Korona
sehen. Nicht mal eine Maus würde lebendig an ihnen vorbeikommen.
Ray saß in der Falle.
Er war drauf und dran, sich zu ergeben, als er ein dumpfes Schnauben vernahm. Er spürte, wie etwas Behaartes an ihm vorüberstrich und ihn sanft an der Schulter berührte. Intensiver Schweißgeruch stieg ihm in die Nase, dann sah er einen gewaltigen Schatten, der auf die Eindringlinge zusteuerte. Es war der Silberrücken. In seiner Pranke hielt er etwas, das in seinem Umriss verdächtig der mächtigen Holzaxt ähnelte, die Ray bei seiner ersten Begegnung gesehen hatte. Doch sosehr er auch die Tapferkeit des Gorillamanns bewunderte, sosehr befürchtete er, dass er gegen die drei allein keine Chance haben würde. Er musste ihm helfen, irgendwie, oder das Tier würde die nächsten Minuten nicht überleben. Ray riss seine Schuhe von der Schulter und schleuderte sie gegen die rechte Höhlenwand. Sofort ertönte das Krachen der Waffen.
Bisher waren die drei nur auf ihr Gehör angewiesen, doch das würde sich bald ändern. Einer von ihnen nestelte bereits an seiner Tasche herum, augenscheinlich auf der Suche nach einer zweiten Lampe. Ray wusste, dass es dazu nicht kommen durfte. Er musste dem Silberrücken mehr Zeit verschaffen. In einem Anfall von Tollkühnheit und weil ihm im Moment einfach nichts Besseres einfallen wollte, verließ er seine Deckung und hob die Hände.
»Ne pas tirer, je me résulterait!«
Atemloses Schweigen erfüllte die Höhle. Der eine hatte sogar aufgehört, nach Licht zu suchen.
»Je me résulterait!«
Ob sein rudimentäres Französisch wohl ausreichen würde, seine Gegner zu verwirren? Warum antworteten sie nicht?
Er begann sich gerade zu fragen, ob er nicht eine riesengroße Dummheit gemacht hatte, als von links ein wütender Aufschrei ertönte. Ein schwarzer Schatten trat vor sein Gesichtsfeld und löschte das wenige Tageslicht, das hereinströmte. Der Silberrücken war unbemerkt näher gekommen und hob seine Waffe. Die Männer reagierten in Panik. Der eine versuchte, seine Pistole auf den Affen zu richten, doch ein dumpfer Schlag fegte ihn zur Seite, wo er bewusstlos liegen blieb. Die beiden anderen machten auf dem Absatz kehrt und flohen aus der Höhle. Sie kamen nicht weit. Der wütende Silberrücken brachte sie mit gezielten Schlägen zu Fall. Ihre Schreie hallten durch den Wald. Ray rannte hinterher.
Was er sah, ließ ihn erschrocken innehalten. Der mächtige Gorillamann saß auf seinen Opfern und ließ seine Axt neben ihnen in die Erde fahren. Der Boden erzitterte unter den furchtbaren Schlägen. Den Männern stand die Todesangst ins Gesicht geschrieben. Sie wussten, dass nur noch ein Wunder sie retten konnte.
»Halt!«, rief Ray. »Töte sie nicht.«
Leonidas hielt inne und blickte ihn aufmerksam an. Ray senkte seinen Kopf und umrundete den Silberrücken. In Reichweite der furchtbaren Axt kauerte er sich zu Boden. »Tot nützen sie uns nichts«, sagte er. »Wir müssen herausfinden, wer sie sind und für wen sie arbeiten, damit so etwas nicht wieder geschieht, verstehst du? Wenn du sie jetzt tötest, dann kann das den Untergang deiner Familie bedeuten. Dann werden wir nie herausfinden, wer sie sind. Du willst doch sicher sein, dass so etwas nicht noch einmal geschieht, nicht wahr? Also leg deine Waffe weg und schone sie.« Seine Stimme klang ruhig, aber bestimmt. Er wusste selbst nicht, warum er mit dem Tier sprach, vielleicht, um den Mut nicht zu verlieren. Leonidas ließ ein dumpfes Grollen hören. Auch wenn er die Worte nicht verstand, so schien er doch zu spüren, dass von den Wilderern keine Gefahr mehr ausging. Ray ergriff ihre Pistolen und warf sie ins Gebüsch. »Hier, siehst du? Jetzt können sie dir und deiner Familie nichts mehr anhaben. Du musst sie am Leben lassen, verstehst du? Nur so können sie uns nützen.«
Der Silberrücken blickte ein paarmal zwischen ihm und den wimmernden Opfern hin und her, dann schnaubte er abfällig und kehrte in seine Höhle zurück. Ray atmete auf. Die Gefahr war gebannt.
Seine Gefangenen waren wie versteinert. Ehe sie auf dumme Gedanken kamen, zog er sein Armeemesser aus der Scheide und richtete es auf sie.
»Der Erste, der Mätzchen macht, bekommt meine Klinge zu spüren. Oder soll ich euch gleich zurück in die Höhle schicken? Ist eure Entscheidung, aber ich an eurer Stelle würde jetzt nicht mal daran denken, irgendwelche Dummheiten zu machen. Wir haben uns verstanden,
n’est-ce pas?«
Sein Mund zeigte ein grimmiges Lächeln. Er
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