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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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erkennen, was es war, doch plötzlich huschte die Gestalt auf eine unbewachsene Zone.
    »Schau dir das an«, sagte er aufgeregt. »Ist das nicht das Tier, das wir heute Morgen im Unterholz gesehen haben?«
    Amy hielt das Glas an die Augen gepresst. Das Wesen kam jetzt genau auf sie zu. Es war offensichtlich, dass es auf der Flucht war.
    »Da hol mich doch …« Amy justierte die Schärfe. »Du hast recht. Sieht genauso aus wie die Kreatur, die uns heute Morgen beobachtet hat.« Sie drückte Ray das Glas in die Hand.
    Ray brauchte eine Weile, bis er den beweglichen Punkt gefunden hatte, dann sagte er voller Erstaunen: »Ein Gorilla.«
    »Ein bisschen kleiner als unsere Exemplare, aber ansonsten – ja, verdammt, du hast recht!«, stimmte Amy zu. »Aber was hat der hier verloren?«
    »Frag mich was Leichteres.«
    Die Barke hatte Fahrt aufgenommen und steuerte mit hoher Geschwindigkeit auf den flüchtigen Primaten zu. Die Jäger zogen den Kreis enger. Es war klar, dass sie dem Tier den Weg abschneiden wollten. Als der Gorilla bemerkte, was die Jäger vorhatten, wurde er langsamer. Er versuchte eine andere Strategie und wich nach links aus. Doch sein Versuch scheiterte, denn offenbar hatten die Jäger genau mit dieser Reaktion gerechnet. Ein lauter Knall ertönte, dann wirbelte ein Fangnetz durch die Luft. Es erwischte den unglücklichen Flüchtling mitten im Sprung und ließ ihn mit einem dumpfen Keuchen zu Boden stürzen. Der Aufprall war hart. Im Nu waren die Jäger bei ihm.
    Die Männer hatten dunkle Haut. Sie trugen rote Lederrüstungen mit Schulterplatten aus vergoldetem Metall sowie Waffen, die an Schwerter und Morgensterne erinnerten. In ihrer Linken hielten sie kunstvoll bemalte Schilde und auf ihren Köpfen trugen sie Helme, die mit schwarzen Federn besetzt waren.
    Eine hochgewachsene Erscheinung war an Bord des Schiffes geblieben und befehligte die Jäger von oben. Ihre Stimme ließ Ray innehalten. Er hob das Fernglas.
    »Eine Frau«, sagte er verblüfft. »Das Schiff wird von einer Frau befehligt.«
    Amy nahm ihm das Glas ab und blickte hindurch. »Sieh dir ihre Rüstung an«, sagte sie. »Genau wie bei den Bugonde.«
    Ray sah die Biologin scharf an. »Glaubst du etwa …?«
    Amy nickte. »Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir sehr bald herausfinden werden, was mit den Bewohnern von Kitara passiert ist.«
    Das Schiff schwebte jetzt senkrecht über dem Opfer. Der Gorilla versuchte schnaubend und tobend das Fangnetz abzustreifen. Einer der Krieger hob eine Waffe, ähnlich einem Morgenstern, und ließ sie mit aller Kraft auf den Rücken des Tieres niedersausen. Es gab einen dumpfen Schlag, dann ertönte ein wutentbrannter Schrei. Der Gorilla bäumte sich auf und schlug um sich. Das Netz hielt seinen Ausbruchsversuchen jedoch problemlos stand. Jetzt kamen auch die anderen Jäger herbei und schlugen der Reihe nach zu. Wieder und wieder sausten die furchtbaren Waffen auf den Rücken des wehrlosen Geschöpfes nieder. Jeder Schlag wurde von einem qualvollen Aufschrei quittiert. Blut glänzte auf den Waffen.
    »Mein Gott, die schlagen ihn ja tot.« In Amys Augen schimmerte das blanke Entsetzen. »Der arme Kerl wehrt sich ja kaum noch.«
    Die Bewegungen des Opfers wurden immer kraftloser. Seine Schmerzensschreie waren in leises Wimmern umgeschlagen.
    Amy stand auf.
    »Was hast du vor?«, fragte Ray
    »Verdammte Schweinerei«, stieß die Biologin hervor. Ihre Stimme bebte vor Wut. »Da reist man Millionen Kilometer, nur um hier dieselbe Scheiße wieder zu erleben.«
    »Amy, bitte …«
    »Ich werde denen jetzt einen Denkzettel verpassen, den sie nicht so schnell vergessen werden.« Sie zog ihre Waffe aus der Innentasche ihrer Jacke und marschierte auf die Jäger zu.

48
    A my schnürte es die Kehle zu, als sie sah, dass die Jäger immer noch auf das arme Geschöpf einschlugen. Die dumpfen Hiebe hallten bis zu ihr herüber. Was waren das nur für Barbaren? Was hatte das Tier ihnen getan? Es zu erlegen war eine Sache, es zu quälen und zu foltern eine andere.
    Sie war bis auf einen Steinwurf an die Jäger herangekommen, als diese sie bemerkten. Von einer auf die andere Sekunde hörten die Schläge auf. Ungläubig starrten die Männer zu ihr herüber. Endlos lange Sekunden standen sie nur da, dann wechselten sie ein paar kurze Worte und ließen von ihrem Opfer ab. Keulen und Schilde in Angriffshaltung, bildeten die vier Männer einen weitgezogenen Halbkreis. Ihr Ausdruck war alles andere als freundlich.
    Amy breitete

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