Korona
Fähigkeiten unserer Spezies gewaltig.«
»Und was ist mit den Treibhausgasen, den CO 2 -Emissionen, dem ganzen Zeug? Es ist doch erwiesen, dass wir daran schuld sind.«
»Guter Punkt«, nickte Karl. »Weißt du, woher das meiste CO 2 stammt, das unsere Atmosphäre aufheizt? Ich will es dir verraten: aus den Ozeanen. Klimaforscher, insbesondere die Glaziologen, haben herausgefunden, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einem Anstieg der Erdtemperatur und dem des Kohlendioxids gibt.«
»Natürlich gibt es den«, warf Amy ein, »ist doch logisch.«
»Aber nicht so, wie du denkst. Der CO 2 -Anstieg findet zeitlich gesehen immer
nach
einer Klimaerwärmung statt. Er ist also nicht deren Ursache, sondern deren Folge. Die Verzögerung beträgt ein paar hundert Jahre.«
»Du willst mich verschaukeln.«
»Schau dir die Temperatur- und Kohlendioxid-Diagramme an. Die Kurven sind eindeutig.« Karl zuckte die Schultern. »Wasser erwärmt sich nun mal langsam. Die Erwärmung führt zu Ausgasung und die wiederum führt zu einem Treibhauseffekt. Eine Rückkopplung.« Er zuckte die Schultern. »Ich will ja nicht sagen, dass der Mensch ganz unschuldig ist. Wir tragen mit unserem sorglosen Verheizen fossiler Brennstoffe einen erheblichen Teil zu der Misere bei, aber nicht in dem Maße, wie Politik und Medien uns das glauben machen wollen.«
»Aber warum sollte man uns dann so eine Geschichte erzählen?«
»Um Angst zu schüren.« Karl lächelte geheimnisvoll. »Angst ist der Motor. Angst treibt uns Menschen zu mehr Leistung an, zu höherem Konsum und zu einer wachsenden Wirtschaft. Angst bedeutet Macht. Wer sein Volk in einem immerwährenden Stadium der Angst hält, kann es besser kontrollieren. Letztendlich dreht sich alles immer nur um Macht und Geld.«
»Dann hat die Klimaerwärmung also etwas mit der Sonne zu tun?«, fragte Ray.
»Fast alles auf unserem Planeten hat mit der Sonne zu tun«, erwiderte Karl. »Jeder Schnupfen von ihr, jeder Husten, jeder Temperaturanstieg hat für uns weitreichende Folgen. Wir befinden uns mitten in einem Sonnenmaximum, was soll ich euch erzählen?«
Schweigen erfüllte die Runde. Alle schienen über Karls Worte nachzudenken. Amy wollte gerade nach ihrer Wasserflasche greifen, als ihr auffiel, dass es im Wald verdächtig still geworden war. Irgendetwas stimmte nicht. Kein Affe, kein Vogel, nicht mal das Summen von Insekten war zu hören.
Sie legte den Finger auf ihre Lippen.
»Habari zenu?«
Es war die Stimme eines Mannes. Er sprach Suaheli. Amy spähte ins Unterholz.
»Habari zetu ni nzuri.«
Sie konnte nichts erkennen.
Auf einmal schälte sich eine Gestalt aus dem Bergwald.
Ein Soldat.
Er trug die Uniform der ugandischen Regierungstruppen. Die Maschinenpistole im Anschlag, kam er langsam auf sie zu. Sein Gesicht drückte Argwohn aus. Er musterte Amy, dann umrundete er langsam die Gruppe. »Who are you?
Tourists?«
Sein Englisch war etwas holperig, aber gut zu verstehen. Der Mann gehörte offensichtlich zu einer Patrouille. Ganz gewiss war er nicht allein. Irgendwo waren Gewehrläufe auf sie gerichtet.
»Wir gehören zu einer Forschungsgruppe, die etwas weiter oben ihr Lager aufgeschlagen hat«, antwortete sie. »Wir wollten uns gerade dorthin begeben.«
»Haben Sie Pässe und Arbeitsgenehmigungen?« Sein Blick war misstrauisch, aber nicht feindselig.
»Natürlich. Dan, gib mir mal deinen Rucksack.«
Der Geologe reichte ihn rüber und Amy entnahm der hinteren Tasche eine Dokumentenmappe. »Hier.« Sie reichte dem Soldaten ihre Ausweise und ihre Forschungspapiere. Der Mann untersuchte aufmerksam die Bescheinigungen. Als er bei Ray ankam, stutzte er. »Gerade erst eingereist?«
»Ja.«
Er warf dem Iren einen skeptischen Blick zu.
»Sie sehen nicht aus wie ein Wissenschaftler.«
»Ray ist ein neuer Mitarbeiter«, antwortete Amy. »Seit dem Verschwinden unseres Kollegen ging es bei uns drunter und drüber. Wir benötigten Verstärkung. Ray wird uns bei der Erforschung der Umubano-Gruppe zur Hand gehen.«
»Hm.« Der Soldat blätterte in dem Pass, als wäre er ein Buch, in dem lauter interessante Sachen zu lesen waren. Wieder und wieder verglich er das biometrische Foto mit dem Original. Endlich klappte er den Pass zu.
»Scheint so weit alles in Ordnung zu sein.«
Amy seufzte erleichtert. Der Umgang mit Militärs war immer eine zwiespältige Angelegenheit. Manche von den Burschen waren extrem schnell mit dem Finger am Abzug, andere wiederum genossen es einfach, einen
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