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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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entgegentreten konnten.
    Lockridges Blick und Gedanken wandten sich wieder dem Meister zu.
    Groß und schlank reckte sich Marcus Nielsen, die fremdländischen Gesichtszüge von der Kapuze eines zerlumpten Dominikanergewandes beschattet. In diesem Zeitalter wurde er als Winkelpriester angesehen. Im Gegensatz zu England, wo er sich Mark von Salisbury nannte, verfolgte Dänemark die Katholiken nicht; aber Zauberer mußten wieder für ihr Leben fürchten. Er war als Mareth, der Warden, geboren, 2000 Jahre nach Lockridge, und wanderte über die Schleichwege des Europas der Reformation, um Storm Darroway, seiner Königin, zu dienen.
    »Sie bringen schlechte Nachrichten«, sagte er. Der Diaglossa versetzte ihn in die Lage, Französisch und Amerikanisch zu sprechen, so daß er von seinen Anhängern und dem unerschütterlichen Fledelius nicht verstanden wurde, und er hatte Auri befohlen, sich nicht in Hörweite aufzuhalten.
    »Sie sind also gewarnt«, sagte Lockridge kurz. »Ich nehme an, daß Sie Zugang zur Zukunft haben. Organisieren Sie eine Rettungsgruppe.«
    »Die Sache ist nicht so einfach«, erwiderte Mareth. »In der ganzen Geschichtsperiode von Luther bis über Ihre Zeit hinaus herrschen die Rangers. Die Kräfte der Wardens sind zu anderen Zeitpunkten an der Macht. In diesem Jahrhundert haben wir nur wenige Agenten.« Er verschränkte die Hände und blickte mit gerunzelter Stirn auf sie herab. »Offen gestanden, es sieht so aus, als seien wir von allen Verbindungen abgeschnitten. Nach dem, was unser Nachrichtendienst erfährt, steht jedes Tor, durch das man sehr weit in die Zukunft gehen könnte, unter Beobachtung. Sie hätte Ihnen raten sollen, sich für einen Abschnitt der Dänenzeit zu entschließen, in dem die Wardens fester im Sattel sitzen. Während Frodhis Regierung, zum Beispiel. Da sie jedoch persönlich an der Errichtung dieses Vorpostens beteiligt war, nehme ich an, daß er ihr als erstes in den Sinn kam in der kurzen Zeit, in der sie mit Ihnen sprechen konnte.«
    Wieder glaubte Lockridge, sie zu sehen, zu fühlen. Er packte das Gewand des anderen Mannes. »Zum Teufel, man erwartet von Ihnen die Lösung solcher Probleme. Wir müssen etwas unternehmen können.«
    »Ja, ja.« Ärgerlich löste sich Mareth aus dem Griff. »Gewiß müssen wir handeln. Aber nicht überstürzt. Sie haben noch keine Erfahrungen mit der Einheit der Zeit. Respektieren Sie also diejenigen, die diese Erfahrungen schon besitzen.«
    »Hören Sie, wenn wir durch den hiesigen Tunnel hierher gelangten, können wir ihn auch in der entgegengesetzten Richtung benutzen. Wir können sogar vor Brann im Steinzeitalter ankommen und ihn dort erwarten.«
    »Nein!« sagte Mareth wild. »Die Zeit ist unveränderlich.« Er holte tief Atem und fuhr ruhiger fort: »Der Versuch wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wir würden sicher im Tunnel auf eine überlegene feindliche Streitmacht stoßen. Ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, den dänischen Schacht zu benutzen. Hier haben wir niemanden, der uns helfen könnte, als die dort.« Seine auf die furchtsam am Rand des Feuerscheines knienden Gefolgsleute des Bundes gerichtete Geste war verächtlich. »Zugegeben, wir könnten ihn allein benutzen und Verstärkungen aus dem Vor-Wiking-Zeitalter holen. Aber warum sollen wir das tun? Warum das Risiko auf uns nehmen, unsere Stützpunkte im Orient und in Afrika aufzusuchen, wenn wirksame Hilfe ganz in der Nähe wartet?«
    »Was?« Lockridge starrte den andern mit offenem Mund an. Der Warden legte seine dozierende Art ab. Er marschierte hin und her, ein Heerführer im Gewand des Mönches.
    »Brann kam allein, da er wußte, daß die Koriach – Sie – auch allein war, und er verfügt nicht über mehr Streitkräfte als wir. Da Sie aber in seine Gefangenschaft geriet, wird er Verstärkungen anfordern, um seine Stellung zu festigen. Damit müssen wir rechnen. Da wir nicht in jener Nacht erschienen, um sie zu retten, wird man annehmen, daß wir sie erst zu befreien versuchen werden, wenn er eine Anzahl von Rangers bei sich hat. Ganz offensichtlich werden sie einen Posten am Tunneltor aufstellen. Aber im gegenwärtigen Jahrhundert liegt unsere wahre Stärke nicht in Dänemark. Hingegen sind wir in England stark vertreten. König Heinrich hat der römischen Kirche den Rücken gekehrt, aber wir haben dafür gesorgt, daß er nicht zum lutherischen Glauben übertrat, und sein Königreich bildet für uns den Angelpunkt. Was Sie als die Episode der beiden

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