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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Bilder.« Sie strich eine rote Locke aus ihrem Gesicht. »Bilder von mir … und dir.« Sie fuhr mit dem Finger über ihre Unterlippe. »Ich weiß auch nicht, was mit diesem Kontinent los ist, aber es gibt diese Nächte, da kann ich an nichts anderes denken. Und hier ist es besonders stark. Kann sein, dass der Mond hier heller scheint als bei uns, kann sein, dass die Luft hier anders riecht … Seit du in unser Team gekommen bist, kann ich kaum noch an etwas anderes denken.« Sie blickte ihm lange in die Augen, dann umfasste sie seinen Nacken und zog ihn langsam heran. Ihre Lippen legten sich sanft und kühl auf seinen Mund. Sie roch nach Blumen, eine Mischung aus Rosen und Lavendel. Ray fühlte, wie ihm der Kuss zu Kopfe stieg. Es war ewig her, dass er mit einer Frau geschlafen hatte. So lange, dass er fast keine Erinnerung mehr daran hatte. Er wusste auch nicht, ob er nicht einen Riesenfehler beging, wenn er sich auf so ein Abenteuer einließ. Vorsichtig löste er seine Lippen von ihrem Mund.
    Mellie legte den Kopf schief und hob die Augenbrauen. »Was ist los? Hast du etwa keine Lust?«
    »Das nicht gerade.«
    »Findest du mich nicht attraktiv?«
    Er strich sanft über ihre Schultern. »Wie könnte ich dich nicht attraktiv finden?«, sagte er. »Du bist süß, du bist sexy und begehrenswert, es ist nur …«
Himmel,
wie sagte er das jetzt, ohne sie zu verletzen?
    »Du bist nicht in mich verliebt. Ist es das, was du mir sagen willst?«
    »Ich möchte dir nicht weh tun.«
    Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihren Mund. »Sei ganz unbesorgt, das wirst du nicht. Genau genommen weiß ich selbst nicht, wo das enden wird. Ich weiß nur, dass ich von dir im Arm gehalten werden will. Ich verspreche dir, du brauchst mich nicht zu heiraten, aber heute Nacht will ich dich haben, verstehst du, Ray Cox?« Sie zog ihr T-Shirt über den Kopf und blickte ihn frech an. Ihre Brüste waren klein und wohlgeformt und schimmerten wie Marmor im kalten Licht des Mondes. Ihr Lächeln war so verführerisch, dass Rays Widerstand zu schwinden begann. Als sie ihm das Hemd über den Kopf zog und damit begann, den Knopf seiner Hose zu öffnen, ließ er es einfach geschehen. Ihre Hände schienen mit Elektrizität aufgeladen zu sein, als sie über seine Haut strichen.
Gott,
schoss es ihm durch den Kopf,
was tue ich eigentlich hier?
Natürlich würde es Schwierigkeiten geben, Mellies Beteuerungen zum Trotz. Solche Dinge waren immer mit Schwierigkeiten verbunden, doch heute Nacht war ihm alles egal.
     
    Im Schatten zwischen den Bäumen war eine Bewegung zu sehen. Ein Mann stand dort, ein Schatten in der Nacht. Er beobachtete die beiden Liebenden eine ganze Weile, dann machte er kehrt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sein Atem ging stoßweise. Er hatte genug gesehen. Mit energischen Schritten ging er zurück zu den Zelten. Ein Lichtstrahl fiel durch die Zweige und auf sein Gesicht. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst und in seinen Augen funkelte blanker Hass.

14
    Zwei Tage später …
    E s war Mittag, als die fünf Wanderer den Westgrat des Weismann erreicht hatten und damit begannen, entlang eines sanft geneigten Höhenrückens um das Massiv herumzugehen. Dahinter, so hatte ihnen Amy versichert, begann das Tal, von dem der Offizier berichtet hatte.
    Sie waren mittlerweile auf dreitausend Metern angelangt und die Luft war schneidend kalt. Der tropische Dschungel lag hinter ihnen, und sie hatten die Region der Nebelwälder erreicht. Keuchend, seine Jacke trotz der Kälte weit geöffnet, trabte Ray hinter den anderen her. Sein Atem bildete feine Nebelschleier in der Luft. Die Berge wirkten, als stünden sie in einer anderen Welt – in einer anderen Zeit. Es kam ihm vor, als liefen sie über den Rücken eines atmenden, fühlenden Wesens. Alles um sie herum vibrierte vor Leben. Der Boden unter den Füßen, die Pflanzen, selbst der türkisfarbene Himmel mit seiner Sonne, die wie ein scharfkantiger Edelstein am Himmel prangte, alles war erfüllt vom Geheimnis der Schöpfung. So musste sie gewesen sein, die Welt vor vielen Millionen Jahren. Kein Vergleich zu dem, was einem Bücher, Dokumentarfilme oder Vergnügungsparks weismachen wollten. Dies hier war unverfälscht, hautnah und echt.
    Der Weg führte über einen sanft geneigten Hang, der von bizarr anmutenden Pflanzen bewachsen war. Baumhohes Kreuzkraut, Tussock-Gras und zwei Meter große Lobelien, Wälder aus Bambus, Farn und meterhohen Heidebüschen,

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