Korona
et faites gaffe, elles sont vachement rapides, ces petites bêtes.«
»Et on fait quoi si un des vieux arrive?«
»Tirez-dessus, comme à Mikeno. Vous n’allez pas avoir de remords, quand même?«
Die Stimmen klangen rauh und unangenehm. Auf dem Rücken liegend blickte er nach oben. Über die Decke huschten schwache Lichtschimmer. Er verlangsamte seine Atmung und versuchte seinen Puls zu beruhigen.
Während er so dalag und wartete, schweiften seine Gedanken ab. Er wusste nicht warum, aber plötzlich kam ihm eine Episode aus seiner Kindheit in den Sinn. Es war auf der Geburtstagsparty eines Freundes. Er mochte damals zehn oder elf gewesen sein. Der Freund kam aus einer wohlhabenden Familie, einer der wenigen, die es in Irland gab. Wie sich die Wege der beiden Jungen gekreuzt hatten und warum aus diesem ungleichen Paar Freunde geworden waren, das fanden weder seine Eltern noch die des anderen Jungen heraus. Tatsache war aber, dass sie unzertrennlich wurden und so gut wie nichts ohne einander unternahmen. Während Rays Eltern die Verbindung zwar kopfschüttelnd, aber mit Wohlwollen zur Kenntnis nahmen, entstand auf der anderen Seite ein regelrechter Widerwille gegen ihn, weil er mit den ewig durchlöcherten Hosen und schmutzigen Hemden durch die Gegend lief. Es wurden Pläne geschmiedet und Strategien entworfen, wie man diese Liaison torpedieren könnte, doch letztendlich waren sie alle zum Scheitern verurteilt. Die beiden hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Die Geburtstagsfeier war Ray deswegen so gut in Erinnerung geblieben, weil sie der krönende Abschluss einer Diffamierungskampagne gegen ihn war, die seit zwei Jahren andauerte. Die Mutter seines Freundes hatte die Party organisiert und eine Menge Kinder aus der Verwandtschaft und dem gehobenen Freundeskreis eingeladen. Ray war ein Einzelkind aus ärmlichen Verhältnissen und wurde vom ersten Augenblick an mit Spott und Misstrauen konfrontiert. Sein Freund stand zwar auf seiner Seite, war aber zu beschäftigt, um ihn vor den andauernden Demütigungen zu schützen. Alles entwickelte sich so, wie von der Mutter geplant. Klar, er hätte die Party vorzeitig verlassen können, doch sein Stolz verbot es ihm, klein beizugeben. Die Chance zu einer Revanche kam, als man beschloss, das schöne Wetter zu nutzen und draußen Verstecken zu spielen. Der Garten seines Freundes war ein etwa zwei Hektar großes Areal, das dicht mit alten Büschen und Bäumen bestanden war. Dem Gewinner winkten fünf Pfund – für jemanden wie ihn eine unvorstellbare Summe. Er stand mehrere Runden durch, bis nur noch vier Kinder übrig waren. In diesem Moment fand er ein Versteck in der Krone einer alten Weide, direkt am See. Die Äste bildeten ein perfektes Nest in etwa drei Metern Höhe, vom Boden aus uneinsehbar und schwer zu erreichen. Er war ein guter Kletterer und erreichte sein Ziel, kurz bevor das gegnerische Team eintraf. Er konnte hören, wie sie um den Baum herumliefen. Als sie nichts fanden, zogen sie weiter. Später hörte er dann Rufe, doch er wollte sich nicht in eine Falle locken lassen. Er wollte diesen eingebildeten Gören beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Er würde die fünf Pfund kassieren, und danach würde nie wieder einer von ihnen es wagen, ihn zu hänseln.
Zehn Minuten hatte er gewartet, dann war er eingeschlafen. Als er die Augen wieder aufschlug, war es bereits dämmerig gewesen. Man hatte über eine Stunde nach ihm gesucht und dann die Gäste nach Hause geschickt. Seit diesem Tag hatte er Hausverbot bei seinem Freund. Das Geld hatte er nie erhalten.
»Allez, allez!«
Eine Stimme weckte Ray aus seinem Tagtraum.
»Ils sont là-bas. Attention.«
Die Worte erklangen unmittelbar neben seinem Ohr. Vorsichtig hob er den Kopf. Zwei Männer gingen direkt unterhalb seines Verstecks vorbei. Der vordere war der Weiße mit der Rangerausrüstung. Seine Jagdflinte hielt er im Anschlag. Der andere hielt eine Taschenlampe, deren Strahl unter der Höhlendecke wirre Muster zeichnete. Es waren doch ursprünglich vier gewesen, wo steckten die anderen?
Einen stummen Fluch auf den Lippen, wartete Ray, bis die beiden an ihm vorübergegangen waren, dann riskierte er einen Blick nach hinten. Die beiden anderen Wilderer waren damit beschäftigt, irgendetwas am Höhleneingang aufzustellen. Fangnetze vermutlich.
Was sollte er jetzt tun? Sollte er den Eindringlingen in den Rücken fallen oder doch lieber abwarten? Ehe er zu einem Entschluss gekommen war, erklang aufgeregtes
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