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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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...«
    »Du vielleicht«, tobte Storm.
    »Oh, großer Gott!« sagte Lockridge. »Du weißt, daß ich – daß du und ich ...«
    »Schätze dich nicht zu hoch ein, mein Lieber. Um aber auf dieses Mädchen zurückzukommen – wenn Rassen sich vereinigen sollen, muß es solche Verbindungen geben. Die Ehe ist für die Leute der Streitaxt eine so uralte Einrichtung, daß sie sie nie aufgeben werden. Darum müssen die Seevölker sich mit ihr einverstanden erklären. Auri ist die Erbin der Führerschaft dieser Gemeinde, Withukar ist ebenso einflußreich in seinem Stamm. Praktisch und als Beispiel gibt es nichts Besseres als diese Ehe. Natürlich regte sie sich darüber auf. Bist du so naiv, anzunehmen, daß sie sich nie trösten wird? Daß sie die Kinder von Withukar nicht lieben wird? Daß sie dich nicht vergessen wird?«
    »Nun, ich meine, man muß ihr zugestehen, die Entscheidung selbst zu treffen.«
    »Wen kann sie noch wählen, außer dir, der du sie nicht willst? Selbst wenn du es tätest, wäre es der Sache nicht dienlich. Du bist hereingekommen, um dich darüber zu beklagen, daß die Bewohner sich unglücklich fühlen. Die Engländer werden nach der Eroberung durch die Normannen noch viel unglücklicher sein. Aber ein paar Jahrhunderte später gibt es keine Normannen mehr, nur noch Engländer. Für uns hier beginnt der gleiche Vorgang mit Auri und Withukar. Erzähle mir nichts von freiem Willen ... es sei denn, du seiest der Annahme, daß alle Kriege nur von Freiwilligen ausgefochten werden sollten.«
    Lockridge stand hilflos. Storm kam zu ihm und legte ihm die Arme um den Hals.
    Die Stimme eines Yutho rief von jenseits des Vorhanges: »Göttin, Meister Hu bittet eintreten zu dürfen.«
    »Verdammt!« zischte Storm leise. »Ich werde versuchen, ihn so schnell wie möglich loszuwerden.« Laut sagte sie: »Laß ihn eintreten.«
    Schlank und geschmeidig in seiner grünen Uniform kam Hu herein und verbeugte sich. »Ich bitte um Verzeihung, Leuchtende, aber ich komme gerade von eins Lufterkundung zurück.«
    Storms Gestalt straffte sich. »Und?«
    »Höchstwahrscheinlich bedeutet es nichts. Aber ich sah eine beachtliche Flotte über die Nordsee ziehen. Das Führungsschiff ist iberisch, die andern Boote sind mit Fellen bespannt. Von einer solchen Zusammenstellung habe ich nie gehört. Klar zu erkennen ist, daß sie von England kommen und Kurs auf Dänemark nehmen.«
    »Zu dieser Jahreszeit?« Storm schien die Gegenwart Lockridges zu vergessen.
    »Ja, das ist paradox«, nickte Hu. »Außerdem konnte ich keine moderne Ausrüstung entdecken. Wenn sie sie haben, muß sie unbedeutend sein. Aber sie werden die hiesige Küste in einem oder zwei Tagen erreichen.«
    »Ein Unternehmen der Rangers? Oder lediglich ein örtliches Abenteuer? In dieser Zeit versuchen selbst die Alteingesessenen sich auf neuen Wegen.« Storm legte die Stirn in Falten. »Ich werde mich selbst von der Lage überzeugen.«
    Sie griff nach ihrem Schwerkraftgurt und schnallte ihn um, dann hängte sie sich eine Energiepistole an die Hüfte. »Du kannst solange hierbleiben und dich ausruhen, Malcolm. Ich bleibe nicht lange fort.« An der Seite Hus ging sie hinaus.
    Minutenlang wanderte Lockridge unentschlossen durch den großen Raum. Plötzlich blieb er stehen. Fast wäre er gedankenlos durch den Schleier der Lichtlosigkeit gegangen. Hinter ihm hatte Brann gelitten und den Tod gefunden. Sein Magen verkrampfte sich. Warum befand sich der Vorhang noch immer an seinem Platz?
    Warum hatte er nicht danach gefragt? Er begriff, daß er nie den Wunsch gehabt hatte. Nach kurzem Zögern trat er hindurch.
    Dieser Teil des Hauses war nicht neu eingerichtet worden. Der Boden starrte vor Schmutz, auf den Fellen der Sitze lag dicker Staub. Eine einzige Kugel erhellte diesen Teil des Langhauses, die Schatten reichten bis in die hintersten Ecken. Eine schwarze Barrikade schirmte alle Geräusche ab. Lockridge stand in einer Stille, die vollkommen war.
    Dann rührte sich das Etwas auf dem Tisch, das durch Drähte mit der Maschine verbunden war, und wimmerte.
    »Nein!« stieß Lockridge entsetzt hervor und wandte sich zur Flucht. Erst nach langer Zeit fand er den Mut zurückzukehren. Irgend etwas zwang ihn dazu. Brann war nicht tot. Außer Haut, die sich trocken über dürren Knochen spannte, war nicht viel von ihm übriggeblieben. Röhren führten ihm Nahrung zu und sorgten dafür, daß der Organismus nicht zerfiel. Elektroden waren durch den Schädel gebohrt, zapften das Gehirn

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