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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schmieren.« Amy lächelte grimmig. »Du weißt, das zieht bei mir nicht.«
    »Aber wenn es doch stimmt.« Richard wandte sich in gespielter Empörung an Ray. »Wussten Sie, dass es eigentlich Amys Verdienst war, dass wir die in Höhlen lebenden Gorillas entdeckt haben?«
    Ray runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, Burke …«
    »Will hat die Forschung weitergetrieben, stimmt«, sagte Richard. »Aber entdeckt hat sie Amy. Bei einem ihrer Streifzüge durch den Ruwenzori. Wenn man es genau nimmt, hätte man ihr eigentlich die Copley-Medaille verleihen müssen.«
    »Du weißt, dass ich mir nichts aus Ehrungen und Auszeichnungen mache«, entgegnete die Biologin. »Will hat die Gruppe als zentrales Element in seine Studien aufgenommen und die richtigen Schlüsse gezogen. Seine Veröffentlichungen waren bahnbrechend. Es war schon ganz richtig, dass er dafür den Preis bekommen hat. Diese Vortragsreisen wären ohnehin nichts für mich gewesen. Mein Platz ist hier.« Sie verstummte.
    Ray betrachtete sie unauffällig. Sein Instinkt sagte ihm, dass das nur die halbe Wahrheit war. Burke hatte sie verletzt. Und zwar weitaus mehr, als ihr damaliger Verlobter es jemals vermocht hätte. Er hätte gern noch mehr darüber erfahren, doch er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen. Er entschied, das Thema ruhen zu lassen.
    Vorerst.
    Er stand auf. »Bitte nehmen Sie es mir nicht übel«, sagte er, »aber ich muss in die Falle. Ich bin seit sechsunddreißig Stunden auf den Beinen und die Zeit im Krankenhaus war auch nicht wirklich erholsam.«
    »Kein Problem.« Richard legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich zeige Ihnen Ihr Quartier. Sie sollten gut ausgeschlafen sein, wenn Sie morgen Ihren Dienst antreten.«

6
    Drei Tage später …
    A my starrte mürrisch aus dem Fenster ihrer Blockhütte. Normalerweise setzte der Regen erst spät am Nachmittag ein, erstreckte sich bis in die Nacht und hörte erst in den frühen Morgenstunden wieder auf. Doch seit der Ankunft von Ray war das Wetter merklich schlechter geworden. Ein Dauerregen, wie es ihn seit Jahren nicht gegeben hatte, prasselte vom Himmel und verwandelte das Camp in ein Schlammloch. Das Dach dröhnte unter dem Ansturm der himmlischen Fluten. Immer wieder drangen einzelne Tropfen durch die Fugen im Blech und landeten platschend auf dem Holzboden. Weil das Wasser zwischen den Brettern nicht mehr ablaufen konnte, waren überall kleine Pfützen entstanden. Sie hatte zwar Plastikfolien ausgelegt, um ihre Zeitschriften und ihre elektronischen Geräte vor der eindringenden Feuchtigkeit zu schützen, aber das war bestenfalls ein Provisorium. Sie konnte nur hoffen, dass es etwas nutzte, denn beides – Fachbücher und technisches Equipment – waren in Uganda schlecht zu bekommen.
    Amy seufzte.
    Sie hasste Unordnung. Sie konnte es nicht leiden, wenn überall Folien herumlagen. Immer wenn sie an eines ihrer Bücher wollte, musste sie suchen. Und dann dieser ewige Slalomlauf. Sie liebte kurze Wege,
gerade
Wege. Ihre Hütte glich eher einem Hindernisparcours als einem Forschungslabor. Das nächste Mal, wenn sie nach Kampala kam, würde sie Teermatten kaufen, um das Dach abzudichten. Vorausgesetzt, der Regen hörte irgendwann mal wieder auf.
    Missmutig schaute sie nach draußen. Sie vermisste Will. Er war ein Arsch, keine Frage, aber im Moment hätte sie seine Führungsqualitäten gut brauchen können. Als er noch Leiter der Forschungseinrichtung gewesen war, war alles einfacher gewesen. Sie hatte sich in Ruhe ihren Beobachtungen und Studien widmen können, während er die Verwaltung und den ganzen Bürokram erledigte. Sie hatte forschen können und er herrschen. Beide hatten das getan, was sie am besten konnten. Doch mit der Entdeckung der Höhlengorillas war alles anders geworden. Will war von einem auf den anderen Tag abgedüst und hatte ihr die ganze Arbeit aufgehalst.
    Seit er fort war, hatte sie keine ruhige Minute mehr gehabt.
    Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, Forschungsleiterin zu werden, doch Whitman hatte einfach sämtliche Pflichten auf sie übertragen und sie war zu schwach gewesen, abzulehnen. Es war einfach so über sie gekommen – genau wie dieser Regen.
    An den Fensterscheiben strömten kleine Rinnsale herab, die sich auf der Veranda zu großen Pfützen sammelten und den Hang hinabflossen. Der Blick hinüber zu der Vulkankette war von dunklen Wolken versperrt. Es sah aus, als habe jemand den Himmel mit grauen Tüchern verhängt. Von Zeit zu Zeit sah sie den

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