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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ringsum.
    Er zwang sich, sich aufzusetzen, und seine Bewegung weckte sie. »Sind wir ihnen wirklich entkommen?« fragte er leise.
    »Ja«, sagte das Mädchen mit ruhiger Stimme. »Und wenn sie wirklich kommen, hören wir sie und haben Zeit genug, ein Versteck zu suchen.« Sie preßte sich an ihn. »Oh, Malcolm!«
    »Ruhig, ruhig.« Er löste sich aus ihrer Umarmung und griff nach der Axt. »Warum bist du zurückgekommen?«
    »Ich mußte dich suchen, weil du den Fluch von mir nehmen kannst.«
    Das war verständlich, wenn es auch sein Selbstbewußtsein traf. Er hörte ihr zu, wie sie weitersprach: »Viele sind aus Avildaro in den Wald geflohen. Ich weiß, wo sie sich versteckt halten. Wir können zu ihnen gehen und später in eine andere Stadt der Tenil Orugaray.«
    Lockridge straffte sich. »Du wirst es tun«, sagte er. »Aber ich habe ein anderes Ziel.«
    »Was? Wo? Hinter dem Meer?«
    »Nein, an Land. Und zwar sofort, bevor Brann daran denkt, Männer dorthin zu schicken. Es ist ein vergessener Dolmen, den man erreicht, wenn man einen halben Vormittag nach Süden geht. Kennst du ihn?«
    Auri schauderte. »Ja.« Ihre Stimme war kaum noch verständlich. »Das Haus der Alten Toten. Einst lebten die Tenil Vaskulan dort und begruben dort die Großen ihres Stammes; nun leben nur noch die Geister dort. Mußt du wirklich dorthin gehen? Noch dazu, wenn die Sonne untergegangen ist?«
    »Ja. Du brauchst dich nicht um mich zu ängstigen.«
    Sie schluckte. »Nein – wenn du es sagst.«
    »Komm dann. Führe mich.«
    Sie begannen den Marsch durch dichten Busch und auf Wildfährten, er stolpernd und fluchend, sie mit der Leichtigkeit eines Kobolds.
    »Du mußt verstehen«, sagte er während einer Rast, »meine Freundin Storm ist noch in Branns Händen. Ich muß Hilfe holen, um sie zu befreien.«
    »Diese Zauberin? Kann sie sich nicht selbst helfen?« Er sah, wie Auri den Kopf zurückwarf, und mußte lächeln.
    »Ich hoffe, daß die Männer, die ich zu Hilfe hole, auch in der Lage sein werden, die Yuthoaz fortzujagen.«
    »Du kommst also zurück!« Plötzlich klang ihre Stimme wieder froh und unbeschwert. Er fühlte sich unbehaglich. Dann glaubte er, den Pfad zu erkennen, den er mit Storm gegangen war. Nun war es nicht mehr weit ...
    Auri erstarrte in der Bewegung. Ihre Augen weiteten sich. »Halt!« flüsterte sie. »Hörst du es nicht?«
    Er hörte nichts. Sie führte ihn weiter, spähte nach rechts und links, bemüht, kein überflüssiges Geräusch zu verursachen. Dann vernahm auch er den Laut – ein Knacken im Busch, noch weit hinter ihnen, aber schnell näherkommend.
    »Tiere?« fragte er.
    »Männer«, sagte Auri. »Auf dem gleichen Weg wie wir.«
    Brann hatte also eine Patrouille ausgeschickt, um vor dem Zeittor Posten zu beziehen. Hätten die Yuthoaz sich im Wald so gut ausgekannt wie dieses Mädchen, so hätten sie das Ziel schneller erreicht als sie.
    »Schnell!« befahl er. »Ohne Rücksicht auf Geräusche. Wir müssen den Dolmen vor ihnen erreichen.«
    Auri begann zu laufen. Er folgte ihr. Im irritierenden Zwielicht stolperte er über einen Baumstamm und fiel in brechendes Unterholz. Rufe erklangen aus den sumpfigen Niederungen hinter ihnen.
    »Sie haben uns gehört«, warnte Auri. »Schnell!«
    Als sie aus dem Wald auf die Wiese traten, lag sie tauglitzernd unter einem rötlich angehauchten Himmel. Vor ihnen ragte der Hügel auf. Keuchend lief Lockridge zu dem hohlen Baum, in dem Storm das Eingangskontrollgerät versteckt hatte. Seine Hände tasteten danach. Auri schrie auf. Lockridge zog die Metallröhre heraus und sah sich um. Am Rand der Lichtung standen mehrere Krieger. Sie brüllten heiser, als sie ihn erkannten und stürmten vorwärts. Lockridge jagte keuchend mit Auri den Hügel hinauf. Ein Pfeil zischte an seinem Ohr vorüber.
    »Nicht, du Tölpel!« rief der Anführer der Yuthoaz. »Der Gott hat befohlen, ihn lebend in unsere Gewalt zu bringen.«
    Lockridge drehte an den Knöpfen der Röhre. Ein Mann brach durch die jungen Bäume am Fuß des Hügels, blieb stehen und winkte seine Gefährten. Die Röhre glühte und bebte in Lockridges Griff. Die Yuthoaz schlossen auf. Lockridge schleuderte die Axt. Der erste Verfolger wich aus und lachte höhnisch.
    Die Erde bewegte sich.
    Auri sank auf die Knie und umklammerte Lockridges Hüfte. Die Yuthoaz hielten im Lauf inne, Lockridge erkannte ihre Verwirrung. Er hörte den Anführer sagen: »Der Gott schwor, daß kein Zauberer uns etwas anhaben könne. Weiter, ihr

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