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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Ich will keinen anderen als dich.«
    Verdammt, du Idiot! tobte Lockridge gegen sich selbst. Vergiß ihr Alter. Sie ist kein amerikanisches Schulmädchen. Sie hat ihr ganzes Leben lang Geburt und Liebe und Tod gesehen, war mit den Wölfen durch den Wald gejagt, hatte leichte Boote durch den Sturm gepaddelt und Krankheiten, Winter an der Nordsee, einen Krieg und einen Ausflug in die Unterwelt überstanden. Jüngere Mädchen als sie – und sie ist älter als Shakespeares Julia – sind schon Mütter. Kannst du deine verdammten Hemmungen nicht überwinden und ihr diesen einen Liebesdienst erweisen?
    Nein. An jenem Tag im Boot war er nahe daran gewesen, alle Bedenken über Bord zu werfen. Jetzt konnte er sich nur helfen, indem er mit allen seinen Gedanken bei Storm war. Wenn er lebend zurückkehrte, würde er als Belohnung fordern, daß sie ihn alles andere vergessen ließ. Er wußte, daß es ihr gleichgültig war, wie er sich zu Frauen verhielt, deren Bekanntschaft er zufällig machte. Er selbst konnte nicht länger gleichgültig sein.
    »Auri«, sagte er, seine Unbeholfenheit verwünschend, »meine Arbeit ist noch nicht beendet. Ich muß bald in Ihrem Auftrag fortgehen und weiß nicht, ob ich je zurückkehren werde.«
    Sie starrte ihn ungläubig an, umklammerte ihn und schluchzte. »Nimm mich mit!«
    Ein Schatten fiel über sie. Lockridge blickte auf. Storm stand vor ihnen und musterte sie. Ihre Hand umschloß den Stab der Klugen Frau, der mit Hagedorn umwunden war. Sie mußte sich auf den Weg gemacht haben, um das Volk zu segnen, das nun ihr Volk war.
    Ihr Lächeln war undeutbar, aber es war anders als das Lächeln, mit dem sie ihn im Langhaus bedacht hatte.
    »Ich glaube«, sagte sie mit leichter Schärfe in der Stimme, »ich werde den Wunsch dieses Kindes erfüllen.«

14
     
     
    Hu, der Warden, erwartete keine Schwierigkeiten auf seinem Weg in die Heimat. Lockridge war gewiß, Brann in der Zeitspanne zwischen Storms Abreise ins 20. Jahrhundert und dem vernichtenden Gegenschlag ihres Feindes zu erreichen. Diese Tatsache ruhte im Gefüge des Universums.
    Einzelheiten jedoch waren unbekannt. (Wie die Nachwirkungen, dachte Lockridge trübe. Kam er lebend zurück oder nicht? Der Spielraum des Irrtums in einem Tor machte es unmöglich, etwas Derartiges im voraus zu überprüfen.) Schließlich brauchten nur Rangeragenten, die Hus Gruppe entdeckten, allzu eifrig ihre Schlüsse zu ziehen. Er setzte den Weg mit gespannter Wachsamkeit fort.
    Selbst im hellen Tageslicht, ohne daß Verfolger sie behelligten, in der Gesellschaft eines Helden und eines Gottes, erschreckte Auri der grabähnliche Eingang zum Tunnel. Lockridge sah, wie ihr Rücken sich spannte, und er sagte: »Sei diesesmal auch so tapfer wie zuvor.«
    Sie dankte ihm mit einem Lächeln. Lockridge hatte gegen Storms Entscheidung aufbegehrt. Aber die Wardenkönigin legte ihre Anmaßung ab und erwiderte sanft: »Wir müssen genaue Angaben über diese Kultur bekommen. Nicht nur anthropologische Daten; auch die Psyche muß restlos klar vor uns liegen, oder wir laufen Gefahr, nun, da wir mit ihnen so eng zusammenarbeiten wollen, schreckliche Fehler zu begehen. Geübte Spezialisten können viel aus der Beobachtung eines typischen Mitglieds einer primitiven Gesellschaft lernen, wenn dieses der Zivilisation ausgesetzt wird. Warum also nicht auch sie? Schlimmeres, als ihr bisher widerfahren ist, braucht sie nicht zu befürchten. Würdest du jemand anderen in ihre anomale Lage versetzen?« Er konnte nicht widersprechen.
    Die Erde öffnete sich vor ihnen. Sie stiegen hinab. Niemand begegnete ihnen auf ihrem Weg in die Zukunft. Aber Hu führte sie bereits im 7. Jahrhundert vor Christus wieder auf die Erde zurück. »An diesem Tor herrscht Frodhi über die dänischen Inseln«, erklärte er. »Zudem ist auf dem Festland Friede, und die Vanir – die älteren Götter der Erde und des Wassers – haben noch die gleiche Macht wie die Aesir. Ein wenig weiter werden uns die Rangers zurücktreiben, und die Wikinger beginnen mit ihren Fahrten über die Meere. Die Wahrscheinlichkeit, feindliche Agenten in jenem Teil des Schachtes zu finden, ist zu groß.«
    Draußen war Winter. Verharschter Schnee lag zwischen den kahlen Bäumen eines großen Waldes, der Himmel war kalt und grau. »Wir können sofort weiterziehen«, entschied Hu. »Beobachtung von der Erde ist nicht zu befürchten. Nicht, daß es etwas ausmachte, wenn ein Einheimischer uns sähe – aber immerhin.« Er berührte den

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