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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ähnelten, schlank und schön in ihrer Nacktheit, beugten vor Hu das Knie. »Willkommen«, sagten sie im Chor. »Ein Willkommen euch, die ihr dem Mysterium dient.«
     
    Nur einen Abend gönnten die Wardens Lockridge, bevor er weiterzog, um seinen Auftrag auszuführen. Zu viele Spione seien gesichtet worden, erklärten sie.
    An dem langen Tisch, der mit den köstlichsten Speisen und Getränken überladen war, saßen mehr Frauen als Männer. Yuria, blond und mit veilchenfarbigen Augen, von hohem Rang in Storms Rat, fungierte als Gastgeberin. Sie sorgte dafür, daß es Lockridge und Auri an nichts mangelte. Nach dem Essen begaben sie sich in einen anderen großen Raum, über dessen Boden und Wände wechselnde Farben in hypnotischem Rhythmus glitten. Diener boten Erfrischungen an, und es gab keine sichtbare Quelle für die Melodien, nach denen graziöse Tänzerinnen ihre Künste zeigten.
    Auri war an der Seite Lockridges eingeschlafen; der Anblick des vielen Neuen, Unglaublichen hatten sie erschöpft. Yuria deutete lächelnd auf das Mädchen. »Es ist meine Aufgabe, mich um das Wohlergehen Ihrer jungen Freundin zu kümmern«, sagte sie. »Aber es scheint, als brauchte sie mich heute nacht nicht. Möchten Sie die Nacht mit mir verbringen?«
    Lockridge hatte geglaubt, daß er nur Storm allein begehrte, aber Yuria glich ihr so sehr, daß alles in ihm danach schrie, die Frage bejahend zu beantworten. Er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um zu erklären, daß es seine Pflicht sei, sich für die Aufgaben des morgigen Tages auszuruhen. »Dann also, wenn Sie zurückkommen?« fragte Yuria lächelnd.
    »Es wird mir eine Ehre sein.« Er zweifelte angesichts des Weines, der Musik und der schönen Frauen nicht an seiner Rückkehr. Tareth, eine schlanke Schönheit, tanzte im Arm Hus vorüber. »Reservieren Sie für mich etwas von Ihrer Zeit, tapferer Krieger!« rief sie Lockridge übermütig zu.
    Als Lockridge früh schlafen ging, war er glücklich. Er schlief so tief und fest, wie er es seit undenklichen Zeiten nicht mehr getan hatte.
     
    Am nächsten Morgen unterrichtete Hu Lockridge in der Benutzung der Geräte, deren er sich bedienen würde. Auf diese Weise sollte er die Kenntnisse, die ihm der neue Diaglossa vermittelte, in der Praxis kennenlernen. Sie flogen hoch über endlos scheinendes parkähnliches Gelände. Nahe dem Wendepunkt ihres Fluges erspähte Lockridge einen taubengrauen Turm. Auf seiner 1500 Fuß hohen Spitze breiteten sich zwei Schwingen unter einem goldenen Rad aus, ein Symbol, das Leben bedeutete.
    »Steht dieser Turm am Rand einer Stadt?« fragte Lockridge.
    Hu spie aus. »Sprechen Sie mir nicht von Städten. Die Rangers errichten solche Kaninchenbaue. Wir lassen die Menschen nahe ihrer Mutter, der Erde, leben. Das dort ist eine Fabrik. Nur Techniker wohnen dort. Automatische Maschinen brauchen keinen Sonnenschein.«
    Sie kehrten zum Ausgangspunkt ihres Fluges zurück. Von außen gesehen, bildeten die Dächer und Türme des Palastes einen riesigen, in sanften Farbtönen schillernden Wasserfall. Hu führte Lockridge in einen kleinen Raum, in dem bereits mehrere Männer warteten.
    Die Lagebesprechung dauerte lange. »Wir können Sie bis auf wenige Meilen an Niyorek heranbringen«, erklärte Hu. Er deutete auf einen Punkt der vor ihm liegenden Karte, auf die Ostküste eines seltsam veränderten Nordamerikas. »Danach müssen Sie sich allein durchschlagen. Glatt rasiert, in Rangeruniform, mit Ihrem Diaglossa und allen Informationen versehen, die wir noch beschaffen können, müßten Sie in der Lage sein, Branns Hauptquartier zu erreichen. Wir haben uns vergewissert, daß er sich im Augenblick dort aufhält, und wissen natürlich, daß Sie ihn sehen werden.«
    Lockridge fühlte, wie seine Muskeln sich spannten. »Was wissen Sie sonst noch?« fragte er langsam.
    »Daß Sie unbehelligt entkommen konnten. Es war ihm gemeldet worden – ich meine, es wird ihm gemeldet werden –, daß Sie in einen Zeittunnel flüchten konnten.« Hus Blick verschleierte sich. »Am besten sage ich nichts mehr. Es wäre eine zu große Belastung für Sie, wenn Sie sich als Marionette in einem Drama fühlten, das nicht mehr zu ändern ist.«
    »Oder wenn ich wüßte, daß sie mich umbringen?« sagte Lockridge scharf.
    »Es wird nicht geschehen«, sagte Hu. »Sie müssen sich auf mein Wort verlassen. Ich könnte lügen. Ich würde lügen, wenn es nötig wäre. Aber ich sage Ihnen klipp und klar die Wahrheit – daß Sie nicht von

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