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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mehr Sorgen macht mir eine ziemlich große Verletzung am Bein, die nicht leicht zu behandeln war.«
    Richard fiel sofort auf, dass etwas nicht stimmte.
    »Was ist damit?«
    »Ist ’ne komische Sache …«
    »Inwiefern?«
    Parker strich über sein Kinn. »Schwer zu erklären. Am besten du siehst es dir selbst an …«
    »Ist sie ansprechbar?«
    »Schon, aber sie ist noch sehr schwach.«
    »Wird nicht lange dauern.«
    »Gut, dann komm.«
    Im rückwärtigen Teil des Zeltes hatte man für die Frau ein Feldbett aufgestellt. Die Patientin war in dicke Decken gehüllt und starrte teilnahmslos in die Luft. An der Schulter blitzte noch das Verbandszeug heraus, ansonsten deutete nichts auf ihre Verletzungen hin.
    »Es hat beinahe zwei Stunden gedauert, all die vielen kleinen Verletzungen zu verarzten«, sagte Parker. »Aber sie hat es tapfer durchgestanden. Sie ist überhaupt ziemlich zäh.«
    Die Augen der Frau richteten sich auf Richard. Er griff nach einem Stuhl und setzte sich.
    »Am besten, du hältst ein bisschen Abstand«, sagte Parker. »Und du darfst sie auf keinen Fall berühren. Sie ist in dieser Beziehung sehr heikel.«
    »Klingt, als hättest du schlechte Erfahrungen gemacht.«
    In diesem Moment betrat einer der beiden Sanitäter das Zelt, ein junger Mann mit kurzen Haaren und breiter Nase. »Das ist Herbert«, sagte Parker. »Er hat mir beim Dolmetschen geholfen. Ohne ihn wäre ich vermutlich nicht so weit gekommen.«
    Richard streckte die Hand aus. »Freut mich, Herbert. Haben Sie sie schon gefragt, ob sie weiß, wer die Siedlung angegriffen hat?«
    »Haben wir versucht«, sagte der Mann in gebrochenem Englisch. »Aber die Antworten sind immer gleich.«
    »Und wie lauten sie …?«
    »N’ekru ist gekommen. Böser Geist von der anderen Seite. Ist durch Portal gekommen und kann nicht mehr zurück. N’ekru ist wütend. Tötet Frauen, tötet Männer, zerstört die Stadt.«
    »Ein N’ekru?« Richard vergaß vor Verblüffung den Mund zu schließen. »Wenn das mal nicht interessant ist …«
    Parker blickte ihn aufmerksam an. »Jetzt sag nicht, dass du den Namen schon mal gehört hast.«
    »Doch«, sagte Richard. »Ist schon ewig her. Meine Mutter hat mir mal davon erzählt, daheim in Paris. Ein alte ugandische Legende über ein Ungeheuer, das in heißen Sommern kommt und wahllos tötet. Es treibt sich besonders gern in der Nähe alter Ruinen herum und saugt den Menschen den Lebenssaft aus. Angeblich ist es eine Kreatur, halb Mensch, halb Pflanze.« Er grinste. »Als Kind habe ich mich davor gegruselt.« Er öffnete die Umhängetasche und zog seine Kamera heraus.
    »Was ist das?«
    »Ich habe vorhin bei der Pyramide ein paar Bilder gemacht. Inmitten der Ruinen steht eine Statue. Amy erzählte mir davon, als wir über Burkes Brille sprachen. Warte mal einen Moment, ich hab’s gleich.« Er scrollte die Bilder durch, bis er fand, wonach er suchte.
    »Hier«, sagte er. »Das ist sie.«
    Parker blickte auf den kleinen Monitor und zoomte mit dem Steuerkreuz näher heran. Er sah aus, als habe er ein Gespenst gesehen.
    »Ich habe das immer als Ammenmärchen abgetan«, sagte Richard. »Ich war ziemlich überrascht, als wir diese Skulptur fanden. Genau so hatte mir meine Mutter den N’ekru immer geschildert. Die Pyramide ist übrigens voll mit Bildern davon. Dürfte den Archäologen die Freudentränen in die Augen treiben.«
    Parker nahm die Kamera und zeigte sie der Bugondefrau. Er tippte mit dem Finger auf den Monitor.
    Die Frau stieß einen kleinen Schrei aus und verbarg ihr Gesicht. Ein Zittern lief über ihren Körper und sie wimmerte leise.
    »Was soll das?« Richard runzelte die Stirn. »Kann mir mal einer erklären, was hier los ist?«
    Parker stand auf und ging zu einer der metallenen Verpflegungsboxen. Langsam öffnete er den Deckel. Er benahm sich, als habe er Angst, dass ihn etwas anspringen könnte. Richard fand sein Verhalten äußerst merkwürdig. Der Arzt beugte sich vor und entnahm der Kiste ein Einmachglas. Vorsichtig trug er es herüber.
    »Was ist das?«
    »Das war in der Wunde im Bein. Es hatte sich dort festgesetzt. Ich hatte alle Mühe, es herauszubekommen.«
    »Ein Splitter, na und?« Richards Augen verengten sich. Es war wirklich ein verdammt großer Splitter und er glänzte vor Feuchtigkeit. Er wollte sich schon daranmachen, den Deckel vom Glas zu schrauben, doch Parker hielt ihn zurück. »Das würde ich an deiner Stelle lieber nicht tun.«
    »Hm …?«
    »Ich zeig dir, warum. Hier, halt

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