Korona
Ende und in seiner Stimme schwang Stolz mit.
»Was werde ich finden, wenn ich dorthin reise?«
Sind meine Freunde noch am Leben?,
schoss es ihm durch den Kopf, doch er ließ den Gedanken unausgesprochen.
Krausnick ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
»Bei einer solchen Energiemenge?«, sagte er schließlich. »Ich weiß es nicht. Praktisch ist alles möglich. Von kleinen Schäden in der Botanik bis hin zur totalen Verwüstung. Sie sollten auf das Schlimmste vorbereitet sein.«
Richard ließ seinen Bleistift kreisen. So viele Fragen, so wenig Antworten. So viel
Wenn
und
Aber.
Unendlich viele Gleichungen mit ebenso vielen Unbekannten. Er spürte, dass es Zeit war, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
»Ich danke Ihnen, Professor«, sagte er. »Sie haben mir sehr geholfen.«
»Was werden Sie jetzt unternehmen?«
»Ich muss mir ein Bild von der Lage vor Ort machen. Ich werde umgehend ein Team zusammenstellen und herausfinden, was da oben los ist.«
»Seien Sie um Gottes willen vorsichtig«, mahnte Krausnick. »Achten Sie auf alles, was Ihnen irgendwie seltsam oder ungewohnt erscheint.«
Richard runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
»Kann ich nicht sagen«, erwiderte der Sonnenforscher. »Ist so ein Gefühl. Ich könnte mir vorstellen, dass eine solch große Menge Energie Spuren hinterlassen hat. Wenn tatsächlich ein Loch ins Raumzeit-Kontinuum gestoßen wurde, dann hätten wir es mit einer Tür zu tun. Einer
Tür,
die in beide Richtungen schwingt.«
Richard dankte Krausnick in aller Form und unterbrach dann die Verbindung. Eine Tür, die in beide Richtungen schwingt? Wovon, in Gottes Namen, faselte der Physiker da? Sie hatten doch nur vom Ausfall der Satelliten gesprochen, oder war da noch mehr?
Er schaltete den Computer ab, trat vor die Tür und blickte hinaus. Es regnete immer noch. Das Wasser floss in breiten Strömen über den Weg und seitlich den Hügel hinab.
Er schlug seinen Kragen hoch. Es half nichts, er musste das Militär hinzuziehen. Der Umgang mit Soldaten war zwar nicht unbedingt sein Ding, aber er stand vor der Aufgabe, ein gut funktionierendes Bergungsteam zusammenzustellen, und darin waren die Militärs nun mal unschlagbar. Außerdem brauchte er Leute mit Nerven und Erfahrung, die auch mit ungewöhnlichen Situationen umgehen konnten. Und vor allem brauchte er einen Hubschrauber.
Agnes Liebermann von der Uni Frankfurt würde während seiner Abwesenheit die Leitung des Lagers übernehmen. Die Artenkundlerin war eine erfahrene Biologin und ein echtes Organisationstalent.
Mit einem mürrischen Blick in den Himmel marschierte er in Richtung Funkstation. Er hatte gerade einen neu entstandenen Bach überquert, als er ein schwaches Motorengeräusch hörte. Dem Tuckern nach zu urteilen ein Landrover. Richard wischte die Tropfen von der Brille und hielt Ausschau. Schon bald sah er Scheinwerfer im Dickicht, gefolgt von einem ramponierten Kotflügel und einem unverwechselbaren Deckaufbau. Kein Zweifel, Wilcox und Parker. Eigentlich hatte er die beiden nicht vor Einbruch der Nacht erwartet, doch irgendetwas schien dazwischengekommen zu sein.
Das Fahrzeug war von oben bis unten mit Lehm bespritzt. Die Scheibenwischer arbeiteten wie verrückt. Durch das beschlagene Glas konnte er die Gesichter der beiden Wissenschaftler erkennen. Keiner der beiden lächelte.
Wilcox bog auf den Parkplatz, schaltete den Motor ab und stieg aus. »Hi, Richard.«
Der Wildhüter hob die Hand zum Gruß. »Schon wieder zurück? Was ist los, gab’s irgendwelche Schwierigkeiten?«
Der untersetzte Mann mit den grauen Stoppelhaaren schaute finster drein, aber das tat er eigentlich immer. Wilcox war bekannt für seine miesepetrige Art. »Lass uns drinnen reden.«
Stewart Parker schloss den Wagen und kam hinterhergerannt. »Hast du ’nen Kaffee?«
»Klar, kommt mit.« Richard machte kehrt und ging zurück zur Hütte. Den Hubschrauber konnte er auch später anfordern. »In der Kanne wird noch einer sein. Kann aber nicht versprechen, dass er noch heiß ist.«
»Das macht nichts, Hauptsache Koffein.«
Gemeinsam stapften die Männer durch den strömenden Regen. Richard fand, dass die beiden müde aussahen. Müde und erschöpft.
Als sie das Blockhaus betraten, suchten die beiden eine Sitzgelegenheit und ließen sich ächzend nieder.
Richard öffnete die Thermosflasche und füllte drei Becher mit der schwarzen Flüssigkeit. »Ist sogar noch heiß«, sagte er und verteilte den Kaffee. »Und jetzt schießt los.«
»Du
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