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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Mantel wieder an. Es war gar nicht so warm.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, das Kopfsteinpflaster sause ihr entgegen, als wollte es sie erschlagen, und sie stützte sich an einem Verteilerkasten ab. Sie musste sich sammeln und mit jemandem reden, der ihr helfen konnte, alles wieder ins Lot zu bringen. Der Einzige, der ihr einfiel, war Max. Sie sehnte sich nach seiner Umarmung. Sie brauchte ihn mehr denn je.
    Als sie sich bückte, um die Tasche zu nehmen, spürte sie, dass jemand sie beobachtete. Sie drehte sich um. Hinter ihr stand ein Mann. Er war Anfang vierzig, gut gekleidet, Seidenschal. Der Mann, der sie angerempelt und sich dann entschuldigt hatte. Er war ihr gefolgt.
    «Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?», fragte Annie.
    «Sie sind doch Annie Lander?», fragte er und lächelte, die Hände in den Manteltaschen vergraben.
    «Und wer sind Sie?», fragte sie zurück und überlegte, ob sie ihn kennen musste. Sein durchdringender Blick war ihr unbehaglich.
    Da hörte sie, dass sich ein Auto näherte. Sie war erleichtert, denn jetzt waren sie nicht mehr allein auf der leeren Straße. Unten auf der Birger Jarlsgatan drängten sich die Passanten, aber das war weit weg. Jemand schloss ein Fenster, und die Musik, die aus der Ferne zu ihr gedrungen war, verstummte. Max war nur noch zweihundert Meter entfernt, und sie bildete sich ein, dass sie sein ausgelassenes Lachen hören konnte, wenn sie sich nur genug anstrengte. Der Wagen hielt, und sie drehte sich um. Eine Hintertür wurde geöffnet, aber niemand stieg aus. Was ist hier eigentlich los?, dachte sie.

Freitag, 13 . Oktober – Freitag, 20 . Oktober 1989

Grosse Zeiten nahen
    1
    Vitomir Jozak meinte, den Geruch des Geldes wahrzunehmen, das in der offenen Tasche lag. Schmutzige, gebrauchte Scheine, Hunderter und Tausender, mit Gummibändern gebündelt. Er warf noch einen raschen Blick in die Tasche. Jetzt gehörte dieses Geld ihm. Der Kerl ihm gegenüber, Kenneth, nannte die Summe: 500   000 . Bald würde Vitomir Jozak genug Geld haben, um die größte Partie Heroin zu kaufen, die jemals in Schweden umgesetzt worden war. Wenn dieses Heroin erst einmal gestreckt, umgepackt und verkauft worden war, konnte ihn niemand mehr aufhalten.
    Vitomir Jozak war unbewaffnet, aber seine beiden Begleiter hatten genug dabei, um die Hälfte der Gäste der Sturecompagniet umzunieten und, um sich schießend, den Club zu verlassen. Vitomir saß mit dem Rücken zur Wand, flankiert von seinem Bruder Ranko und Avram Gavrić.
    Kenneth war mit einem der reichsten Typen der Stadt befreundet, mit Buster Droth, und hatte gerade den Inhalt der Tasche in das Unternehmen von Vitomir Jozak investiert. Vitomirs Anwalt Henrik Olsson wusch Geld gründlicher als seinen eigenen Sack. Sobald die Rendite stimmte, würden auch Kenneths reiche Freunde einsteigen und so viel Geld investieren, wie Jozak entgegennehmen würde. Vitomir lachte innerlich bei dem Gedanken an diese gesegnete Aussicht.
    Das Geld in der Tasche war ein Kredit, der mit einem Prozent pro Woche verzinst werden würde. Vitomir Jozak wollte mit dem Geld zwei Restaurants kaufen, das eine auf Kungsholmen, das andere in Sundbyberg, beide vom selben Eigentümer. Sie hatten ihn ein paar Monate lang unter Druck gesetzt, und jetzt stand er vor dem Bankrott. Falsche Rechnungen, ein korrupter Rechnungsprüfer. Das Übliche. Jetzt waren die Restaurants für 50   000 zu haben. Sie waren bedeutend mehr wert, aber hier ging es nicht um einen fairen Preis. Dieses Geschäft sah aus wie alle anderen Geschäfte Vitomirs. Wir schlagen dir die Scheiben ein und vergraulen deine Gäste, außerdem werden deine Türsteher so teuer, dass du sie dir nicht mehr leisten kannst. Entweder meldest du Konkurs an, oder du verkaufst für ein Trinkgeld, ziehst in eine andere Stadt und lässt dich hier nie wieder blicken. Viele sahen eines Morgens ein, dass ein solches Geschäft nicht das schlechteste war. Denn sie hatten von Vitomir Jozak geträumt, und aus solchen Träumen wollte man auch wieder erwachen.
    Vitomir war Anfang vierzig und keine Schönheit. Jeder Blick in den Spiegel erinnerte ihn daran, warum verängstigte Männer für seine Dienste bezahlten und warum er verängstigte Frauen für ihre bezahlte. Seit er, jedenfalls nach seinen Maßstäben, reich geworden war, gab es mit Frauen keine Probleme mehr. Seine Hände waren grob. Sein Bauch war flach und hart, ohne den geringsten Ansatz von Fett. Seine dunklen Augen standen wie die Mündungen einer

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