sanft durch das Haar. Er fragte: „Was ist passiert?“
„Norton“, stotterte sie. „Im Treppenhaus.“
Sam Richards reichte dieser eine Name, um in Aktion zu treten. Er pfiff nach Mason. „Den schnappen wir uns. Keine Sorge.“ Darauf rannte er z u sammen mit seinem Kameraden durch das Tor.
„Kommen Sie“, sagte Maggie. Gemeinsam mit Chad führte sie Yui zu e i nem Bürostuhl und ließ sie dort nieder. D ie Ärztin zog aus ihrem Rucksack eine silberfarbene Thermoskanne. Sie schraubte sie auf und goss dampfenden Kaffee in den Deckel, den sie Yui reichte. Yui zitterte so heftig, dass sie die schwarze Flüssigkeit verschüttete. Maggie füllte den Deckel erneut und führte ihn an ihre Lippen. „So ist es gut. Sie müssen etwas Warmes trinken. Eigen t lich müssten Sie sofort nach oben, sich heiß duschen und sich danach in mehrere Decken wickeln.“
„Ich will nicht zurück“, gab Yui von sich. Sie schlotterte, als stände sie u n ter Strom.
Maggie gab ihr erneut zu trinken.
Chad umfasste die Stuhllehne und beugte sich zu ihr herunter. Yuis E r scheinen hatte ihn völlig durcheinandergebracht. Er warf einen kurzen Blick hinüber zu Julia. Diese achtete nicht auf das, was sich um sie herum a b spielte. Sie stand noch wie gebannt vor dem, was sie hinter dem Tor entdeckt hatten.
Als er zusammen mit den anderen die Garage erreicht hatte, hatte ein la u tes, mechanisches Summen die frostige Luft erfüllt. Diesem waren schwere, schabende Geräusche gefolgt. Chad brachte diese in Zusammenhang mit den kreuzförmigen Stahlstreben. Die gewaltigen Metallstangen hatten sich um einen halben Meter zusammengezogen. Darauf drehten sie sich quietschend um hundertachtzig Grad. Wenige Sekunden später hatte sich das riesige Tor geöffnet, begleitet von einem tiefen Brummen. Die Dicke des Tores und der Wand, in die es eingefasst war, maß beinahe fünfzig Zentimeter. Noch e r staunlicher erwies sich der Anblick, der sich dahinter bot. Chad konnte noch immer nicht begreifen, was er vor sich sah. Und Yuis unerwartetes Ersche i nen hatte nicht unbedingt dazu geführt, dass er nun klarer sah.
Maggie rieb Yuis Arme und Rücken. Ihre Fürsorglichkeit war beeindr u ckend. Maggies eigentlicher Charakter
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