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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gemeint.«
    »Aber das ist Irrsinn«, erwiderte Mellie.
    »Natürlich ist es das«, erwiderte Ray. »Aber ich würde es mir nie verzeihen, es nicht wenigstens versucht zu haben. Noch besteht die Chance, dass sie am Leben sind.«
    »Und wenn du es nicht rechtzeitig zurück schaffst? Du weißt ja noch nicht mal, wohin das Schiff geflogen ist.«
    »Da irrst du dich. Ich weiß ziemlich genau, wohin man die beiden gebracht hat. K’baa und der Älteste haben mir einiges erzählt. Es gibt eine Insel, größer als alles, was wir bisher gesehen haben. Eine fliegende Stadt, an deren Unterseite etwas ist, das sie die
Stummen Hallen
nennen. Dorthin bringen sie ihre Gefangenen und dorthin werde auch ich fliegen.«
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte Karl. »Eine Art Strafkolonie oder was?«
    Ray öffnete den Mund zu einer Erwiderung, schloss ihn dann aber wieder. Seine Hände waren ineinander verschränkt und seine Knöchel traten weiß hervor.
    »Es hat etwas mit der Legende der
N’ekru
zu tun.« Der Ire versuchte angestrengt, seinem Blick auszuweichen. Es schien ihn Überwindung zu kosten, über das Thema zu sprechen.
    »Ich … ich weiß nicht, ob ich euch das erzählen soll«, murmelte er. »Es ist nichts für schwache Nerven.«
    »Natürlich sollst du«, sagte Karl. »Du
musst
sogar. Schieß los, was haben dir die G’ombe erzählt?«
    »Während meines Fluges zur Pyramide habe ich einige Zeit mit K’baa verbracht.« Er berührte den Affen an der Schulter. »Es dauerte eine Weile, bis wir uns verständigen konnten, aber dann ging es ganz gut. Er ist ein guter Zeichner.« Ray lächelte traurig. »Erst tauschten wir Belanglosigkeiten aus, doch dann unterhielten wir uns über wirklich interessante Dinge. Er zeigte mir die Reliefs in der Pyramide und ich bemerkte, dass er sich gut auskannte. Nicht nur, was diese Welt betrifft – sie wird in der Sprache der G’ombe übrigens als
Atem des Windes
bezeichnet –, sondern mit allem, was hier so kreucht und fleucht. Er weiß auch etwas über das, was mit uns geschieht. Leuten, die, wie wir, die Barriere durchschritten haben.«
    »Dann gibt es also noch mehr von uns?«
    »Allerdings. Aber lasst mich weitermachen. Ich habe anfangs nicht kapiert, was er da erzählte, aber nach und nach verstand ich, wovon er redete. Wir, die Wanderer, sind eine ständige Gefahr für G’ombe. Es gibt Dutzende von Spähern, so wie K’baa, die nach Leuten wie uns Ausschau halten.« Er nahm einen Schluck Wasser. »Angefangen hat alles mit den Kitarern. Sie waren die ersten Menschen, die durch das Portal kamen. Pflanzen und Tiere hatte es schon immer gegeben, weswegen sich die Flora und Fauna in der Nähe des Portals auch so erstaunlich ähnlich sehen. Aber die Kitarer waren die ersten Menschen und sie brachten ein Übel über die Welt. Nicht mit Absicht, wohlgemerkt, und auch nicht von heute auf morgen. Der Verfall begann schleichend. Es ging damit los, dass es ihnen gelang, die Insel mit dem Portal zu verlassen und sich auszubreiten. Bald wurde bekannt, dass eine Insel gefunden worden war, die ihren Bedürfnissen entsprach. Ein riesiges Eiland, nur wenige Flugstunden von hier entfernt. Die Insel bot Wasser, Nahrung, Holz und Unterschlupf im Überfluss. Ein Paradies für die neuen Siedler. Sie ließen sich dort nieder und erbauten ihre Stadt. Wohlgemerkt, das alles geschah vor über zweitausend Jahren. Unglücklicherweise stießen sie bald auf etwas, womit sie nicht gerechnet hatten: ein natürlicher Feind in Form einer schmarotzenden Alge. Eine Lebensform, die wohl nur auf besonderen Inseln gedeiht. Diese Alge hat die Angewohnheit, humanoide Lebewesen zu befallen und zu etwas umzuformen, was nur noch mit viel gutem Willen als menschlich bezeichnet werden kann.«
    »Den N’ekru?«, flüsterte Mellie.
    Ray nickte. »Auf dieser Seite des Portals werden sie als
die Namenlosen
bezeichnet. Diese Kreaturen entpuppten sich als außerordentlich aggressiv und angriffslustig. Ihr könnt euch vorstellen, welches Entsetzen sie bei den Siedlern auslösten. Es muss damals zu schrecklichen Massakern gekommen sein. Viele Menschen verloren ihr Leben. Doch nach einer Weile kam man auf die Idee, die neu entstandene Lebensform zu eigenen Zwecken zu nutzen. Man baute einen eigenen Tempelbezirk – die
Stummen Hallen
 – auf der Unterseite der Insel. Dort waren die Kreaturen unter sich. Man versorgte sie mit Opfern und betete sie als Kriegerkaste an. Kurzum, man tat alles, um aus dem ehemaligen Feind einen

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