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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ist voll ausgelastet. Sie können niemanden erübrigen, bis die Reorganisation größtenteils durchgeführt ist. Wenn wir nach Hilfe rufen, geben wir dem Feind Gelegenheit, zu entdecken, was sich abspielt.«
    Der achte Warden hob die Hand. »Ja, Hu?« fragte Storm.
    »Müssen wir nicht unser eigenes Zeitalter unterrichten, Leuchtende?« fragte der Mann ehrerbietig.
    »Natürlich. Diese Meldungen können von Kreta aus auf den Weg gebracht werden.« Die Jadeaugen wurden schmal. »Du selbst wirst auf einem anderen Weg nach Hause zurückkehren – mit Malcolm.« Sie näherte sich Lockridge und legte ihm eine Hand auf die Schulter, als er aufstand. »Vielleicht habe ich kein Recht, das zu verlangen. Aber die Tatsache ist nicht zu umgehen. Auf die eine oder andere Art wirst du Brann in seinem eigenen Land suchen und ihm berichten, wohin ich geflohen bin. Damit wirst du die Kette von Ereignissen auslösen, die zu seiner Vernichtung führen wird. Sei stolz. Nicht vielen wird die Ehre zuteil, Schicksal zu spielen.«
    »Ich weiß nicht – ich bin nur ein Wilder, an ihm gemessen – oder an dir.«
    »Ein Glied in der Kette bin ich selbst, mit Blindheit geschlagen«, flüsterte Storm. »Die Narben werden nie von meiner Seele weichen. Glaubst du, ich würde es nicht anders wünschen? Aber wir haben nur diesen einen Weg und müssen ihn gehen. Dies ist die letzte Bitte, die ich an dich habe, Malcolm, und die größte.
    Danach magst du in dein eigenes Land zurückkehren. Und ich werde immer an dich denken.«
    »In Ordnung, Storm«, entfuhr es ihm auf Englisch. »Für dich werde ich es tun.«
    Ihr Lächeln, sanft und mit einer winzigen Spur Trauer, bedeutete ihm mehr Dank, als er verdient zu haben glaubte.
    »Gehe hinaus zu den Schwelgern«, sagte sie. »Sei glücklich, solange du es kannst.«
    Er verbeugte sich und taumelte hinaus. Die Sonne blendete ihn. Es lag ihm nichts daran, sich zu vergnügen. Statt dessen wanderte er an der Küste entlang. Ein Hügel schob sich zwischen ihn und die Stadt. Er stand allein und blickte über die Bucht. Brausend überschlugen sich die Wellen, Möwen kreisten weiß vor der Bläue des Himmels, von der Eiche hinter ihm sang eine Drossel.
    »Malcolm!«
    Er wandte sich um. Auri kam auf ihn zu. Wieder trug sie die Kleidung ihres Volkes, den Bastrock, die Tasche aus Fuchsfell, den Halsschmuck aus Bernstein. Der kupferne Armreif, der Echegon gehörte, umschloß ihr Handgelenk, und ein Kranz aus Löwenzahn schimmerte golden in ihrem hellen Haar. Aber ihre Lippen bebten, und Tränen verschleierten ihren Blick.
    »Was gibt es, meine Kleine? Warum bist du nicht bei dem Fest?«
    Sie blieb neben ihm stehen und senkte den Kopf. »Ich habe dich gesucht.«
    Es kam ihm zu Bewußtsein, daß er sie nicht mit den andern hatte tanzen oder singen gesehen. »Stimmt etwas nicht? Ich habe allen erklärt, daß der Bann von dir genommen ist. Glauben sie mir nicht?«
    »Doch«, seufzte sie. »Nach allem, was geschehen ist, glauben sie, daß ein Segen auf mir ruht. Ich habe nicht gewußt, daß ein Segen so schwer zu ertragen sein kann.«
    Lockridge setzte sich, und sie weinte sich an seiner Brust aus. In stockenden Worten berichtete sie von ihrem Kummer. Der Ausflug in die Unterwelt hatte sie mit mana erfüllt. Sie war ein Gefäß der unbekannten Mächte geworden. Die Göttin mußte sie für irgendeinen Zweck vorgesehen haben. Wer sollte also wagen, sich mit ihr einzulassen? Sie wurde nicht etwa gemieden, im Gegenteil, man behandelte sie mit Achtung. Alle würden sofort tun, worum sie bat, aber sie dachten nicht daran, sie als ihresgleichen zu behandeln.
    »Es ist nicht ... daß sie mich nicht mögen. Ich ... könnte warten ... auf dich oder einen anderen, wenn du mich wirklich nicht willst. Aber wenn sie mich sehen ... hören sie auf zu lachen!«
    »Armes Kind«, murmelte Lockridge in seiner Muttersprache. »Da bist du schlecht belohnt worden.«
    »Hast du Angst vor mir, Malcolm?«
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben zuviel miteinander durchgemacht.«
    Auri kuschelte sich an ihn. Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter und stammelte: »Wenn ich dir gehören würde, würden sie wissen, daß es in Ordnung ist. Sie würden wissen, daß der Wunsch der Göttin in Erfüllung gegangen ist. Ich würde wieder meinen Platz unter ihnen haben, nicht wahr?«
    Sie würde immer eine besondere Stellung einnehmen, dachte er.
    »Ich glaube nicht, daß je ein anderer Mann wagen wird, mich zu berühren«, fuhr sie fort. »Aber das ist gut so.

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