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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Geschrei, gefolgt von dumpfem Grunzen und Stampfen. Die Affen waren auf die Wilderer aufmerksam geworden. Im Schein der Taschenlampe konnte Ray den gewaltigen Silberrücken sehen, der aufgebracht vor seinen Weibchen hin und her preschte. Immer wieder blieb er stehen, stellte sich auf die Hinterbeine und klopfte auf seine Brust. Sein markerschütterndes Gebrüll ließ die Wände erzittern. Die Jäger waren nicht beeindruckt. Während der eine den prächtigen Gorillamann mit seiner Lampe gefangen hielt, hob der andere sein Gewehr und legte in aller Seelenruhe an. Der Augenblick der Entscheidung war gekommen. Ray krabbelte an seinem Sims bis nach vorn, kauerte an der Kante und sprang dann aus seinem Versteck, dem Schützen direkt in den Rücken. Mit einem Keuchen brach der Ranger zusammen. Der Schuss löste sich und schlug nur wenige Zentimeter oberhalb von Leonidas’ Kopf in die Decke. Ray stolperte der Länge nach über den Schützen, direkt vor die Füße des aufgebrachten Gorillas. Er sah, wie Staub aufwirbelte und eine Pranke durch die Luft sauste, dann spürte er einen heftigen Schlag. Tausend Sternchen explodierten in seinem Kopf. Er hörte, wie einer der Gehilfen seine beiden Kollegen zu Hilfe rief, und sah, dass er etwas aus seinem Gürtel zog. Eine rostige Machete blitzte auf. Ray konnte gerade noch zur Seite rollen, als die metallene Klinge funkensprühend und mit einem Knirschen neben ihm einschlug. Nur ein paar Zentimeter und sein Schädel wäre gespalten gewesen. Wutentbrannt hob der Wilderer die Machete zu einem zweiten Schlag, doch diesmal war Ray vorbereitet. Er wirbelte um die eigene Achse und fegte dem Mann mit einem gezielten Tritt die Beine unter dem Leib weg. Der Sturz wurde mit einem dumpfen Aufschlag und einem vielversprechenden Stöhnen quittiert. Die Taschenlampe flog im hohen Bogen durch die Luft und blieb außerhalb der Kampfzone liegen, wo sie den aufwirbelnden Staub in blutiges Rot tauchte. Langsam kam Ray wieder zu Atem. Er wollte gerade sein Messer ziehen, als er einen dunklen Schatten aufragen sah. Der Anführer hatte sich von seinem Angriff erholt und war wieder auf den Beinen. Mit kalter Entschlossenheit hob er das Gewehr. Die Mündung war direkt auf Rays Kopf gerichtet. Ray spürte, dass sein letztes Stündchen geschlagen habe. Während er innerlich schon den Schuss erwartete, bekam er unerwartete Schützenhilfe.
    Wutschnaubend preschte der Silberrücken auf den Franzosen zu. Schrecken leuchtete in den Augen des Mannes. Er wollte seine Waffe herumreißen, doch der Affe war schneller. Eine Pranke sauste durch die Luft und fegte den Jäger von den Beinen. Ray sah ihn durch die Luft fliegen und mit einem furchtbaren Krachen gegen die Felswand schlagen. Wie eine leblose Puppe sackte er zu Boden. Sein zersplittertes Gewehr hielt er immer noch in den Händen.
    Der andere Wilderer hatte jetzt endgültig genug. Fluchend rappelte er sich auf und rannte in Richtung Ausgang. Das Schicksal seines Bosses schien seinen Mut getrübt zu haben. Ohne dessen blutgetränkten Körper nur eines Blickes zu würdigen, stürmte er hinaus.
    Er war noch nicht weit gekommen, als er seinen beiden Kollegen in die Arme lief, die vom Kampflärm und den Hilfeschreien angelockt in die Höhle gerannt kamen. Aufgeregt in Rays Richtung fuchtelnd, erklärte er ihnen, was geschehen war. Die beiden zogen ihre Pistolen und richteten sie auf Ray.
    Diesmal würde ihm niemand zu Hilfe kommen.
    Geistesgegenwärtig hechtete Ray nach rechts. Er packte die immer noch brennende Taschenlampe und schmetterte sie gegen den Felsen. Augenblicklich erlosch das Licht. Mit einer letzten Anstrengung rollte er wieder nach links und zog den Kopf ein. Keine Sekunde zu früh, denn in diesem Augenblick war es, als würde die Hölle losbrechen. Schüsse krachten, Mündungsfeuer zuckte auf und überzog die Felswände mit einem Stakkato greller Lichtblitze. Der Lärm war ohrenbetäubend. Immer wieder sirrten Querschläger an seinem Ohr vorbei, prallten an den Felsen ab und fielen klirrend zu Boden.
    Das Feuer hielt noch ein paar Sekunden an, dann verstummte es. Die Luft war mit Pulverdampf gesättigt. In die Stille hinein war das Wimmern der Affen zu hören. Ray konnte nicht sagen, ob einer von ihnen getroffen war oder ob sie einfach nur Angst hatten. Er hoffte jedoch inständig, dass die Wilderer so klug waren, nicht auf ihre wertvolle Beute zu schießen.
    Die Silhouetten der drei Männer waren vor dem hellen Höhleneingang als schwarze Schemen zu

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