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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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der Speere, die einer der Posten achtlos neben sich abgestellt hatte.
    Ohne zu überlegen, ging sie auf die Männer zu. Ehe die beiden reagieren konnten, schnappte sie sich den Speer und kehrte damit zu Dan zurück. Wütende Schreie ertönten, als sie die Waffe auf Dan richtete. »Hör mir zu!«, sagte sie. »Ich sage das nur ein einziges Mal: Dies ist kein Traum. Ich meine es ernst. Ich werde dich verletzen, wenn du nicht sofort mit dem Scheiß aufhörst. Komm zu dir, verstehst du?«
    Dan drehte den Kopf in ihre Richtung. Sein Blick fiel auf den Speer. Die Spitze glitzerte im Schein der Lampen.
    »Verletzen?«, sagte er. »Lächerlich. Dieser Speer ist eine Illusion, genau wie du. Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe. Ich möchte einfach nur hier sitzen und darauf warten, dass ich wieder aufwache.«
    Amy biss die Zähne zusammen und stieß die Waffe nach vorn. Die messerscharfe Spitze traf den Oberarm und ritzte die Haut. Es war nur eine kleine Verletzung, aber Dan schrie vor Verblüffung und Schmerz laut auf.
    Die Jäger waren aufgesprungen und fuchtelten aufgeregt mit ihren Händen. Mit Handzeichen gaben sie Amy zu verstehen, sie solle die Waffe ablegen. Die Amazone auf dem Achterdeck hatte ihren Bogen gespannt und einen Pfeil auf sie gerichtet. Sollte sie doch. Amy war viel zu aufgebracht, um jetzt aufzuhören. Ihr Kopf bereitete ihr rasende Schmerzen. Die Wut über Dans Verhalten schnürte ihr die Kehle zu.
    »Macht, dass ihr wegkommt«, schrie sie ihre Entführer an. »Das hier geht euch nichts an. Es ist eine Sache zwischen ihm und mir, versteht ihr?« Noch einmal stach sie auf Dan ein, diesmal in den Oberschenkel. Der Geologe sackte mit einem Schmerzenslaut zusammen.
    Die Jäger wussten nicht, wie sie auf die Situation reagieren sollten. Offensichtlich hatten sie mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sich ihre Gefangenen gegenseitig angingen. Die Amazone gab Handzeichen, nicht in den Kampf einzugreifen.
    Ein Blutfleck breitete sich auf der Hose des Geologen aus. Es war nur eine leichte Stichwunde, aber Amy war sicher, dass es weh tat. »Na, was sagst du dazu?«, schrie sie Dan an. »Spürst du das? Glaubst du immer noch, es sei alles nur eine Illusion?«
    Die Augen des Geologen waren weit aufgerissen. In seinem Blick paarten sich Unglauben und Schmerz. Humpelnd wich er zurück.
    »… alles nur ein Traum«, stammelte er. »Schmerz … nicht real.«
    »Wenn alles nur eine Illusion ist, warum springst du dann nicht?« Amy wedelte ihm mit der blitzenden Eisenspitze vorm Gesicht herum. »Ist doch egal. Spring! Vielleicht wachst du dann auf. Komm schon. Hat doch jeder von uns im Traum schon einmal gemacht. Du wirst fallen und dann erwachst du. Ist doch nichts dabei. Warum das Unvermeidliche noch länger hinauszögern?« Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Die Klinge war nur noch wenige Zentimeter von seinen Augen entfernt.
    »Los jetzt: Auf die Reling!«
    »Warum … tust du das?« Dan hatte die Bordwand erreicht und blickte nach unten. Er war kreideweiß. Der Anblick schien ihn vollends aus der Fassung zu bringen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Ich … ich kann nicht«, sagte er. »Was soll ich machen? Hör auf … Amy.«
    »Du erinnerst dich an meinen Namen? Das ist immerhin ein Anfang. Und jetzt spring!« Die Klinge wich keinen Zentimeter von seinem Gesicht.
    »Aber natürlich erinnere ich mich an deinen Namen. Was soll die Frage?« Er bewegte sich, als wäre ihm schwindelig. »Ich verstehe das nicht …«, murmelte er. »Warum fällt es mir so schwer, zu springen?«
    »Weil es kein Traum ist«, sagte Amy. »Tief in deinem Inneren weißt du, dass die Illusion nur eine Wunschvorstellung ist. Eine schöne Fluchtmöglichkeit, um sich nicht mit der Wahrheit auseinandersetzen zu müssen.«
    Noch einmal blickte Dan nach unten. Seine Hände verkrallten sich in der Reling, seine Muskeln waren angespannt. Für einen Moment dachte Amy, er würde wirklich springen, doch dann taumelte er zurück. Er sah aus, als würde er von Krämpfen geschüttelt. Amy ließ den Speer fallen und beugte sich zu Dan hinunter. Die Amazone ließ ihren Bogen sinken. In Dans Augen standen Tränen. »Ich … kann es nicht«, schluchzte er. »Es geht einfach nicht.«
    »Natürlich kannst du nicht«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Dein Instinkt hat dir geholfen, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden.« Sie trat von ihm zurück. Die Jäger kamen von hinten und banden ihr die Hände auf dem Rücken zusammen. Es

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