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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Mechanismus seines Schwerkraftgurtes. Sie stiegen in die Luft.
    Dänemark blieb zurück. Deutschland, Grenzland des Christentums, lag unter dampfenden Wolkenschichten verborgen, bis sich nach einer Stunde die Alpen am Horizont abhoben. Sie durchstießen die Wolkenschicht. Lockridge erkannte ein Dorf, Holzhäuser mit torfbedeckten Dächern auf einem eingezäunten Gelände in einer sonst leeren Winterlandschaft. Der Boden war hügelig, Flüsse zogen sich schwarz durch eine dünne Schneedecke, die Ufer der Seen waren vereist. Eines Tages würde dieses Gebiet Bayern heißen.
    Sie landeten auf einer geneigten Anhöhe. Sobald sie Boden unter den Füßen hatten, entfuhr Hu ein recht menschlicher Seufzer, und er sagte: »Zu Hause!«
    Lockridge blickte sich um. Felsig und düster schien die Landschaft ihn zu erdrücken. »Hm, die Geschmäcker sind verschieden«, murmelte er.
    Hus scharfe Gesichtszüge spiegelten Verdruß. »Dies ist das Land der Koriach; ihr Besitz in der Zukunft und darum der ihre durch alle Zeiten. Nicht weniger als sieben Tunnel wurden hier geschaffen. Einer weist ein Tor in dieses Jahrhundert auf.«
    »Aber nicht in meine eigene Zeit, wie?« fragte Lockridge. »So daß sie nicht von Amerika nach Deutschland gelangen konnte. Trotzdem frage ich mich, warum sie nicht auf den Gedanken kam, aus dem Dänemark der Steinzeit auf diesem Wege, statt über Kreta zurückzukehren.«
    »Überlegen Sie doch!« brummte Hu. »Nach der Begegnung mit den Rangers in jenem Tunnel – Sie waren dabei, müßten es also wissen – schien ihr das Risiko zu groß. Erst jetzt, da sich Brann in unserer Gewalt befindet, kann man diesen Weg als genügend sicher betrachten.« Er ging davon. Lockridge und Auri folgten ihm, das Mädchen sich vor Kälte schüttelnd. Sie brauchten nicht weit zu gehen. In einer niedrigen Hütte ließ Hu den Boden sich öffnen. Der Widerschein von einer Rampe mischte sich mit dem matten Tageslicht. Schweigend fuhren sie dem Morgen entgegen. Einmal wechselten sie durch ein Tor in einen Tunnel über, der physikalisch gesehen, im 23. Jahrhundert existierte. Ein anderes Tor brachte sie in den von Hu gewünschten Gang. An seinem Ende fand sich Lockridge in einem Vorraum, der größer war als alle, die er bisher gesehen hatte. Der Boden war dick mit Teppichen belegt, rote Tücher trennten eine Unzahl Schränke voneinander. Vier Posten in Grün begrüßten Hu, indem sie die Pistolen an die Stirnen hoben. Sie ähnelten ihm wenig, glichen einander aber auffallend – klein, stämmig, mit flachen Nasen und massigen Kinnladen.
    Hu schenkte ihnen keine Beachtung, suchte in einem Schrank und brachte zwei Diaglossas zum Vorschein. Lockridge entfernte den aus der Reformationszeit stammenden Diaglossa aus seinem Ohr. »Geben Sie ihn mir«, sagte Hu.
    »Nein, ich werde ihn behalten«, erwiderte Lockridge. »Ich möchte mich gelegentlich noch einmal mit meinem Freund Jesper unterhalten.«
    »Haben Sie nicht verstanden?« fragte Hu. »Ich gab Ihnen einen Befehl.« Die Posten näherten sich. Lockridge ging das Temperament durch. »Mit Ihren Befehlen können Sie mir nicht imponieren«, sagte er. »Haben Sie mich verstanden? Ich gehöre ihr – sonst niemandem.« Der Warden zuckte ergeben die Achseln. »Sie können mir eine Hose beschaffen«, fuhr Lockridge fort. »Dieses komische Steinzeitgewand hat nicht einmal Taschen.«
    »Sie werden eine Gurttasche bekommen. Bitte kommen Sie weiter.«
    Sie benutzten nicht die Rampe, sondern schwebten durch einen Schacht nach oben, um einen hochgelegenen Gang zu betreten. Der Boden war blaugrün, schien endlos breit und war mit eingelegten Fischen, Vögeln, Schlangen und Blumen verziert, die fast lebendig wirkten. Die Füße empfanden den Boden als warm und weich. Säulen aus Jade und Korallen wuchsen in fast unglaubliche Höhen. Ihre juwelenbesetzten Kapitelle blitzten und funkelten.
    Nicht weniger lieblich anzusehen waren die Pflanzen, die zwischen ihnen und um einen Springbrunnen in der Mitte blühten. Das gewölbte Dach trug alle Regenbogenfarben, ein riesiges, an eine Kathedrale erinnerndes Fenster gab den Blick auf eine Landschaft voller Gärten, Parks, Terrassen und Hügel frei, über denen das Glühen des Sommers lag. Und ... was war jenes majestätische Geschöpf mit den gebogenen Stoßzähnen, das gerade aus dem Wald trat und die äsenden Hirsche winzig erscheinen ließ ... ein Mammut, über 20 000 Jahre erhalten?
    Sieben Jünglinge und sieben Mädchen, die sich wie Zwillinge

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