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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ist.«
    »Ich muß in vorderster Front sein«, erklärte Lockridge ihr. Er fühlte, wie sie zitterte.
    »Komm, Kleines«, sagte Jesper Fledelius und legte einen Gorillaarm um ihre Schultern. »Bleibe bei mir. Wir Dänen sollten inmitten dieser englischen Bauernlümmel zusammenhalten.« Sie verschwanden in der Menge.
    Während des Tages half Lockridge, mehrere Flugkörper durch das Tor zu bringen. Sie waren glänzende, durchsichtige, eiförmige Gebilde, aber es blieb Lockridge unklar, welche Kräfte sie bewegten. Jeder dieser Flugkörper faßte zwanzig Personen. Lockridge schob den vordersten zusammen mit Mareth in den Vorraum. Die Männer, die sich dort schon versammelt hatten, atmeten schwer, flüsterten Gebete oder Verwünschungen.
    »Würden sie nicht in Panik geraten, wenn sie kämpfen sollen?« fragte Lockridge.
    »Nein, ich kenne sie«, erwiderte Mareth. »Außerdem läuft mit den Einweihungszeremonien eine unbewußte Gewöhnung parallel. Ihre Furcht wird sich in Zorn verwandeln.«
    Die Maschine erhob sich lautlos und glitt in den kaltweißen Schacht. Mit einem Warden an jeder Konsole folgten die anderen nach.
    »Warum haben Sie, da Sie diesen Tunnel besitzen, nicht aus anderen Zeitabschnitten weitere Verstärkungen geholt?« fragte Lockridge.
    »Es stehen keine mehr zur Verfügung«, sagte Mareth. Er sprach geistesabwesend, während sich seine Hände über die Kontrollampen bewegten, und sein Gesicht voll gespannter Konzentration war. »Der Tunnel wurde hauptsächlich erbaut, um Zugang zu diesem Abschnitt zu gewähren. Er wird im 18. Jahrhundert enden, wenn wir einen weiteren Stützpunkt in Indien besitzen. Die Rangers sind besonders aktiv im England zwischen der normannischen Eroberung und den Kriegen der Rosen, darum haben wir überhaupt keine Tore, die in das Mittelalter führen – und auch nur wenige in frühere Epochen, da die kritischen Gebiete, die Schauplätze der hauptsächlichsten Konflikte, anderswo liegen. Tatsächlich dienen Tore durch die Steinzeit und das Bronzealter bestenfalls als Umschlagplätze. Es ist einem glücklichen Zufall zuzuschreiben, daß wir hier einen Tunnel haben, der sich zeitlich mit dem in Dänemark überschneidet.«
    Lockridge wollte weitere Auskünfte, aber der unheimlich schnelle Flugkörper war schon an dem Jahr angelangt, das sie suchten. Mareth steuerte ihn hinaus. Er stieg aus, um einen Blick auf die Kalenderuhr in dem Schrank zu werfen. »Gut«, sagte er eifrig, als er zurückkam. »Wir hatten Glück und brauchen nicht zu warten. Dies ist die Nacht; der Sonnenaufgang steht kurz bevor, und es muß nahe dem Augenblick sein, als sie gefangengenommen wurde.«
    Kraftstrahlen hatten die Flotte zusammengehalten, während sie die Zeitschwelle überquerte. Sie schwebten den Eingang hinauf, der sich für sie öffnete und sich wieder hinter ihnen schloß. Mareth schaltete die Instrumente auf niedrigen Flug in östlicher Richtung.
    Lockridge starrte hinaus. Unter dem Mondlicht des Steinzeitalters wirkten die Sümpfe noch größer und wilder. Aber hinter ihnen, an der Küste, erspähte er Fischerdörfer, die man für Avildaro hätte halten können.
    Das war kein Zufall. Bevor die Nordsee entstanden war, waren Männer von Dänemark nach England gewandert. Später kreuzten ihre Boote die Meere, und Ihre Missionare kamen aus dem Süden in beide Länder. Der Diaglossa in seinem linken Ohr verriet ihm, daß die Stämme von Ostengland und Westjütland einander noch verstehen konnten, wenn sie langsam sprachen.
    Mit jeder Meile landeinwärts verlor dieser Ausdruck verwandtschaftlicher Beziehung mehr an Bedeutung. Nordengland wurde von den Jägern und Herstellern der Äxte beherrscht, deren Zentrum am Langdale Pike lag, die aber ihren Handel über die ganze Insel erstreckten. Das Themsetal war friedlich durch Einwanderer von jenseits des Kanals besiedelt worden, und die Bauern der südlichen Niederungen hatten ihre schrecklichen Riten aufgegeben, wegen deren man sie gemieden hatte. Eine alte Ära starb in Dänemark, eine neue wurde in England geboren – dieses westliche Land lag der Zukunft näher. Lockridge blickte zurück und sah Flüsse und grenzenlose Wälder; wie aus einem Traum wußte er, wie sich Millionen von Vögeln in den Himmel schwangen, wie die Elche ihre Geweihe schüttelten, und wie die Menschen glücklich waren. Plötzlich wußte er, daß er hierher gehörte.
    Die See wogte unter ihm. Er war auf dem Weg nach Hause – zu Storm.
    Mareth schlug ein Bummeltempo ein; er

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