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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Wunderbarste, was mir seit langem widerfahren ist. Aber ich bin nicht in dich verliebt. Ich bin dein Freund, aber das ist nicht genug.«
    Sie fuhr zurück. Ihr Gesicht hatte plötzlich einiges an Freundlichkeit verloren. »Es ist wegen Amy, habe ich recht? Ich habe die Bilder gesehen, die du von ihr gezeichnet hast.«
    »Meine Bilder?«
    Sie nickte. In ihren Augen schimmerte Wut. »Niemand kann einen anderen Menschen so zeichnen, wenn er sich nicht in der Tiefe seines Herzens zu ihm hingezogen fühlt. Ich habe sie gesehen. Sie sind wunderschön.«
    Ray war sprachlos. Kopfschüttelnd sagte er: »Hätte ich gewusst, in was für ein Hornissennest ich mich bei euch setze, wäre ich nie hierhergekommen.«
    »Dafür ist es jetzt zu spät.« Mellie wischte sich mit der Hand über die Nase. Sie fummelte in der Hosentasche herum und förderte ein fleckiges Taschentuch zutage. Nachdem sie sich ausgiebig geschneuzt hatte, sagte sie: »Ich möchte dir einen guten Rat geben. Lass die Finger von ihr. Diese Frau ist nichts für dich. Sie hat bereits zwei gescheiterte Beziehungen hinter sich, eine weitere würde sie nicht verkraften. Also schlag sie dir aus dem Kopf.« Sie steckte das Taschentuch wieder in die Hose. Eine Weile sah sie so aus, als wollte sie noch etwas sagen, doch dann machte sie kehrt und marschierte davon. Die Fackel nahm sie mit.
    Ray blieb im Dunkeln zurück.
    »Scheiße.«
    Missmutig sah er auf die Tüte. Er hob sie hoch und schnupperte daran. Ein fauliger Geruch stieg ihm in die Nase. Misstrauisch setzte er das Gefäß an die Lippen und nippte daran. »Pfui!« Er spuckte alles auf den Boden. Der Saft war bitter. Auf keinen Fall konnte man das trinken, nicht mal, wenn man kurz vor dem Verdursten stand. Ob Burke wohl zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen war, als er die andere Ranke angeschnitten hatte? Enttäuscht schüttete er die Flüssigkeit aus und ging zum Lagerfeuer zurück.
    Auch die anderen waren mittlerweile eingetroffen. Dan, Karl und Mellie hockten um das Feuer und starrten in die Glut.
    Amy hob bei seiner Ankunft den Kopf. »Und?«
    »Nichts.« Ray gab Karl die Tüte zurück. »Ungenießbar. Total bitter. Das würde ich nicht mal meinem ärgsten Feind zu trinken geben. Wie sieht’s bei euch aus?«
    »Fehlanzeige.« Amy deutete auf eine Reihe von Beeren und Früchten, die auf dem Boden lagen. »Samt und sonders unbekannte Pflanzen. Natürlich könnten wir anfangen, kleine Mengen davon zu essen, und ihre Wirkung abwarten, aber das ist mir, ehrlich gesagt, zu riskant. Außerdem würde es Tage dauern.«
    Ray nickte und warf einen kurzen Blick zu Mellie hinüber. Die Botanikerin lag auf der Seite und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Dan hatte seine Jacke über sie gebreitet und starrte ihn aus tiefliegenden Augen an.
    »Da kann man nichts machen«, sagte Amy. »Morgen werden wir unseren Radius erweitern. Wir müssen Wasser finden. Wenn nicht, war’s das.«
    »Und was ist mit unserer Rückkehr?«, fragte Karl. »Sollten wir uns nicht lieber Gedanken darüber machen, wie wir von hier wegkommen?«
    »Ich wüsste nicht, wie wir das anstellen sollen. Solange wir keine Ahnung haben, was genau vorgefallen ist, brauchen wir uns darüber nicht das Hirn zermartern. Glaub mir, Karl, unsere Rückkehr ist im Moment das geringste Problem.«
    Der Meteorologe wiegte den Kopf. »Ich habe mir in der letzten Stunde den Kopf darüber zerbrochen, wie wir das anstellen könnten und ich glaube, mir ist eine Idee gekommen.«
    Ray setzte sich in eine bequemere Position. »Du weißt doch nicht mal, wo wir sind.«
    »Das ist in diesem Fall unerheblich. Auf herkömmlichem Wege können wir ohnehin nicht heimkehren.«
    »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Erinnert ihr euch, was ich euch über das Portal gesagt habe? Dass das Raum-Zeit-Gefüge löchrig geworden ist? Eine solche Öffnung müsste theoretisch in beide Richtungen funktionieren. Burkes Brille ist ein Hinweis. Wenn es uns also gelingt, herauszubekommen, wann die nächste Sonneneruption ansteht, könnten wir es schaffen, diese Tür noch einmal zu durchschreiten.«
    Amy schien wenig überzeugt. »Und wie sollen wir das anstellen? Wir haben hier nichts, womit wir arbeiten könnten.«
    Karl blickte in die Runde, als suche er etwas. »Alles, was wir brauchen, ist ein Gefäß«, sagte er. »Ich habe vor, eine Flaschenpost zu schreiben. Passt auf, ich werde es euch erklären …«

36
    Am nächsten Morgen …
    D ie Sonne war gerade hinter den Bergen aufgegangen, als der

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