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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Er deutete auf einen besonders breiten Trieb. »Komm mal mit dem Licht etwas näher.«
    Mit gezielten Schlägen hackte Ray einen Spalt in die Rinde. Eine Weile schlug er auf die Wurzel ein, dann hielt er schwitzend und keuchend inne. »Verdammt«, schnaufte er. »Das Zeug ist ja hart wie Eisenholz.«
    »Vielleicht solltest du es mal an einem der jüngeren Triebe versuchen«, schlug Mellie vor. »Da vorn sind welche.«
    »Einverstanden.« Ray zog sein Messer aus der Rinde und ging zu den dünneren Wurzeln hinüber. Er hob seinen Arm und wollte gerade zuschlagen, als er innehielt.
    »Was ist denn das?«, murmelte er.
    »Was meinst du?«
    »Hier. Komm mal mit dem Licht etwas näher.«
    Kein Zweifel, da waren drei Rillen im Holz. Gleich tief gekerbt und sogar einigermaßen parallel. So wie sie aussahen, waren sie vielleicht einen Monat alt, vielleicht jünger. Eine der Ranken war komplett abgetrennt worden. Ray streckte seine Hand aus und untersuchte die Schnittfläche. »Sieht aus, als hätte sich bereits jemand daran zu schaffen gemacht«, murmelte er. »Was hältst du davon?« Er strich mit seinem Finger über die Kerben. Mellie zögerte. »Vielleicht ein Tier?«
    Er wiegte den Kopf. »So saubere Schnitte? Das sieht eher aus, als habe sich jemand mit einem Taschenmesser daran zu schaffen gemacht.«
    »Wer?«
    »Ich hätte da einen Verdacht.«
    Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. »Nein.«
    »Warum nicht? Vielleicht ist er genau denselben Weg gekommen wie wir.«
    »Aber dann müsste er ja noch irgendwo hier sein.«
    »Schon möglich.«
    »Wir sollten sofort zurückgehen und den anderen Bescheid sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sieh doch mal zum Eingang. Es beginnt schon dämmerig zu werden. Heute können wir nichts mehr unternehmen. Vielleicht morgen.«
    »Aber …«
    »Wenn er in der Nähe ist und wir das Feuer heute Nacht brennen lassen, dann wird er uns sehen. Und sicher kommen. Auf jeden Fall ist das besser, als kopflos durch die Gegend zu rennen.«
    Mellie überlegte. »Vielleicht hast du recht.«
    »Bestimmt sogar. So, und nun hilf mir mit dieser Ranke.«
    Ray hob sein Armeemesser und schlug ein paarmal kräftig zu. Die gekappte Ranke fiel zu Boden und ein paar milchige Tropfen rannen heraus. Er nahm die leere Bonbontüte, die Karl in seinem Rucksack gefunden hatte, und hielt sie unter die Ranke. Tropfen für Tropfen sammelte sich auf dem Boden der Tüte.
    Mellie trat einen Schritt an ihn heran. »Darf ich dich mal was fragen?«
    »Klar, schieß los.«
    Sie zögerte. »Hast du dir schon überlegt, was du tun wirst, wenn das hier überstanden ist?«
    »Du meinst, wenn wir wieder von hier weg sind?«
    »Ja.«
    Er zuckte die Schultern. »Das liegt in Amys Händen. Im Moment sieht es ja so aus, als würde sie mich in den nächstbesten Flieger Richtung Irland setzen.«
    »Und was, wenn ich sie überzeugen könnte, dass du doch noch bleiben darfst?«
    »Warum solltest du?«
    »Nur so.« Sie verstummte.
    »Komm schon«, sagte Ray. »Warum ist dir das so wichtig?«
    »Weil ich dich mag …«
    Ray hob den Kopf. Jetzt begann ihm zu dämmern, aus welcher Richtung der Wind wehte.
    Mellie blickte zu Boden. »Ich habe das nicht geplant, das musst du mir glauben. Es ist einfach so geschehen.« Sie kam näher und berührte seine Hand. Ray zog sie nicht zurück.
    »Hast du nicht gesagt, du hättest keine ernsten Absichten?«
    »Ja, ich weiß.« Sie blickte ihm tief in die Augen. Er sah einen rötlichen Schimmer über ihre Wangen huschen.
    »Manchmal ändern sich die Dinge eben. Das müsstest du doch am besten wissen.« Sie hob ihr Kinn. Ihre Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt.
    Ray verdrehte im Geiste die Augen. Als ob er nicht schon genug Probleme hätte.
    »Du willst mich doch auch«, fuhr sie fort. »Das habe ich gleich gespürt, in der Nacht, in der wir uns geliebt haben. Kein Mann kann mit einer Frau so schlafen, wenn er sie nicht auch begehrt.«
    Ray wusste nicht, was er dazu sagen sollte, darum hielt er lieber den Mund. Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. »Komm schon, lass es uns noch einmal tun. Jetzt und hier. Die anderen sind weit weg und werden nichts mitbekommen.«
    Ray trat einen Schritt zurück. »Nein. Das erste Mal war schon ein Fehler, es wird nicht besser, wenn wir ihn wiederholen.«
    Sie versuchte, ihn um die Hüften zu fassen, doch er wich aus. »Versteh mich nicht falsch, Mellie. Du bist eine schöne und begehrenswerte Frau. Mit dir zu schlafen war das

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