Korona
angesehen. Es scheint, dass sie alle mit dem Schrecken davongekommen sind.«
»Keine Verletzungen? Nicht mal durch Querschläger?« Der Offizier wirkte ehrlich verblüfft. »Die Höhle war voll mit Patronenhülsen.«
»Nichts«, sagte Amy. »Es ist wie ein Wunder. Die Gruppe ist während des Angriffs in eine der Nischen geflohen und dort geblieben, bis alles vorbei war. Die Höhlen reichen teilweise mehrere Meter ins Gestein. Die Kugeln konnten ihnen dort nichts anhaben. Sie sind wirklich sehr clever.«
»Wohl wahr.« Der Offizier stand auf und klopfte den Staub von seiner Hose. Er setzte sein Barett auf und strich die Falte glatt. »So gern ich mit Ihnen auch weiterplaudern würde, aber die Zeit drängt. Der Krankenwagen, den ich über Funk angefordert habe, müsste bald am Fuße der Hügel eintreffen und wir haben noch einen strammen Marsch vor uns. Sind Sie sicher, dass Sie hier oben allein klarkommen?«
»Jetzt, wo die Gefahr gebannt ist, sehe ich da kein Problem.« Amy stand ebenfalls auf. »Wir haben hier noch einiges zu tun. Vielleicht kann man das eine oder andere hier im Lager doch noch retten. Außerdem wollten wir uns nach unseren vermissten Kollegen umsehen. Ich weiß, wie schlecht die Chancen stehen, aber vielleicht finden wir etwas. Das Glück war uns heute ja ausnahmsweise einmal gewogen.«
»Dann wünsche ich Ihnen alles Gute.« Der Offizier machte Anstalten zu gehen, dann schien ihm doch noch etwas einzufallen. Er hustete kurz und trat dann einen Schritt auf sie zu. Als er sprach, tat er das mit gesenkter Stimme. »Wissen Sie, es ist uns streng verboten, Außenstehenden etwas über laufende Ermittlungen zu verraten, aber nach Ihrem beherzten Einsatz heute schulde ich Ihnen Dank.«
Amy lächelte ihm aufmunternd zu. »Aus unserem Munde wird niemand etwas erfahren.«
»Na schön, hm.« Er sandte einen verstohlenen Blick in Richtung seiner Leute. Die jungen Soldaten waren jedoch allesamt damit beschäftigt, die Gefangenen im Auge zu behalten.
»Wenn Sie etwas über den Verbleib Ihrer Leute herausfinden möchten, hätte ich vielleicht einen Tipp für Sie.« Er zog eine Karte heraus und faltete sie auseinander. »Kennen Sie die Kitandara-Seen?«
»Aber natürlich«, sagte Amy. »Sie liegen etwa zwei Tage von hier entfernt, auf dreitausend Metern Höhe. Eine wilde und abgelegene Gegend.«
Der Offizier nickte. »Wenn Sie dem Fluss, der aus dem westlichen See kommt, für etwa zehn Kilometer talabwärts folgen, gelangen Sie in das Gebiet der Bugonde.« Er deutete auf die entsprechende Stelle der Karte. »Ein ziemlich scheuer und weltfremder Stamm. Sie mögen Fremde nicht, besonders wenn es Soldaten sind. Sie haben eine Schamanin als Oberhaupt und behaupten, Nachfahren des Königreichs von Kitara zu sein. Ein seltsamer Menschenschlag, dem man mit Vorsicht begegnen sollte.«
Amy nickte. »Ich habe von ihnen gehört. Sie leben in einer vorzeitlichen Form des Matriarchats. Die Ethnologen zerbrechen sich noch immer den Kopf darüber, woher diese Kultur stammen könnte. Ich bin aber selbst noch nie dort gewesen. Ich verstehe aber leider immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
»Das werde ich Ihnen erklären. Unsere Vorgesetzten in Fort Portal gaben uns den Auftrag, einigen Beschwerden ortsansässiger Reiseunternehmen nachzugehen, die von den Bugonde aus ihrem Territorium vertrieben worden waren. Sie wollten eine Wanderroute durch ihr Gebiet legen und stießen auf erbitterten Widerstand. Sie wissen vermutlich, dass solche Routen nur mit Einwilligung der betroffenen Stämme vorgenommen werden dürfen.« Er faltete die Karte wieder zusammen. »Wie dem auch sei, unser Besuch war nicht besonders ergiebig. Die Schamanin lehnte ein Gespräch ab und verwies auf ihre Rechte, denen zufolge sie jede Störung als kriegerischen Akt betrachten dürfe. Leider steht das ugandische Recht dabei auf ihrer Seite. Mein Besuch war aber trotzdem recht interessant. Von einem Bauern erfuhr ich, dass kurz zuvor eine Gruppe von Wissenschaftlern das Gebiet durchkreuzt hatte und zur Schamanin vorgeladen wurde. Ich meine mich zu erinnern, dass in diesem Zusammenhang auch der Name
Burke
fiel. Als ich die Frau darauf ansprach, bestritt sie vehement, dass eine solche Begegnung jemals stattgefunden habe. Sie wurde regelrecht feindselig und drohte uns mit dem Tod, falls wir uns nicht umgehend entfernten. Sie können sich vorstellen, dass wir keine Lust hatten, es darauf ankommen zu lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Wie ich schon
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