Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
andere Gebiete. Aber die Gründung dieser Königreiche mußte langsam vonstatten gehen, einmal wegen des Mangels an Agenten, dann, weil es wie ein natürlicher Vorgang aussehen mußte. Ein schnell gegründetes Reich wie das Alexanders oder Tamerlans war zu kurzlebig, um von Wert zu sein. Der erste Schritt bestand darin, die Dörfler um den Limfjord zu einer engeren Gemeinschaft zusammenzuschließen, als sie es bisher kannten. Dafür standen Storm die sie umgebende Ehrfurcht zur Verfügung und ihre Yuthoazverbündeten für die Fälle, in denen Gewalt notwendig wurde. Zur gleichen Zeit mußte sie sich mit den Stämmen des Inlands, seien sie alteingesessen oder neu hinzugekommen, verbünden. Mit der ersten Mission dieser Art wurde Lockridge betraut.
    Er hatte vorgezogen, den Marsch auf dem Rücken eines Pferdes anzutreten. Aber diese zottigen Ponys mit den langen Schädeln waren nie geritten worden, und es würde zu lange dauern, sie darauf abzurichten. Also trat er den Marsch zu Fuß an. Wenn sie sich einer Siedlung näherten, stiegen er und Withukar auf ihre Streitwagen und hielten einen Einzug, wie er in diesem Zeitalter als würdig galt.
    Im allgemeinen wurden sie gastfreundlich empfangen, und die Botschaft, die Lockridge brachte, war einfach. Die wahre Göttin hatte Avildaro zu ihrem Aufenthaltsort gewählt. Sie war nicht, wie einige von ihr behauptet hatten, die Feindin der Sonne und des Feuers; im Gegenteil, sie war Mutter, Frau und Tochter aller männlichen Götter. Die Mächte wünschten, daß ihre Kinder sich vereinigten. Zu diesem Zweck würde eine erste Reihe von Beratungen Mitte des Winters in Avildaro stattfinden. Die Ältesten aller Stämme waren eingeladen, an diesen Beratungen teilzunehmen.
    Der Weg führte Lockridge an einem heiligen Hügel vorbei, der einst Viborg heißen würde, über Land, das fruchtbarer war als alles, was er in der Zukunft gesehen hatte; nördlich zur Brandung und den breiten Stränden der Skaw, dann wieder nach Süden am Limfjord entlang. Es war erst ein kleiner Anfang. Und doch brauchte er fast einen Monat. Die Heide blühte purpur und golden, die Sonne ließ beim Aufgang Rauhreif funkeln, und die Blätter färbten sich dunkel, ehe er Avildaro wieder erreichte.
    Lockridges Gruppe war schon aus der Ferne gesichtet worden. Er ritt unter beifälligem Jubel durch das Lager der Yuthoaz in das Niemandsland, das zwischen ihm und dem Dorf lag.
    Auri war die einzige, die kam, um ihn willkommen zu heißen. Sie lief ihm lachend entgegen, rief immer wieder seinen Namen. Er ließ seinen Wagenlenker halten, bückte sich herab und hob sie zu sich hinauf. »Ja, meine Kleine, es geht mir gut«, sagte er und drückte sie an sich. »Wir hatten keine Schwierigkeiten, und ich freue mich, dich zu sehen, aber zuerst wartet die Göttin auf meinen Bericht.« Er hätte sie gern mitgenommen, aber der Wagen war zu klein. So tanzte sie den ganzen Weg neben den Rädern her. Vor dem Langhaus schien sie Unbehagen zu spüren. »Ich werde zu Hause auf dich warten«, sagte sie und eilte hastig davon.
    Withukar blickte ihr nach und spitzte die Lippen. »Diese Auri«, sagte er. »Sie gehört dir, nicht wahr? Ich beneide dich um sie.«
    »Wir sind Freunde«, sagte Lockridge. »Sie ist nicht meine Geliebte, wenn du das meinst. Wäre sie ein Mann, wären wir Blutsbrüder. Leid, das ihr zugefügt wird, ist mein Leid, für das ich Rache nehmen würde.«
    »Ja, ich verstehe. Aber du wünscht doch sicher nicht, daß sie ewig allein bleibt, wie?«
    Lockridge konnte nur den Kopf schütteln.
    »Und sie ist die Erbin des alten Häuptlings hier, und du sagst, daß der Bann von ihr genommen ist ... hm!«
    Nun, dachte Lockridge und spürte eine sonderbare Schwäche, wäre das nicht vielleicht die beste Antwort auf das Problem, das sie darstellte?
    Doch er konnte sich nicht länger mit dem Gedanken an das Mädchen befassen. Storm wartete. Im Beisein Hus und Withukars begrüßte sie ihn förmlich und schien seinem Bericht nur mit halbem Ohr zu lauschen. Er wurde bald entlassen. Doch sie hatte gelächelt und auf Englisch gesagt: »Heute abend.«
    Nach der erfreulichen Kameradschaft der letzten Wochen verspürte er keine Neigung, den Tag unter den Tenil Orugaray zu verbringen. Sie hatten sich geändert; aus dem lustigen Volk, das er gekannt hatte, waren die mürrischen Bewohner eines besetzten Landes geworden. Eine Kluft hatte sich zwischen ihm und ihnen geöffnet. Er hätte die Yuthoaz besuchen können ... aber dann würde er ihre

Weitere Kostenlose Bücher