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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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war ihr egal. Sie hatte erreicht, was sie wollte.
    Dan hockte da wie ein Häufchen Elend. Seine Augen schwammen in Tränen. Sie hätte ihn gern in den Arm genommen, doch das war nicht mehr möglich.
    »Es wird alles wieder gut«, sagte sie. »Du darfst jetzt die Hoffnung nicht verlieren. Solange wir zusammen sind, kann uns nichts passieren.«
    Dan ließ sich zu Boden sinken, vergrub den Kopf zwischen den Armen und weinte. Sein ganzer Körper zitterte.
    Amy tat leid, wie sie mit ihm umgesprungen war, aber ihr war nichts Besseres eingefallen. Zumindest hatte sie erreicht, was sie wollte. Dan war wieder bei ihr.
    In diesem Augenblick ging die Sonne hinter dem Schiff auf. Der fahle, schwefelgelbe Strich, der den Osten überzog, wurde rasch heller und schickte erste Strahlen in den Äther.
    Ein Ruf ertönte vom Mastbaum. Amy drehte den Kopf. Was da vor ihr aus dem Dunst auftauchte, verschlug ihr die Sprache.

57
    D ie frühe Morgensonne schien durchs Fenster und erlöste Karl aus einem unruhigen Fiebertraum. Er hatte geträumt, er wäre mit einem Schiff über stürmische Wellen gefahren, hätte gefährliche Klippen umschifft, nur um gegen Ende in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Noch immer glaubte er das Auf und Ab der Wellen zu spüren. Er hatte von Blitzen geträumt, von Hagel, Regen und Donnergrollen, doch jetzt hatte sich die See wieder beruhigt.
    Er öffnete seine Augen. Durch ein kleines rundes Fenster zu seiner Rechten strömte Licht in den Raum und zauberte einen hellen Kreis auf den Boden. Staubkörnchen funkelten im Sonnenschein.
    »Guten Morgen.«
    Karl fuhr herum. Neben ihm, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und eine Decke um sich geschlungen, saß Mellie. Sie sah aus, als habe sie im Sitzen geschlafen. Ihre Augen hatten dunkle Ränder und ihre Haare waren zerzaust. »Stürmische Nacht, nicht wahr?«
    »Hab nichts mitbekommen.« Er rieb über seine Stirn. Er hatte Kopfweh, außerdem klebte ihm die Zunge am Gaumen. »Wo sind wir?«
    »In der Stadt der G’ombe. Das war vielleicht ein Unwetter. Wenn es hier mal regnet, dann aber heftig. Spitz mal die Ohren, kannst du das hören?« Sie deutete mit dem Finger nach oben.
    Karl neigte den Kopf. Tatsächlich, da war ein Rauschen. Es schien direkt aus der Decke zu kommen.
    »Sie fangen den Regen in großen Vorratsbehältern ein«, sagte Mellie. »Damit kommen sie über die langen Dürreperioden.«
    Karl hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, aber das machte nichts. Er war froh, am Leben zu sein.
    Er lag in einer Art Hängematte, die zwischen zwei dicken Balken gespannt worden war. Sein Hemd war verschwunden und sein Oberkörper stattdessen mit Pflanzenfasern umwickelt. Von dem Speer, der in seiner Schulter gesteckt hatte, fehlte jede Spur. Eine vage Erinnerung an bärtige Gesichter und ungewaschene Körper flimmerte durch sein Gedächtnis.
    »Sie haben dich gestern Abend noch operiert«, sagte Mellie. »Ray und ich waren kaum von Bord, da haben sie dich schon abtransportiert. Sie wollten uns nicht sagen wohin, aber als wir dich das nächste Mal sahen, hatten sie den Speer schon entfernt. Sie scheinen Meister der Heilkunst zu sein.«
    »Sie?«
Er richtete sich ein wenig auf. »Von wem redest du die ganze Zeit?«
    »Weißt du nicht mehr, wer uns gerettet hat?«
    »In meinem Kopf sind nur flüchtige Bilder. Ich erinnere mich, dass es einen Kampf gegeben hat. Danach kommt ein großer Blackout. Wäre nett, wenn du mir auf die Sprünge helfen würdest.«
    Mellie sah ihn traurig an. »Mann, dich muss es ja wirklich ganz schön erwischt haben. Ich rede natürlich von den Gorillas.«
    »Gorillas?« Karl strich durch seine Haare. »Ich dachte … das hätte ich nur geträumt. Der Schamane, das Flugschiff … die Insel.«
    »Die G’ombe leben im Verborgenen«, sagte Mellie. »Sie verstecken sich vor den Jägern von Kitara. Nur so können sie überleben.«
    »Halt, halt, nicht so schnell. Fangen wir mal ganz von vorn an. Wo sind die anderen? Wo sind Amy, Dan und Ray?«
    »Ray ist fort, aber die anderen …«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Kannst du dich denn wirklich an nichts mehr erinnern?« Mellies Augen wurden traurig. »Sie wurden entführt. Sie wurden mit einem Netz gefangen und dann an Bord eines Schiffes gebracht. Wenn ich die G’ombe richtig verstanden habe, bringt man sie nach Kitara. Keine Ahnung, was die da mit ihnen vorhaben.«
    Karl hatte Schwierigkeiten, die Informationen unter einen Hut zu bringen. Was ihn am meisten verwirrte, waren die G’ombe.

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