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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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als der Vorhang ihrer Wohnhöhle zur Seite gezogen wurde und Ray Cox erschien, verschwitzt und außer Atem.
    »Ihr werdet es nicht glauben.«
    »Was hast du gefunden?«, fragte Mellie.
    »Das, meine lieben Freunde, könnte die Antwort auf unsere Probleme sein.« Er zog ein Etui aus der Tasche und hielt es in die Höhe. »Es ist eine Botschaft. Lest selbst.«
    Mellie schnappte sich den Zettel und überflog die Notiz. Während sie las, stolperte Ray zu Karls Wasserkrug, setzte ihn an die Lippen und trank mit gierigen Schlucken das kühle Nass. Als er fertig war, winkte er in Richtung Tür. »Nun komm schon. Brauchst dich nicht zu genieren.«
    Der Vorhang wurde beiseitegeschoben und ein mächtiger Gorilla betrat den Raum. Karl erkannte K’baa sofort wieder. Die vielen Narben und der dunkle Fleck auf der Stirn machten den Schwarzrücken unverwechselbar. Ray reichte den Krug seinem Freund und wartete, bis er fertig getrunken hatte. Es dauerte nicht lange und Mellies skeptischer Ausdruck wich einem fassungslosen Staunen. »Wo hast du das her?«
    »Gefunden. Genau dort, wo wir unsere Nachricht versteckt haben. Es steckte in dem Spalt in der Statue.«
    »Das ist Richards Etui«, sagte Karl. Er wollte sich vorbeugen, doch eine schwarze, runzelige Hand hielt ihn zurück. »Ja, ja«, murrte Karl. »Ich soll mich nicht bewegen, ich soll stillhalten und mich entspannen. Aber ich will, verdammt noch mal, dieses Etui sehen. Großer Gott, Ray, du kannst dir nicht vorstellen, was ich hier durchmache. Sei bloß froh, dass es dich nicht so getroffen hat.«
    »Was hast du an Ch’kuns Heilkünsten auszusetzen? Zu mir war sie sehr nett und hilfsbereit.« Ray tätschelte ihr über den Rücken. Das Affenweibchen gab einen gurrenden Laut von sich.
    Karl verdrehte die Augen. Scheinbar steckten hier alle unter einer Decke. Er gab es auf, mit Ch’kun zu hadern. Nicht nur, weil sie ihre Pflichten als Dienerin sehr ernst nahm, sondern auch, weil sie ausgesprochen störrisch war. Sie wusste, dass es ihn fuchste, von ihr herumkommandiert zu werden, und sie schien jede Minute zu genießen. Allerdings ärgerte Karl sich nicht wirklich darüber. Zu einem gewissen Teil machte ihm das Spiel sogar Spaß. Er fand es recht einfach, die Gefühle der G’ombe zu lesen. Im Gegensatz zu den meisten Menschen waren sie unfähig, zu heucheln oder sich zu verstellen. Wenn sie lachten, dann lachten sie, und wenn sie wütend waren, waren sie wütend. Dann tat man besser daran, ihnen aus dem Weg zu gehen. Die meisten der G’ombe waren ihnen freundlich gesonnen, aber es gab Ausnahmen. Bei seinem ersten kurzen Spaziergang vor einer Stunde waren sie einigen Exemplaren begegnet, die ihnen unmissverständlich zu verstehen gegeben hatten, dass die Anwesenheit von Menschen in ihrer Stadt unerwünscht war.
    »Und das Messer?«, fragte er
    »Weg. Keine Spur mehr davon.«
    »Wenn ich mich schon nicht bewegen darf, könntest du mir den Inhalt dann wenigstens vorlesen, Mellie?«
    »Na schön, weil du’s bist.«
     
    Die Nachricht war in der Tat aufsehenerregend. Wenn es stimmte, was da stand, dann war es vielleicht doch noch nicht zu spät. Dann hatten sie noch eine letzte Chance heimzukehren.
    »Gib mal her.« Er streckte die Hand aus.
    Diesmal ließ Ch’kun ihn gewähren.
    Das Papier sah merkwürdig aus. Brüchig. Er hielt seine Nase darüber und schnupperte. »Ozon«, murmelte er.
    »Der Boden rund um die Pyramide war getränkt davon«, sagte Ray. »Ich vermute, es stammt von dem Unwetter letzte Nacht.«
    »Und es war stark genug, um die Botschaft zu transportieren«, sagte Karl.
    »Dann hältst du die Botschaft also für echt?«, fragte Mellie.
    Ray neigte den Kopf. »Du etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Das ist hundertprozentig Richards Schrift«, sagte Karl. »Schau dir nur den Schlenker an, den er unter jeden Absatz macht. Wenn es stimmt, was hier steht, dann müssen wir uns beeilen. Das Portal wird sich bald öffnen.«
    »In dreizehn Stunden, um genau zu sein«, sagte Ray. »Spätestens dann müsst ihr beide beim Portal sein.«
    Mellies Augenbrauen hoben sich um eine Nuance.
»Ihr beide?
Und was ist mit dir?«
    »Ihr werdet ohne mich aufbrechen müssen.«
    Karl ließ den Zettel sinken. »Was hast du vor?«
    Ray schüttete etwas Wasser in die hohle Hand und benetzte sein Gesicht. »Ich werde versuchen, Dan und Amy zu finden, und ehe ihr mich jetzt fragt, ob ich das ernst meine: Ja, das tue ich. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas ernster

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