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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gehalten.«
    Ray zog seinen Stein aus seiner Tasche und ließ ihn fallen. Beinahe umgehend sprang er wieder hoch und blieb in etwa einem Meter Höhe in der Luft hängen.
    »Was ist das für eine Kraft, die so etwas bewirken kann?«
    »Da fällt mir eigentlich nur eine ein«, sagte Karl. »Der
Meißner-Ochsenfeld-Effekt,
ein quantenmechanisches Phänomen, bei dem die Elektronen ihre Individualität verlieren und im Kollektiv das Magnetfeld aus dem Inneren eines Supraleiters verdrängen. Ergo: Der Supraleiter schwebt über einem Magneten. Oder der Magnet über dem Supraleiter, ganz wie ihr wollt.«
    »Ich verstehe kein Wort«, stieß Mellie aus. »Ich will weg hier, und zwar schnell.«
    »Dazu müssten wir erst mal wissen, wo wir sind«, sagte Amy und blickte Karl erwartungsvoll an. »Hast du vielleicht eine Idee …?« Der Meteorologe wirkte immer noch erstaunlich gelassen. »Keine Ahnung …«, er zuckte die Schultern. »Vielleicht sind wir in eine Art kosmische Störung geraten. Eine Art Loch in unserem Raum-Zeit-Kontinuum, was weiß ich.«
    »Ja klar«, erwiderte Dan.
»Ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum.
Wohl zu viel
Star Trek
geschaut.«
    »Ich weiß, wie sich das anhört«, lenkte Karl ein. »Aber es gibt solche Theorien. Ich habe oft genug mit den Kollegen von der Astrophysik darüber gesprochen. Erinnert ihr euch an das Erlebnis in der Pyramide? Als alle unsere elektrischen Geräte ausgefallen sind? Da müssen unglaubliche Mengen Energie durchgeflossen sein. Vielleicht hat sich eine Art Portal geöffnet. Ein Durchgang in eine andere Welt.«
    Amy wirkte unzufrieden. »Ach hör doch auf …«
    »Nein, nein, ich meine das ernst.« Karls runde Wangen glänzten vor Aufregung. »Vielleicht hat das Ganze ja etwas mit der Sonne zu tun. Die Korona, ihr erinnert euch?«
    Amy hob den Kopf. »Du meinst, es könnte etwas mit den Ausbrüchen zu tun haben?«
    Karl nickte. »Die Wissenschaftler im Sonnenobservatorium auf Teneriffa haben davon geredet, das ein neuer X-Flare bevorstehe. Ein verdammt großes Teil. Was, wenn er so weit in den Weltraum eingedrungen ist, dass das Plasma bis zu uns geschleudert wurde? Das würde auch die Verbrennungen erklären, die wir trotz der dichten Wolkendecke davongetragen haben. Ein solcher Ausstoß könnte katastrophale Folgen haben. Theoretisch wäre er in der Lage, eine Energiemenge zu liefern, die ausreicht, einen winzigen Teil des Universums für einen kurzen Zeitraum löchrig werden zu lassen. So löchrig, dass eine kleine Menge von Materie quer durch den Raum geschleudert wird.«
    »Materie?« Ray runzelte die Stirn. »Du meinst uns.«
    Karl kratzte seine Stirn. »Wohlgemerkt, das ist alles nur graue Theorie. Bisher ist die Existenz solcher Wurmlöcher noch nicht nachgewiesen worden.«
    »Ein Wurmloch …« Amy hatte schon davon gehört. Sie hatte sich nie besonders dafür interessiert, kam es ihr doch viel zu abstrakt vor. Doch hier und jetzt, im Angesicht dieser fremden Welt, war die Theorie plötzlich erschreckend real. Dan schien nicht überzeugt. Die Arme vor der Brust verschränkt, stand er da, einen schwer zu deutenden Ausdruck in seinen Augen. »Da wir schon mal in Grimms Märchenstunde angelangt sind, ich hätte noch eine andere Erklärung anzubieten.«
    »Na, jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, dass wir uns das alles nur einbilden?«
    Karl neigte den Kopf. »Was meinst du damit?«
    »Ich rede von Halluzinationen. Wahngebilden, Traumvorstellungen. Ich rede davon, dass das alles nur in unserer Phantasie existiert? Karl hat selbst davon geredet, dass starke elektrische Entladungen Halluzinationen auslösen. Was, wenn wir immer noch in unserem Traum gefangen sind?«
    Amy sah ihn skeptisch an. »Und wie erklärst du dir, dass wir alle denselben Traum erleben? Bei aller Liebe, aber die Chancen dafür stehen sogar noch schlechter als für die Annahme, dass wir durch irgendein kosmisches Ereignis durch die Dimensionen katapultiert worden sind.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Dan. »Wer sagt mir denn, dass wir alle dasselbe durchleben? Vielleicht ist dies hier mein ganz privater Alptraum. Irgendwann erwache ich und finde mich wieder Kopf voraus im Matsch. Vielleicht seid ihr alle nur meine persönliche Wahnvorstellung. Ihr wiederum habt eigene Träume, von denen ich aber nicht wissen kann. Versteht ihr, was ich meine?«
    Amy schüttelte den Kopf. Die Gedankengänge des Geologen waren ihr manchmal unheimlich. »Das bringt nichts, Dan. Solche

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