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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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»Dies ist meine wahre Belohnung – daß du zurückkamst.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und musterte ihn lange schweigend. »Danke«, sagte sie dann in Orugaray.
    Lockridge wußte, wann eine Frau darauf wartete, geküßt zu werden. Er ballte die Fäuste hinter dem Rücken und bemühte sich, Zweifel und Ablehnung lebendig zu erhalten. »Hu muß dir meine Meldung gebracht haben«, sagte er. »Ich habe nichts hinzuzufügen.«
    »Es gibt nichts, was hinzuzufügen wäre, mein Lieber.« Sie deutete auf eine Sitzgelegenheit. »Komm. Es gibt so vieles, worüber wir sprechen müssen.«
    Er setzte sich ihr gegenüber. Ihre Knie berührten sich. Eine Flasche und zwei volle Gläser standen vor ihnen. Sie gab ihm eines und hob das eigene Glas. »Wollen wir auf uns trinken?«
    »Auch Brann gab mir Wein«, sagte er heiser.
    Ihr Lächeln schwand. Sie musterte ihn lange, bevor sie ihr Glas wieder absetzte. »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie.
    »Daß die Wardens nicht besser als die Rangers sind, und daß beide zur Hölle fahren sollen? Ja, ich glaube, so ist es.«
    »Aber es ist nicht wahr«, sagte sie ernst, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Einst erwähntest du die Nazis deiner Zeit als Verkörperung des absolut Bösen. Ich stimme dir zu. Sie waren eine Schöpfung der Rangers. Aber überlege – du wärest ein Mann aus der Steinzeit, ins Jahr 1940 versetzt. Wieviel Unterschied zwischen den Ländern hättest du sehen können?«
    »Yuria jonglierte mit den gleichen Argumenten.«
    »Ach, sie, ja.« Der volle Mund wurde für Sekunden schmal und hart. »Eines Tages werde ich mich mit Yuria befassen müssen.« Sie entspannte sich, legte ihre Hand auf seinen Schenkel und sagte leise und schnell: »Du begegnetest zwei Menschen in meiner Zukunft, die dich aus persönlichen Gründen retteten. Du warst für etwa eine Stunde in ihrer Welt. Sie brachten dich an einen Ort, den sie selbst auswählten, und ließen dich allein, nachdem sie mit voller Berechnung einige zweideutige Bemerkungen gemacht hatten. Malcolm, du bist wissenschaftlich geschult worden. Ist das eine Basis, von der man Schlüsse ziehen kann?
    Du hattest gesehen, was gesehen werden sollte. Du hörtest, was dir zu Ohren kommen sollte. Sie wollen etwas erreichen, wozu du der Schlüssel bist. Was ist ein Schlüssel, wenn nicht ein Werkzeug? Du hast lediglich eine veränderte Welt gesehen. Woher weißt du, daß die Wurzeln dazu nicht in einem Sieg der Wardens liegen? Ich glaube, es muß so sein.«
    Sie schwieg eine Weile nachdenklich, bevor sie fortfuhr: »Viel von dem Unrecht, das du in meinem Land sahest, ist eine Folge des Krieges. Ohne Feinde würden wir weniger Disziplin brauchen, könnten unsere Zeit auf Versuche verwenden und Änderungen schaffen. Ja, ich weiß, wie Istar beschaffen ist. Aber du bist doch nicht so naiv zu glauben, daß selbst der absoluteste Herrscher ein Dekret nur zu erlassen braucht, um es schon durchgeführt zu sehen, nicht wahr? Ich muß mich dessen bedienen, was das Schicksal mir gab. Zufällig ist es Istar, die mich unterstützt. Ihr Nachfolger – ich kann das Gesetz der Nachfolge nicht umstoßen, ohne das gesamte Reich gefährlich zu erschüttern – entstammt einer anderen Partei.«
    »Yurias?« fragte er verblüfft.
    Storm lächelte. »Die liebe Yuria. Wie gern würde sie die Koriach sein! Und wie erbärmlich würde sie in dieser Rolle wirken!« Sie wurde wieder ernst. »Ich unterschätze mich nicht selbst, Malcolm. Du hast gesehen, wessen ich fähig bin. Dadurch, daß ich Brann mit deiner Hilfe in die Falle lockte, habe ich den Rangers einen Schlag versetzt, dessen Folgen tödlich sein können. So wenige sind fähig, diese zeitlichen Operationen zu leiten, und es hängt soviel von ihnen ab. Während Brann frei war, mußte ich den größten Teil meiner Energie darauf verwenden, ihn abzuwehren. Aber gerade unser Triumph hat eine Reihe neuer Probleme aufgeworfen. Während du fort warst, waren die Spione und Kuriere des treuen Hu unterwegs. Meine Nebenbuhler – o ja, es gibt mehr Palastintrigen, als du annimmst –, diejenigen, die gegen mich arbeiten, unter der Maske der Freundschaft, die wir tragen müssen, solange der Krieg andauert, haben sich der strategischen Probleme bemächtigt. Hat nicht Yuria Belohnungen angedeutet, wenn du als ihr Agent in meinem Lager tätig wärest?« Lockridge mußte zustimmend nicken. »Nun, diese Partei tritt dafür ein, daß wir, um unsere Kräfte nicht zu zersplittern, fortfahren, uns auf den

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