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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sie lebend davongekommen war. Nach dem, was Sie sagten, Lockridge, besaß Storm Tausende von Dollar. Wieviel Menschen muß sie betäubt haben, um aus ihren Brieftaschen diese Summe zusammenzubekommen? Wäre eine solche Serie von Raubüberfällen, bei der immer neue Opfer aus einer geheimnisvollen Bewußtlosigkeit erwachten, nicht die Sensation des Jahres gewesen? Ganz gewiß. Aber man las nie ein Wort darüber.
    Auf der anderen Seite verschwinden immer wieder Menschen, und wenn es sich dabei um undurchsichtige Persönlichkeiten handelt, spiegelt sich der Fall nur in zwei Zeilen der Ortspresse wider ... Warten Sie! Ich sagte nicht, daß sie ihre Pistole nie benutzte, um nachts in leere Häuser einzudringen und danach Feuer anzulegen, um ihre Spuren zu verwischen, obwohl es mir komisch vorkommt, daß sie Ihnen gegenüber nie von diesem modus operandi sprach. Vielleicht ist sie nicht einmal bewußt bösartig, sondern kennt nur kein Mitleid. Schließlich ist sie eine Göttin. Was bedeuten Sterbliche ihr, die unsterblich ist?«
    Lockridge atmete schwer. Er zitterte am ganzen Leibe. Mühsam sagte er: »Sie haben zwar die Pistole auf mich gerichtet, aber ich gehe trotzdem. Ich brauche mir Ihre Verleumdungen nicht länger anzuhören.«
    »Nein«, stimmte Brann bei. »Ich halte es für das beste, Ihnen die Wahrheit nach und nach zu zeigen. Sie sind ein Mensch, dem Treue noch etwas bedeutet. Das erhöht Ihren Wert für mich, sobald Sie eingesehen haben, welcher Seite Ihre Treue gebührt.«
    Lockridge machte auf dem Absatz kehrt und stürmte mit langen Schritten auf den Ausgang zu. Die Yuthoaz beeilten sich, ihn einzukreisen. Branns Stimme verfolgte ihn: »Damit Sie es wissen, Sie werden die Seite wechseln. Was glauben Sie, wie ich von dem Wardentunnel in Amerika erfuhr und von Storms Flucht in dieses Milieu? Woher weiß ich Ihren Namen? Sie kamen in meine eigene Zeit und in mein eigenes Reich, um mich zu warnen.«
    »Sie lügen!« schrie Lockridge und verließ das Haus fluchtartig.
    Kräftige Hände hielten ihn nach wenigen Schritten fest. Fluchend blieb er stehen. »Nicht einfach, sich mit einem Gott zu unterhalten, wie?« fragte der rothaarige Yutho mitfühlend.
    Lockridge knurrte etwas Unverständliches und setzte den Weg zu Storms Hütte fort. Wieder hielt ihn der Yutho an. »Bleiben Sie stehen, Hexenmeister. Der Gott hat uns gesagt, daß Sie sie nicht wiedersehen dürfen, wenn Sie nicht in Schwierigkeiten geraten wollen. Er hat uns weiter gesagt, daß er Ihnen die Zauberkraft genommen hat. Warum begnügen Sie sich nicht damit, ein Mensch wie alle andern zu sein? Wir müssen Sie zwar bewachen, haben aber nicht die Absicht, Ihnen das Leben schwer zu machen.«
    Storm! Alles in ihm rief nach ihr. Aber es blieb ihm keine Wahl, als sie im Dunkel zurückzulassen. Die von einem jungen Mann mit gutmütigem, sommersprossigem Gesicht gehaltene Fackel warf blitzende Reflexe auf die bereitgehaltenen Streitäxte. Lockridge ergab sich in sein Schicksal und paßte seinen Schritt dem seiner Wächter an. Der Anführer der kleinen Gruppe ging an seiner Seite. »Ich bin Withukar, Hronachs Sohn«, sagte er. Als Untergebener eines Gottes empfand er keine Furcht vor einem Zauberer.
    Lockridge blickte in die ehrlichen blauen Augen und konnte den Mann nicht hassen. »Nennen Sie mich Malcolm«, sagte er. »Ich bin aus Amerika, das weit hinter dem Meer liegt.«
    »Wir sind angekommen«, sagte der Yutho. »Es tut mir leid daß ich Sie zur Nacht fesseln muß. Das ist keine Art, einen Mann zu behandeln, aber der Gott hat es uns befohlen. Sie schlafen doch bestimmt lieber im Freien als in einer von diesen schmutzigen Hütten, nicht wahr?«
    Lockridge hatte kaum zugehört. Mit einer Verwünschung hielt er mitten im Schritt inne. Das Lagerfeuer loderte und ließ Withukars Wagen und die grasenden Pferde erkennen, deren Vorderläufe zusammengebunden waren. Ein halbes Dutzend Männer hatte sich mit griffbereiten Waffen um das Feuer gelagert. Ein Jüngling von vielleicht siebzehn Jahren, dessen eine Wange eine Narbe zierte, hielt einen Lederriemen, dessen anderes Ende um Auris Handgelenk gebunden war.
    »Bei allen Maruts!« rief Withukar aus. »Was bedeutet das?«
    Das Mädchen hatte, scheinbar aller Hoffnungen beraubt, am Boden gelegen. Als sie Lockridge sah, sprang sie mit einem Schrei auf. Ihr Haar war verfilzt, Tränenspuren zeichneten das schmutzige Gesicht, eine große blutunterlaufene Stelle verunstaltete ihren rechten Schenkel.
    Der Jüngling

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