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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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jämmerlichen Söhne feiger Kaninchen.«
    Die nach unten führende Rampe leuchtete weiß. Die Yuthoaz rückten vor. Auri durfte nicht zurückgelassen werden. Lockridge packte den Arm des Mädchens und zerrte es in den Eingang.
    Der vorderste Verfolger hatte ihn fast erreicht. Lockridge taumelte in den Eingang, stürzte zu Boden und betätigte die Knöpfe der Röhre. Der Erdkeil sank herab und paßte sich zischend der Öffnung an. Auri stieß einen fast hysterischen Schrei aus. Lockridge versetzte ihr einen Backenstreich. Sie verstummte und starrte ihn aus weitaufgerissenen Augen verständnislos an.
    »Es tut mir leid«, sagte er, während ihre Wange sich dunkel färbte. »Du mußt dich jetzt zusammennehmen. Wir sind in Sicherheit.«
    Sie wand sich am Boden und jammerte: »Wir sind im Haus der Alten Toten.«
    Lockridge schüttelte sie. »Du hast nichts zu befürchten. Sie haben keine Macht über mich, glaube es mir.« Er wartete, bis sie sich beruhigt hatte. »Ich hatte nicht die Absicht, dich hierher mitzunehmen«, fuhr er fort. »Aber es blieb mir keine andere Wahl, wenn ich nicht zusehen wollte, wie sie dich gefangennahmen. Nun wirst du seltsame Dinge sehen. Laß dir durch sie keine Furcht einjagen. Wir müssen weiter. Die Yuthoaz können uns hier nicht verfolgen, aber sie werden es ihrem Herrn melden, und er kann es. Es kann auch sein, daß wir – nun, reden wir nicht davon.« Wenn sie unbewaffnet den Rangers im Tunnel begegneten, würde es das Ende bedeuten. »Hier entlang.«
    Stumm folgte sie ihm in den Vorraum. Der rötliche Vorhang am Tor erschreckte Auri, die Lockridges Hand umklammerte. In summender Weiße erstreckte sich der Tunnel verlassen hinter dem Tor, soweit Lockridge sehen konnte. Er atmete erleichtert auf und ließ sich auf den Schwerkraftschlitten fallen. Prüfend ließ er seine Hände über die Kontrollampen gleiten, erkannte, wie der Schlitten funktionierte und setzte ihn in Richtung auf die Zukunft in Bewegung.
    Auri saß dicht neben ihm. Sie umklammerte die Bank fest. Ihre Panikstimmung war geschwunden, sie schien sogar von einer gewissen Neugier erfüllt.
    »Was nun?« fragte Lockridge sich laut. »Ich könnte bis 1964 weiterfahren, wo wir dann versuchen müßten, zu verschwinden. Aber ich glaube nicht, daß es gelingen würde. Zu viele Rangers zu dieser Zeit, und verdammt zu leicht für sie, einen Mann zu verfolgen, zumal wenn sich in seiner Begleitung ein so hübsches Mädchen wie du befindet. Und wenn es Storm selbst nicht gelang, sich mit den Wardens in Verbindung zu setzen, schaffe ich es erst recht nicht.« Es kam ihm zu Bewußtsein, daß er Englisch gesprochen hatte. Zweifellos hielt Auri seine Worte für eine Art Zauberformel.
    Storm war weit entfernt – durch Jahrhunderte von ihm getrennt. Aber er konnte zu ihr zurückkehren, und das würde er auch tun!
    Konnte er einfach bis in ihr Zeitalter weiterfahren? Nein. Dieser Schacht reichte nicht so weit. Und das Risiko war zu groß. Je schneller sie herauskamen und in der Welt untertauchten, um so besser. Storm hatte von einem Jesper Fledelius im Viborg der Reformationszeit gesprochen. Ja, das schien der aussichtsreichste Weg.
    Er ließ den Schlitten langsamer gleiten und beobachtete aufmerksam die Torbezeichnungen. Er vermochte die Buchstaben nicht zu lesen, aber arabische Zahlen waren erkennbar.
    Er wollte einige Tage vor Allerheiligen auftauchen, um Viborg rechtzeitig zu erreichen, keineswegs aber so lange vorher, daß Branns Verfolger Gelegenheit hatten, seine Spur zu finden.
    So gut es ihm möglich war, entschied er sich für eine der Linien, von der er annahm, daß sie dem Jahr 1535 entsprach. Auri griff wieder nach seiner Hand und folgte ihm vertrauensvoll durch den Vorhang. Wieder der lange, stille Raum mit dem schrankähnlichen Gebilde. Aber die hier untergebrachten Kleidungsstücke unterschieden sich wesentlich von denen aus der Steinzeit. Lockridge sah die Gewänder von Bauern, Edelmännern, Priestern, Soldaten und anderen. Er wußte nicht, welche sich für seinen Zweck am besten eigneten. Was war im Dänemark des 16. Jahrhunderts vorgegangen?
    Er entdeckte einen Geldbeutel mit Gold-, Silber- und Kupfermünzen. Auri stieß einen überraschten Ruf beim Anblick all dieses Metalls aus – und Bargeld war immer nützlich. Aber ein Mann der unteren Klassen, der soviel Geld mit sich führte, würde in den Verdacht geraten, ein Räuber zu sein. So entschied sich Lockridge für ein Gewand, wie es ein wohlhabender Mann auf der Reise

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