Korona
entlang, ehe sie sich wieder in das sonderbare Gefährt begaben.
Es atmete tief ein, dann machte Es sich auf den Weg.
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D ie Geräusche im Inneren des Helikopters wurden leiser. Das Jaulen der Turbine erstarb, das Schwirren der Rotorblätter senkte sich auf ein erträgliches Niveau. Boden und Wände hörten auf zu vibrieren, das Klicken und Rattern der Relais erstarb.
Die beiden Piloten überprüften ihre Cockpitarmaturen, dann schalteten sie den Großteil der Geräte ab. Nach und nach erloschen die Lampen, die Zeiger der Messinstrumente schlugen auf null. Einzig das Funkgerät und die Hauptkontrolle der
Hind
blieben im Standby-Modus. Eine Notfallroutine, die verhindern sollte, dass das Aggregat aufgrund wetterbedingter Fehlfunktionen nicht mehr ansprang.
Winslow Mudanga vom
UPDF -Air Wing
gestattete sich einen kurzen Moment der Entspannung. Er griff nach dem Foto seiner jungen Verlobten, die daheim in Mbarara auf ihn wartete, und betrachtete ihr hübsches Gesicht. Sie stammte aus einer der angesehensten Familien des Ortes. Eine Frau, stolz und vornehm, um die viele seiner Kollegen ihn beneideten. Nur noch ein knappes Jahr, dann hatte er so viel verdient, dass er ein eigenes Haus kaufen und eine Familie gründen konnte. Wie sehr er sich auf diesen Moment freute!
Er steckte das Foto zurück hinter die Sonnenblende und folgte seinem jüngeren Kollegen nach draußen.
Der Rauch der brennenden Stadt trübte die Sonne. Schwaden stiegen in die Höhe und warfen rote Schatten. Unter ihnen erklang das Knacken und Bersten brennender Balken. Eine apokalyptische Szenerie. Winslow trat an den Rand der Klippe und blickte nach unten. Wer hatte das getan? Wer griff eine unbewaffnete Stadt an, tötete wahllos Menschen und zog sich dann wieder zurück, ohne eine Spur zu hinterlassen? Er hatte schon einige Einsätze im Norden geflogen, aber so etwas hatte er noch nicht erlebt. Er griff nach seiner Kalaschnikow und ging um den Helikopter herum.
Er entdeckte seinen Copiloten am Heck, den Oberkörper halb im Fahrwerksschacht steckend. Hämmernde Geräusche drangen an sein Ohr.
»Alles klar bei dir?«, fragte Winslow.
Sein Kollege tauchte wieder auf. »Ja, alles klar. Ich dachte, ich nutze die Zeit für eine kleine Inspektion. Der übliche Routinegang. Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen.«
Winslow musste lächeln. Sein Kollege war ein echter Schrauber. Nur glücklich mit einer Rohrzange und einem Dreizehner in der Hand.
»Und, wie sieht’s aus?«
»Alles okay. Ich checke gerade, ob das Gestänge bei der Landung an der Schlucht etwas abbekommen hat, aber soweit ich das überblicke, ist alles in Ordnung.« Er wischte die Hände an einem Lappen ab. »Der Anflug war ziemlich haarig.«
»Wem sagst du das. Eine Windbö, und es hätte uns in die Bäume gedrückt. Na ja, zum Glück ist alles gutgegangen.«
Die Landung steckte ihm noch in den Knochen. Völlig verantwortungslos, was Katumba da von ihm verlangt hatte. Einen Dinosaurier wie die
Hind
mit einer Präzision von wenigen Zentimetern zu landen war in etwa so schwierig, als würde man versuchen, einen Sattelschlepper rückwärts in eine Parklücke zu manövrieren. Zum Glück verstand er sich auf beides, aber er freute sich jetzt schon auf die drei Black-Hawks, die ihnen von der amerikanischen Regierung für nächstes Jahr zugesagt worden waren. Im Vergleich zu diesem Ungetüm waren diese Helikopter geschmeidige Raubtiere. Angeblich sollte damit sogar ein Looping möglich sein.
»Na ja, dann lass ich dich mal weitermachen«, sagte er. »Ich gehe zurück zum Funkgerät und höre, ob es schon was Neues gibt. Irgendwann muss diese Störung ja wieder behoben sein.« Er klopfte seinem Kollegen auf die Schulter und machte kehrt.
Noch keine drei Meter weit war er gekommen, als er ein seltsames Geräusch vernahm. Es klang wie ein Keuchen und kam aus dem Wald jenseits des Felsplateaus.
Sein Kollege tauchte aus dem Fahrgestellschacht auf.
»Was war denn das?«
»Keine Ahnung.« Winslows Augen verengten sich. Der Waldrand lag in schätzungsweise hundert Meter Entfernung. Die Bäume waren durch den Rauch nur als dunkle Schemen zu erkennen.
»Klang irgendwie seltsam.«
»Finde ich auch.« Er griff nach seinem Fernglas. Das Geräusch erklang erneut. Diesmal lauter. Das Gesicht des Copiloten war von Sorge erfüllt. »Ein Löwe oder eine Hyäne?«
Winslow suchte mit seinem Fernglas den Waldrand ab.
»Nichts zu sehen«, murmelte er nach einer Weile. Er setzte das Glas wieder ab.
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