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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zu schikanieren. Dieser hier schien jedoch einer von der harmlosen Sorte zu sein. Er gab ein Zeichen mit der Hand, und auf einmal geriet der Wald in Bewegung. Von überall tauchten plötzlich weitere Soldaten auf. Sechs junge Burschen, manche kaum älter als sechzehn. Ihre Gesichter blickten streng. Man sah, dass sie ihren Auftrag sehr ernst nahmen. Es bestand kein Zweifel, dass sie sofort abdrücken würden, wenn man ihnen den Befehl dazu gab.
    Der Anführer schob seine Mütze in den Nacken und kratzte über seine Stirn. »Dann gehören Sie also zu Burkes Leuten?«
    »Er war mein Vorgesetzter, ja«, gab Amy zurück.
    Der Mann nickte. »Ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Wie es scheint, ist Ihr Camp einer Gruppe von Wilderern zum Opfer gefallen. Die Spuren sind noch frisch. Kaum älter als einen Tag. Sie haben alles kurz und klein geschlagen. Den Rest haben sie angezündet.«
    Amy spürte, wie es ihr das Herz zuschnürte. »Können Sie uns hinführen?«
    »In Ordnung. Kommen Sie.«
    Im Schlepptau der Soldaten erklommen sie den steilen Berghang. Schon von weitem stieg ihnen der Geruch von verkohltem Holz und verschmortem Kunststoff in die Nase. Amys Gedanken gingen in verschiedene Richtungen. Warum war das Lager geplündert worden? Von wem? Schlimmer noch: Was war mit den Gorillas?
    Sie konnte nur beten, dass ihnen nichts geschehen war. Die Affen lebten so versteckt, dass man sie selbst mit guter Ortskenntnis kaum finden konnte, aber eine Garantie war das nicht.
    Schweigend und mit eiserner Entschlossenheit kletterten sie das letzte Stück zum Lager empor. Der Boden war weich und machte das Gehen zur Qual. Immer wieder rutschte sie aus und musste sich irgendwo festhalten. Ihre Hände waren von dem dornigen Gestrüpp schon ganz aufgerissen.
    Zehn Minuten später waren sie da.
    Es war schlimm. Schlimmer, als sie befürchtet hatte. Auf einer Fläche von etwa dreißig Metern standen die traurigen Überreste von Burkes Camp. Von den Zelten, den Tischen, Feldbetten und Ausrüstungsgegenständen war kaum noch etwas übrig. Was die Diebe nicht wegschaffen konnten, hatten sie in einem Anfall blinder Zerstörungswut zerschlagen, zertrampelt und abgefackelt. Aus einigen der Aschehaufen stieg immer noch Rauch. Zum Glück hatten Amy und ihre Leute den Großteil der wirklich teuren Geräte bei ihrem ersten Besuch gleich mitgenommen. Trotzdem war es ein schmerzlicher Verlust. Es würde Wochen dauern, bis sie neues Equipment bewilligt bekamen, abgesehen von dem Aufwand, all das in diesen entlegenen Teil der Welt zu schaffen.
    »Kommen Sie«, rief ihr der ugandische Offizier zu. Er deutete auf eine Stelle, an der keine Blätter lagen. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Im Matsch waren Abdrücke zu sehen. Sie hockte sich hin und fuhr mit ihrem Finger darüber.
    Fragend hob sie den Blick. »Turnschuhe?«
    Der Offizier nickte. »Das ist auch meine Einschätzung.«
    »Was bedeutet das?« Ray war zu ihnen gekommen und untersuchte die Abdrücke.
    »Ein Indiz, dass es tatsächlich Wilderer waren«, sagte Amy. »Soldaten tragen Armeestiefel, und die Pygmäen sind barfuß unterwegs.«
    Ray musterte den Abdruck. »Wie lange ist das her?«
    Der Soldat zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Vier Stunden, vielleicht fünf. Das Wasser beginnt bereits an den Rändern einzusickern, sehen Sie?«
    »Dann sind sie sicher längst über alle Berge.«
    »Das ist zu vermuten.«
    »Wir müssen sofort zu den Gorillas.« Amy stand auf. An den Offizier gewandt, sagte sie: »Am besten, Sie bleiben mit Ihren Männern im Lager. Die Tiere werden unruhig, wenn zu viele Leute in der Nähe sind.«
    »Kein Problem«, erwiderte der Soldat. »Wir werden nach weiteren Spuren Ausschau halten.«
    Amy holte ihre Karte aus der Innentasche ihrer Jacke und orientierte sich. »Mellie, Dan, Karl, lasst eure Rucksäcke hier. Alles, was wir brauchen, sind die Taschenlampen. Die Höhle liegt eine knappe Viertelstunde von hier, in nordwestlicher Richtung. Ray, Sie bleiben nah bei mir. Wenn die Gorillas verängstigt sind, können sie gefährlich werden. Achten Sie besonders auf den Silberrücken. Er ist meist im Hintergrund und schwer zu entdecken. Aber täuschen Sie sich nicht. Er beobachtet alles ganz genau und wehe, er hält uns für eine Bedrohung, dann wird es haarig.«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes.« Ray lächelte. »Ich kenne den Codex. Klein machen, Blickkontakt vermeiden, nach etwas Essbarem greifen und ein beruhigendes Räuspern ausstoßen.«
    »Dann wissen Sie

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