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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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vermutete, dass die beiden kein Englisch konnten, aber ganz genau wussten, wovon er redete. Ihre angstgeweiteten Augen sprachen jedenfalls Bände.

12
    D ie Gefangenen hockten gut verschnürt und mit finsterem Blick an einen Baum gelehnt, während Ray den anderen erzählte, was in der Höhle geschehen war. Alle Mitglieder des Teams, einschließlich des Offiziers, hatten sich um ihn geschart und hingen an seinen Lippen. Auch Amy lauschte seinem Bericht, und je länger sie lauschte, umso unfassbarer erschien ihr die Tatsache, dass er immer noch am Leben war. Es war eine so packende Räuberpistole, dass sie beinahe vergaß, sauer auf ihn zu sein. Und dabei hatte sie doch allen Grund dazu, schließlich hatte er ihre Anordnung missachtet und war auf eigene Faust losgezogen. Damit hatte er nicht nur sein Leben und das der Gorillas aufs Spiel gesetzt, sondern das ganze Team in Gefahr gebracht. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was er ihnen erzählte, dann hatte Ray Cox mehr Glück als Verstand gehabt.
    »Die Begegnung mit Leonidas war das Unglaublichste, was ich je erlebt habe.« Ray öffnete seinen Rucksack und holte eine Tube Klebstoff heraus. »Ich hatte wirklich das Gefühl, er würde jedes Wort begreifen. Versteht ihr, nicht nur den Klang meiner Stimme, sondern jedes meiner Worte.« Er krempelte seinen Ärmel hoch. Auf seinem Unterarm war eine etwa fünf Zentimeter lange Schürfwunde. Er drückte einen Streifen Klebstoff aus der Tube und schmierte ihn auf die Verletzung.
    Amy verzog das Gesicht. »Soll Mellie die Wunde mal begutachten?«
    Ray blickte kurz zwischen der Botanikerin und der Expeditionsleiterin hin und her, dann schüttelte er den Kopf. »Schon erledigt.« Er krempelte das Hemd wieder runter. »Mein Allheilmittel. Desinfiziert, verschließt und fällt irgendwann von allein ab. Für kleine Wehwehchen ideal. Möchte sonst noch jemand?« Als niemand antwortete, zuckte er die Schultern und steckte die Tube wieder weg.
    Der Offizier klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Einen guten Assistenten haben Sie da, Mrs.Walker. Leichtsinnig, aber mutig. Mit seiner Hilfe ist es uns endlich gelungen, Rasteau dingfest zu machen.«
    Amy hob den Kopf. »Philippe Rasteau?«
    »Genau der.«
    »Ist nicht Ihr Ernst!«
    Der Offizier zeigte ihnen den Ausweis, den er dem Mann abgenommen hatte. »Er hat sich einen Bart wachsen lassen und seine Haare gekürzt, aber er ist es ganz eindeutig.«
    Mellie rückte näher, um einen Blick auf das Passbild zu werfen. »Rasteau? Wer soll das sein?«
    »Wir haben ihn schon lange im Verdacht, illegal mit Gorillajungtieren zu handeln«, erläuterte Amy. »Tierhandel im großen Stil. Rasteau ist eine Schlüsselfigur in der Wildererszene. Das dürfte der Organisation einen ziemlichen Schlag versetzen.«
    »Das sehe ich auch so.« Der Offizier lächelte zufrieden. »Und das alles haben wir Ihrem fähigen Mitarbeiter zu verdanken.«
    Ray deutete mit einem Kopfnicken zu den Gefangenen hinüber. Auf einer Bahre lag, dick bandagiert und mit Gurten gesichert, der zerschundene Körper des Wilderers. »Wird er überleben?«
    »Wir werden sehen«, sagte der Offizier. »Er ist schlimm zugerichtet. Der Schlag muss furchtbar gewesen sein. Wenn er überlebt, wird er vermutlich sein Leben lang unter den Folgen zu leiden haben.«
    »Er faselte irgendetwas von
Mikeno«,
sagte Ray. »Mein Französisch ist nicht besonders gut, aber dieser Name ist mir in Erinnerung geblieben.«
    Amy hob überrascht die Augenbrauen. »Mikeno ist eine Region in den kongolesischen Virungas. Dort hat es kürzlich einen Übergriff auf Gorillas mit vielen Toten gegeben. Drei Jungtiere wurden dabei entführt. Wir haben auf die Mai-Mai getippt …«
    »Vermutlich hatte Rasteau auch dort seine Finger im Spiel.« Der Offizier überprüfte, ob seine Pistole gesichert war und schob sie dann ins Halfter. »Wir werden dieser Spur nachgehen, sobald wir die Bande in Fort Portal abgeliefert haben. Es ist anzunehmen, dass die Tiere noch nicht außer Landes geschafft wurden. Für gewöhnlich dauert es eine Weile, bis alle Stellen informiert und geschmiert worden sind. Wir werden uns gleich mit den Rangern auf der kongolesischen Seite in Verbindung setzen. Jetzt, wo wir Rasteau haben, werden wir auch sein Versteck finden, und mit ein bisschen Glück sind die drei Jungtiere bald wieder in freier Wildbahn. Da wir schon beim Thema sind. Wie geht es Ihren Gorillas?«
    »Alles bestens«, sagte Amy. »Ich habe mir die Gruppe gründlich

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