Korona
so auffällige Leuchtfarbe, wir hätten sie doch eigentlich sehen müssen.«
Karl verschränkte die Arme. »Du denkst zu einseitig. Dieser Ort existiert in zwei Dimensionen. Einmal auf unserer Seite – der afrikanischen Seite – und einmal hier. Die Pyramide und das umgebende Waldland sind so eine Art Zentrum. Sie existieren sowohl hier als auch in unserer Welt. Je weiter wir uns aber von diesem Zentrum entfernen, desto größer werden die Abweichungen. Burke und seine Leute waren mit ihrem Camp viel näher am Zentrum, wurden also mitsamt ihren Habseligkeiten durch Raum und Zeit geschleudert, weshalb wir auf der afrikanischen Seite keine Gegenstände oder Hinterlassenschaften entdecken konnten.«
Amy zog die Augenbrauen zusammen. Immer wenn sie glaubte, es halbwegs verstanden zu haben, machten ihr die Ereignisse einen Strich durch die Rechnung.
»Ich bin mir bewusst, wie verrückt sich das anhört«, sagte Karl, »aber es ist die einzig mögliche Erklärung. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass wir eine Art Portal durchschritten haben und uns jetzt auf der anderen Seite befinden.«
Mellie hielt den Kopf schief. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Ein Portal?«
Karl nickte.
»Das ist doch Blödsinn«, schnaubte Dan. »Ich bin sicher, es gibt eine andere Erklärung.«
»So, welche denn?« Karl hob süffisant eine Augenbraue. »Schieß los, ich bin ganz Ohr. Lass uns an deinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben und erklär uns das hier bitte.«
Dan wandte sich mit einem zynischen Schnauben ab.
»War ja klar«, sagte Karl.
»Selbst wenn es so wäre«, sagte Amy, »was nützt uns diese Erkenntnis?«
»Zum einen kann sie uns helfen, uns der neuen Situation anzupassen, zum anderen besteht dadurch die Möglichkeit, dass Will und seine Leute noch leben und tatsächlich hier sind. Wenn wir es schaffen, sie zu finden, wären wir einen großen Schritt weiter.«
Amy geriet ins Grübeln. Insgeheim war sie dankbar dafür, dass Karl so einen kühlen Kopf behielt. Jeder andere wäre vermutlich irgendwann ausgerastet. »Das Lager sieht verlassen aus«, sagte sie. »Hier ist seit Wochen niemand mehr gewesen. Unsere Aufgabe wird es also sein, herauszufinden, wohin sie gegangen sind.«
»Aber zumindest haben wir jetzt wieder ein paar Lebensmittel«, fuhr Karl fort. »Dosen, Brot, Kekse, Vitaminpräparate. Sie werden uns helfen, die nächsten Tage zu überstehen. Leider haben wir auch hier kein Wasser gefunden.«
»Ich finde, wir sollten mal diese Felswand im Westen untersuchen«, sagte Ray. »Mit etwas Glück gibt es dort irgendwo ein kleines Rinnsal oder eine Spalte, in der sich Wasser gesammelt hat. Von irgendetwas müssen diese verdammten Pflanzen hier doch leben.«
»Ganz zu schweigen von den Männern in dem verlassenen Lager.« Amy strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ray und ich haben bei unserem Rückweg eine Stelle bemerkt, an der man vielleicht hinaufgelangen könnte. Ich würde vorschlagen, dass wir alles, was wir brauchen, zusammenräumen und zum Basiscamp an der Pyramide schaffen. Dann erkunden wir die Felswand. Kommt Leute, packt alle mit an.«
42
E s war früh am Nachmittag, als Richard und seine Leute von ihrer Inspektionstour zu der Pyramide heimkehrten.
Er war total erledigt. Sie hatten das ganze Gelände abgesucht, waren die Ruinen abgeschritten und hatten jede noch so kleine Spur verfolgt, doch von Amy und ihrem Team fehlte jede Spur. Wo konnten die Forscher nur geblieben sein? Es gab Hinweise, dass sie die Pyramide betreten hatten, doch was dann geschehen war, konnte sich niemand erklären. Die Spuren endeten einfach. Ein schier unüberwindlicher Berg von Fragen baute sich vor ihm auf.
Er hob den Kopf. Die Soldaten im Camp hatten ein Lagerfeuer entfacht. Der Geruch von gebratenem Fleisch hing in der Luft. Als er die Stimmen und das Lachen der Soldaten hörte, kehrten seine Lebensgeister zurück.
»Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich hätte nichts gegen ein gutes Essen und ein kleines Mittagsschläfchen einzuwenden«, sagte er an den Offizier gewandt.
Katumba nickte. »Geht mir genauso. Meine Beine sind schwer wie Blei. Allerdings muss ich zunächst noch meinem Vorgesetzten in Kampala Bericht erstatten. Er wird nicht erfreut sein, das kann ich Ihnen versprechen.« Düster blickte er in Richtung der Zelte. »Acht vermisste Ausländer. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.«
Richard nickte. »Nicht zu vergessen das zerstörte Dorf. Für mich ist das alles
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