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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sie. »Was habe ich gesagt? Keine Alleingänge mehr. Hört hier eigentlich irgendjemand auf das, was ich sage? Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege.«

46
    D umpfer Donner rollte über die Schlucht und verhallte jenseits der Berge. Das Krachen brach sich an den Felswänden der Schlucht und wurde mehrfach zurückgeworfen. Stewart Parker hob den Kopf und lauschte. Wie ein Gewitter klang das nicht.
    Richard, der neben ihm saß, betrachtete die seltsame Pflanze im Glas und hielt sie auf Augenhöhe. Er war immer noch ein wenig blass um die Nase. Stewart konnte das gut nachvollziehen. Kein Wunder, nach allem, was sie über den ekelhaften Schmarotzer herausgefunden hatten. Nicht nur, dass diese Ranke sich von tierischen Proteinen – also Blut, Fleisch und Gewebe – ernährte, nein, sie verfügte auch über ein in sich geschlossenes vegetatives System, das es ihr ermöglichte, ohne Verbindung zum Hauptorganismus zu existieren. Es verhielt sich so ähnlich wie bei bestimmten Würmern, bei denen jedes einzelne Segment einen eigenen, lebensfähigen Organismus ausbilden konnte. Stewart, der schon viele Jahre als Veterinär auf dem Buckel hatte, konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Exemplar leibhaftig vor Augen gehabt zu haben.
    Die Frage, die ihn am meisten quälte, war: Wie mochte wohl der Wirt aussehen? Glaubte man der Kriegerin, so musste er von riesenhaftem Wuchs und ungeheurer Kraft sein. Das Foto, das Richard von der Statue im Wald gemacht hatte, zeigte eine Kreatur halb Mensch, halb Pflanze, mit verdrehten und unproportionierten Gliedmaßen. Sie sah aus wie eine Pervertierung der Natur, wie ein Wesen, das nicht sein darf. War das der Killer, dem die Bugonde zum Opfer gefallen waren?
    Noch einmal erklang fernes Donnern. Richard stellte das Glas ab, stand auf und verließ das Zelt.
    Stewart und Wilcox sahen einander an, dann folgten sie ihm.
    »Irgendeine Ahnung, was das war?«
    »Klang, als sei etwas explodiert.«
    Draußen herrschte helle Aufregung. Über den Baumwipfeln war in einiger Entfernung ein Flammenball zu sehen. Wie ein Heißluftballon stieg er empor, wurde größer und löste sich schließlich in einer schwarzen Rauchwolke auf. Stewart überkam ein seltsames Gefühl. Plötzlich war eine Bewegung am Zelteingang zu sehen. Neben Wilcox war die Bugondefrau erschienen. Die Kriegerin blickte mit finsterem Gesichtsausdruck zu der Rauchwolke hinüber.
    Stewart versuchte, sie wieder ins Zelt zu bugsieren. »Sie dürfen sich nicht bewegen«, sagte er. »Ihre Verletzungen … Kommen Sie, stützen Sie sich auf meinen Arm, ich begleite Sie zurück.«
    Die Kriegerin beachtete ihn nicht.
»Siwulira bulungi. Ntya.«
    Noch einmal versuchte er die Frau zum Umkehren zu überreden, doch es war sinnlos. Stewart konnte sich nicht erinnern, schon einmal einen so halsstarrigen Patienten gehabt zu haben.
    Im Lager ging es drunter und drüber. Jen Katumba stand in der Mitte des Camps, gestikulierte wild mit den Armen und scheuchte seine Leute durch die Gegend. Stewart sah, wie Richard ein paar Worte mit ihm wechselte und dann wieder zu ihnen herüberkam.
    »Jetzt haben wir den Salat«, sagte er. »Jetzt nimmt das Militär die Sache in die Hand.«
    »Was ist passiert?«
    »Hast du denn die Explosion nicht gesehen?«
    »Doch schon. Ich dachte nur …«
    »Katumba schickt ein Suchteam los, um die Ursache zu ergründen. Der Rest ist dabei, das Lager zu befestigen.«
    »Befestigen? Wogegen?«
    Richard bedachte ihn mit einem schiefen Blick. »Dreimal darfst du raten. Deine Geschichte vom Schwarzen Mann scheint mächtig Eindruck gemacht zu haben.«
    »Schwarzer Mann?«
    »Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist. Ich rede von dem N’ekru. Die fangen jetzt an, eine Sicherheitszone einzurichten. Laserschranken, Bewegungsmelder und Sprengsätze, das ganze Programm. Dank dir werden wir erst mal einen schriftlichen Antrag stellen müssen, ehe wir pinkeln dürfen.«
    »Dank mir? Du tust gerade so, als sei das meine Schuld. Alles, was ich getan habe, war zu erzählen, was Elieshi mir berichtet hat. Hätte ich den Leuten das verschweigen sollen?«
    Richard bedachte die Kriegerin mit einem kurzen Blick, dann wandte er sich wieder Stewart zu. »Nein, aber du hättest wenigstens auf mich warten und die Sache mit mir absprechen sollen. Weißt du, hier in Afrika kursieren einige seltsame Legenden, und für viele Menschen sind sie mehr als nur Geschichten. Manche davon sind so furchterregend, dass von ihnen nur im Flüsterton

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