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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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noch den Unschuldigen! Ist das zu fassen?« Dan nickte. »Na, dann werde ich euch mal auf die Sprünge helfen. Wer hat denn damit geprahlt, eine Viertelstunde vor den anderen wach geworden zu sein? Wer sagt uns denn, dass es statt einer Viertelstunde nicht eine ganze Stunde war? Oder zwei? Unsere Uhren funktionieren nicht mehr, er hätte also bequem das ganze Zeug zusammenraffen und irgendwo verstecken können. Vielleicht hat er alles zusammen in die Schlucht geworfen, um seine Spuren zu verwischen? Vielleicht war das ja sein Plan: uns alle umbringen und dann klammheimlich verschwinden. Dem Kerl traue ich alles zu.«
    Ray hatte jetzt endgültig genug. Blitzschnell legte er seine Hand um den Hals des Geologen und drückte ihn gegen den nächsten Baumstamm. »Halt dein Lügenmaul oder ich prügle dir das letzte bisschen Verstand aus dem Schädel, du verdammter …«
    »Lass ihn los.«
Kalter Stahl drückte von hinten gegen seinen Nacken. »Lass ihn sofort los oder ich drücke ab, das schwöre ich bei Gott.« Amys Stimme war kaum mehr als ein Zischen. Ein Lauf bohrte sich schmerzhaft in seine Haut. Er wandte den Kopf. »Eine Waffe?« Er lockerte seine Hände. »Du überraschst mich, Amy.«
    »Ich habe immer einen Plan B in der Tasche, das solltest du doch allmählich wissen.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Ray, ob er sich umdrehen und die Waffe an sich reißen sollte. Er war sicher, dass er das schaffen würde. Schnell genug war er. Andererseits würde er Dan damit nur in die Hände spielen. Was immer während der letzten Stunden geschehen war, sie würden es nur herausfinden, wenn sie zusammenhielten.
    Langsam löste er seinen schraubstockartigen Griff. Mit einem würgenden Laut stürzte der Geologe zu Boden. Er keuchte und ächzte, als habe sein letztes Stündlein geschlagen. Zugegeben, sein Gesicht hatte während der letzten Minute einen leichten Stich ins Violette bekommen, aber so fest hatte Ray auch wieder nicht zugedrückt. Es war offensichtlich, dass Dan simulierte.
    Würgend und strampelnd rang er nach Luft, ein erbärmlicher Auftritt. Karl und Mellie waren sofort bei ihm. Sie öffneten seinen obersten Hemdknopf und fächelten ihm Luft zu.
    »Was ist nur in dich gefahren?«, zischte Mellie. »Du hättest ihn beinahe umgebracht.«
    »So schnell stirbt niemand«, sagte Ray, doch die Botanikerin hörte gar nicht zu. Zärtlich strich sie über die Stirn des Geologen. »Alles klar, Dan? Wir sind bei dir.«
    Ray verfluchte seine Unbeherrschtheit. Jetzt würde alles noch schwerer werden. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich war unbeherrscht. Mein Fehler, wird nicht wieder vorkommen.« Er schluckte seinen Zorn herunter. »Seine Anschuldigungen waren völlig aus der Luft gegriffen, das hat mich auf die Palme gebracht. Ich schwöre euch, ich habe keine Ahnung, was hier passiert ist. Ich war nicht mal in der Nähe des Lagers. Amy lag nur wenige Meter entfernt im Wald. Als ich sie fand, habe ich sie sofort zu euch gebracht. Wie hätte ich wohl das ganze Camp in dieser kurzen Zeit leerräumen sollen? Seht euch doch mal um: Hier ist nicht der kleinste Papierschnipsel, keine Schnüre, keine Abdrücke, nichts. Wer auch immer das hier gewesen ist, er hat es gründlicher gemacht als jedes Räumkommando. Und dann die Uhren. Sie alle sind exakt um dieselbe Zeit stehengeblieben. Bin ich das etwa auch gewesen? Wenn ihr mich fragt, hier geht etwas sehr Merkwürdiges vor. Anstatt uns gegenseitig das Leben schwerzumachen, sollten wir lieber herausfinden, was geschehen ist.«
    Er blickte in die Runde. Wenn seine kleine Rede irgendeinen Eindruck hinterlassen hatte, so war davon wenig zu spüren. Eisiges Schweigen schlug ihm entgegen. Nicht mal Mellie stand noch auf seiner Seite.
    Amy war die Erste, die das Wort ergriff, doch was sie zu sagen hatte, war wenig ermutigend. »Nichts dergleichen werden wir tun«, sagte sie, während sie die Pistole wieder einsteckte. »Wir werden wie geplant von hier aufbrechen. Erst über die Brücke, dann zur Stadt der Bugonde und zurück zu unseren Fahrzeugen. Sobald wie Fort Portal erreichen, werde ich dich den zuständigen Behörden übergeben und dann, so Gott will, werden wir nie wieder etwas von dir sehen oder hören.«

31
    R ichard konnte nicht behaupten, alles verstanden zu haben, was Krausnick ihm da am Telefon erzählt hatte, aber es reichte aus, um sämtliche Alarmglocken läuten zu lassen.
    Etwas war geschehen. Etwas, das selbst diese klugen Leute auf Teneriffa trotz ihres

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