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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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seinen Thron, steckte die Hände unter seine Tunika und fing an, an seinem Penis herumzuspielen.
    Die Kaiserin ging zu ihrem Thron und ließ sich darauf nieder. Ein dünner Milchfaden tropfte von ihrer Brust, lief über ihren schwarzen Bauch und hinterließ eine helle Spur, die in ihrer Scham endete. Sie bedachte Oyo mit einem strengen Blick, dann hob sie die Hand.
    »Wir dürfen jetzt vorgehen«, flüsterte der Botschafter und signalisierte Amy und Dan, dass sie ihm folgen sollten. Gemeinsam gingen sie los. Sie gingen an den Kriegerinnen vorbei, die ausdruckslos wie Sphinxe am Fuße der Treppe auf sie warteten, und schritten die Treppen empor.
    »Mir gefällt das nicht«, flüsterte Dan. »Hast du die Augen der Kaiserin gesehen? Das erkennt doch ein Blinder, dass die wahnsinnig ist.«
    Amy schwieg. Sie wusste genau, wovon Dan sprach, traute sich aber nicht, die Stimme zu erheben. Die Herrscherin und ihr Sohn hatten einen Glanz in den Augen, der an gefrorenen Stahl erinnerte. Nicht der Funken einer menschlichen Regung war darin zu entdecken.
    Als sie oben ankamen, stand ihnen eine neue Überraschung bevor. Die Haut der Kaiserin war übersät mit Tätowierungen und rituellen Narben. Schlangengleich ringelten sie sich über ihren Oberkörper. Ihre Brüste waren mit Piktogrammen übersät, die sich spiralförmig bis zum Bauchnabel zogen. Arme, Beine, ja selbst ihre Finger und Füße waren damit bedeckt. Ihr Körper war ein einziges Kunstwerk. Vermutlich hätte man Stunden gebraucht, um alle Symbole und Geschichten zu entschlüsseln. Sie war wie ein Geschichtsbuch ihres Volkes, eine wandelnde Chronik in Fleisch und Blut. Amy versuchte sich vorzustellen, wie viele Schmerzen und Qualen es gekostet hatte, den Körper derart zu verändern, doch es überstieg ihre Phantasie.
    Oyo hatte die oberste Stufe erreicht und warf sich vor seiner Herrscherin zu Boden. In schnellen, abgehackt klingenden Worten entbot er ihr seine Verehrung und kündigte die beiden Gäste an. Man musste kein Sprachgenie sein, um zu verstehen, was er sagte. Als er fertig war, erhob er sich wieder und trat mit gesenktem Kopf beiseite.
    Die Kaiserin begann zu sprechen. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Als sie fertig war, verneigte Amy sich und sagte: »Wir fühlen uns geehrt. Bitte verzeiht, wenn unsere erste Begegnung nicht friedlicher Natur war. Wir kamen nicht in böser Absicht, sondern in Unkenntnis eurer Gepflogenheiten. Wir waren müde und verwirrt.« Während Oyo übersetzte, flüsterte Dan: »Sie haben uns entführt, verdammt noch mal.«
    »Sei doch still«, zischte sie und fuhr dann fort: »Wir haben einen Grund, warum wir in euer Reich gekommen sind. Wir sind auf der Suche nach einem Freund, der seit hundert Tagen verschollen ist. Die Spuren lassen vermuten, dass er diesen Weg genommen hat. Sein Name ist William Burke.«
    Bei der Erwähnung von Burke huschte eine Regung über das Gesicht der Kaiserin
. »Hoyat’hen?«
    »Der Name«, übersetzte Oyo. »Wiederholt bitte noch einmal den Namen Eures Freundes.«
    »William Burke.«
    Die Augen der Herrscherin verengten sich um eine Nuance. Sie winkte eine der Wachen zu sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Frau verbeugte sich und eilte davon.
    »Was hat das denn jetzt wieder zu bedeuten?«, flüsterte Dan.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Amy. »Warten wir es einfach ab.«
    Schweigend standen sie da und warteten. Amy beobachtete den fetten Kronprinzen, der gelangweilt mit einem kleinen Messer die wundervollen Schnitzarbeiten zerstörte, mit denen sein Thron dekoriert war. Ein kleines Stück brach ab und landete auf dem Boden. Ehe er weitere Kerben ins Holz treiben konnte, kam die Wache zurück, ein Bündel in ihren Händen. Sie verbeugte sich und hielt der Kaiserin das Päckchen hin. Maskal Kibra Lalibela deutete mit einem Kopfnicken auf ihre Gäste, dann legte die Wache das Bündel vor ihnen auf den Boden.
    »Macht es auf«, sagte Oyo.
    Amy ging in die Hocke und zog die Lederschlaufen auseinander. Für einen Moment fürchtete sie, es würden abgeschlagene Hände, Finger oder andere furchtbare Dinge auf sie warten, doch ihre Sorge war unbegründet. Ein Paar Schuhe kam zum Vorschein, dazu eine Regenjacke und eine Umhängetasche.
    »Mein Gott«, flüsterte Amy. »Das ist Williams Tasche.«
    »Und seine Schuhe«, gab Dan zurück. »Eine Spezialanfertigung von
Crockett & Jones
in Northampton. Ich war dabei, als er sie dort abholte.«
    »Er war immer schon ein Snob.«
    »Aber charmant.«
    Amy

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