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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gab mir Gold, das ich brauchen konnte, nachdem der Krieg so lange gedauert und so wenig Beute gebracht hatte. Aber in erster Linie diene ich Ihr um ihrer selbst willen und in der Hoffnung, Sie eines Tages wiederzusehen.
    Meine Aufgabe ist leicht. Ich habe mich zwanzig Jahre lang an jedem Allerheiligen im Gasthof zum Goldenen Löwen aufzuhalten. Sie führt einen Krieg, verstehen Sie? Ihre Freunde und Feinde ziehen umher, sie können zu jeder Zeit überall sein. Die Hexenmeister gehören Ihr, sind ein Teil Ihres Netzes von Spionen und Agenten. Aber sie dürfen sich nicht an ehrbaren Orten sehen lassen wie ich. Wenn jemand kommt und Hilfe braucht wie Sie, muß ich da sein und sie zum Sabbath führen, wo sie starke Waffen und geheimnisvolle Maschinen finden. Ein anderer Mann war für den Maiabend bestimmt, aber er ist jetzt tot. Leichter Dienst für viel Gold, nicht wahr?«
    Die Äquinoktialnächte, dachte Lockridge; sie gehörten den Göttern der Erde. Sommer- und Wintersonnenwende der Sonne – den Rangers.
    Fledelius' Worte wurden noch heiserer. »Zweifellos glaubte Sie, daß ich in meiner Verbitterung neutral und damit zuverlässig in dem Kampf bleiben würde, den Sie vorausgesehen haben muß. Aber ich versagte. Viel zu oft war ich nicht zur Stelle. Glauben Sie, daß jemand deswegen sterben mußte?«
    »Nein«, sagte Lockridge. » Wir fanden Sie. Denken Sie daran, der Kampf ist weltweit und zeitlos. Sie waren nur einer der Vorposten.«
    Es überlief ihn kalt, als er sich fragte, wie viele es wohl geben mochte. Niemand konnte jeden Teil von Raum und Zeit übersehen. Storm war darauf angewiesen, sich solche kleinen, nur halb verstehenden Verbündeten zu schaffen – wie einen heidnischen Kult, geboren aus der Verzweiflung, gegründet auf undenklichen Symbolen, die sie beschaffte und auslegte. Andere Zeitalter hatten andere Geheimnisse. Alle waren nur geschaffen, um da zu sein, wenn sie gebraucht wurden.
    Und sie wurden jetzt sehr gebraucht. Das Bedürfnis lag in Branns Triumph vor 3300 Jahren begründet; als seine Techniker erschienen, hatten sie aus ihr herausgeholt, was sie an Kenntnissen besaß, und danach ihre Hülle fortgeworfen; mehr und mehr wurde Lockridge klar, welche Schlüsselstellung sie in ihrer Sache einnahm. Wenn diese eine Gruppe von Jütländern ihr helfen konnte, würden dadurch vielleicht Tausende und aber Tausende überall in Europa gerechtfertigt werden, die von den Hexenjägern gefangen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.
    Er sträubte sich, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Statt dessen überlegte er, in welchen Enklaven sich die Rangers behaupten mochten. Am Hof Achnatons? Cäsars? Mohammeds? Im Manhattanprojekt?
    »Sehen Sie«, fuhr Fledelius fort, »nachdem der König nach Holland floh – nun, ich hatte ihm Stockholm verziehen, als er dem Volk so viele Rechte gab; selbst Zauberer wurden nur noch aus der Stadt gepeitscht –, schloß ich mich Sren Norby an, um gegen den unrechtmäßigen Machthaber zu kämpfen. Danach fuhr ich mit Kapitän Klement und stand im vergangenen Jahr bei Aalborg, als sie uns schließlich vernichteten. Seitdem bin ich ein Geächteter. Aber ich fand einen Priester, der für mich einen Brief fälschte und siegelte, der es mir ermöglichte, Viborg zu betreten. Und Mikkel kennt mich seit langer Zeit und gehört selbst dem Bund an. Also war ich zur Stelle, als Sie kamen. Ist es nicht so?«
    »In der Tat«, sagte Lockridge dankbar.
    Fledelius schlug auf sein Schwert. Zweifel und Schuld fielen von ihm ab. »Gott sei gelobt! Und nun ist die Reihe an Ihnen, Freund. Wer ist es, den wir zum Teufel schicken sollen?«
    Lockridge erklärte es ihm.
     
    Auf einem Hügel in der Einöde loderte das Hexenfeuer. Rot tanzte der Widerschein der Flammen auf einem hohen Felsen, dem Auri ihre Ehrerbietung erwies. Früher war der Felsen ein Altar gewesen. Tausendfach und unendlich fern flimmerten die Sterne des Allerheiligenabends am Himmel. Das Land lag still, Frost hing in der Luft.
    Lockridge schenkte den Anbetern wenig Beachtung. Sie waren nur eine Handvoll: zottige Bauern in Blusen und Wollmützen, Dörfler in geflickten Hosen und gestopften Strümpfen mit ihren halbwüchsigen Kindern, eine Kupplerin aus Viborg, deren Putz bei diesem Anlaß pathetisch wirkte. Sie hatten sich aus Hütten und Häusern fortgestohlen und waren Meilen gewandert, um für eine Stunde Kraft und Ermutigung aus den alten Mächten des Landes zu schöpfen, so daß sie ihren Herren am nächsten Tag wieder

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