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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nickte. »Es mußte sein.«
    »Du wirst bei ihr für uns sprechen, nicht wahr?« bat sie. »Vielleicht weiß sie gar nicht, wie bösartig sie sind.«
    »Wer?«
    »Die, die sie herbrachte. Oh, Malcolm, was habe ich alles hören müssen! Wie sie ihre Tiere so grasen lassen, daß sie unsere Ernten vernichten, wie sie Frauen gegen ihren Willen nehmen und uns in unserm eigenen Land verspotten. Wußtest du, daß sie unsere Verwandten überfielen? Daß sie in dieser Nacht Menschen aus Ulara und Faono, meine eigenen Verwandten, als Sklaven in ihrem Lager haben? Erzähle es ihr, Malcolm!«
    »Ich werde es tun, wenn ich kann«, sagte er ungeduldig. Nach diesem Tag wollte er eine Zeitlang allein sein. »Aber was sein muß, muß sein. Kann ich jetzt etwas zu essen haben und eine ruhige Ecke? Ich muß über vieles nachdenken.«

19
     
     
    Wie in jedem anderen Krieg, von dem Lockridge wußte, erforderte auch dieser, daß die Hauptanstrengungen der nach außen wenig in Erscheinung tretenden Organisation galten. Ebenso vertraut war ihm, daß Mangel an Kräften bestand. Agenten waren über die ganze Geschichte verstreut, erschreckend ähnlich stand es um die Streitenden selbst. Storm Darroway war noch übler dran – sie stand praktisch allein.
    Sie gab zu, daß politische Eifersüchteleien nicht der einzige Grund dafür waren, daß sie keine Unterstützung bei den anderen göttlichen Wesen fand. Einige der Wardenköniginnen waren aufrichtig gewesen, als sie ihr erklärten, daß sie erst dann helfen würden, wenn Storm bewies, daß die Abrechnung, auf deren Ausgang sie schwor, tatsächlich kommen würde. Denn es war Tatsache, daß der Zeitkrieg das Nordeuropa der Bronzezeit zu umgehen schien. Weder die Wardens noch die Rangers führten in diesem tausendjährigen, tausend Meilen weiten Abschnitt der Raumzeit Operationen von irgendwelcher Bedeutung durch.
    »Aber beweist das nicht, daß du unrecht hast?« fragte Lockridge ärgerlich.
    »Nein«, sagte Storm. »Es kann ebensogut Erfolg bedeuten. Vergiß nicht, daß wir in unserem Zeitalter wegen der Posten in den Tunneln nichts von unserer eigenen Zukunft wissen. Wir können nicht voraussagen, was wir als nächstes tun werden. Dank des Unsicherheitsfaktors in den Toren sind selbst solche auf Ursache und Wirkung beruhenden Erfolge selten, wie sie Brann in unsere Gewalt brachten.«
    »Sicher, sicher, aber du kannst doch gewiß eine vergangene Epoche wie diese überprüfen und feststellen, ob irgendwelche von deinen eigenen Leuten anwesend sind.«
    »Was sehen wir schon, wenn ihre Tätigkeit glatt verläuft? Nichts als die einheimischen Bewohner, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Wenn Wardenagenten vor den Rangers versteckt werden, sind sie in weitem Maße auch vor anderen Wardens verborgen.«
    »Ich verstehe. Das Sicherheitsproblem. Du darfst deine eigenen Truppen nicht mehr wissen lassen, als unbedingt nötig ist, wenn der Feind es nicht auch erfahren soll.«
    »Außerdem ist dies mein Kampfgebiet«, sagte Storm hochmütig. »Ich setze meine eigenen Leute so ein, wie ich es für richtig halte. Die Macht, die ich bekomme, wird nicht nur gegen die Rangers benutzt werden. Ich habe auch zu Hause einige Rechnungen zu begleichen.«
    Zuviel blieb zu tun. Storm mußte als Göttin und Richterin in Avildaro bleiben und Entscheidungen fällen und Gesetze geben, bis die Nation, die sie schuf, die von ihr gewünschte Form hatte. Hu mußte ihr Verbindungsglied mit der Heimat und mit Kreta bleiben. Gewöhnliche Soldaten konnten nur als Kuriere oder Wächter verwendet werden; hier wurden nicht einmal die Männer, die Hu mitgebracht hatte, für derartige Dienste benötigt, und sie schickte sie zurück. Gut ausgebildete Agenten durften nicht aus anderen Gebieten abgezogen werden. Am dringendsten brauchte sie einen fähigen Mann, der mit den Stämmen verhandelte.
    Lockridge machte sich auf den Weg. Withukar und einige Krieger begleiteten ihn. Er mochte den rothäutigen Yutho gern, seit sie einander bewirtet, miteinander getrunken und bis in die späte Nacht mit ihren Abenteuern geprahlt hatten. Schön, dachte Lockridge, er ist nicht zivilisiert. Ich schätze, ich bin es ebensowenig. Mir gefällt dieses Leben.
    Letztes Ziel war es, die Sippen der Labrys und der Axt zu einem Stamm zusammenzuschweißen. Das würde gewiß geschehen; Jütland würde in die Geschichte als eine Nation eingehen und selbst über Lockridges Zeit hinaus als solche erkennbar bleiben. Das gleiche galt für viele

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