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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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sie in der vergangenen Nacht gesagt, und er wusste nicht, ob sie das wieder vergessen hatte oder ob sie sie einfach noch ein weiteres Mal sagen wollte. Einen Augenblick lang war sie wieder da, die Frau, in die er sich verliebt hatte, als wäre alles so wie immer.
    «Geht es Mingus gut?», fragte sie.
    Er nickte.
    «So schnell ich kann, werde ich …»
    Max legte ihr einen Finger auf die Lippen. «Lass dir Zeit», sagte er. «Wir warten beide, bis du bereit bist.»
    Max sah ein, dass sich alles verändert hatte. Was er an ihr geliebt hatte, war von etwas ersetzt worden, was er erst zu lieben oder zumindest zu ertragen lernen musste. Früher waren ihre Augen und ihre Stimme voller Leidenschaft gewesen, die sich nun in eine Härte verwandelt hatten, die ihn körperlich schmerzte.
    «Du musst dich damit abfinden, dass ich dir nie etwas erzählen werde, Max», sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. «Ich werde vergessen und mit dir fliehen. Ich will, dass du das auch tust.»
    Er nickte.
    «Versprich es mir», sagte sie.
    Er versprach es, und seine Lüge war so klein, dass nicht einmal er sie bemerkte.
    5
    Munkenberg legte die Kassette in den Videorekorder, drückte auf Play und erkannte Annie Landers Gesicht wieder, obwohl es vor Angst verzerrt war. Ihr nackter Oberkörper zitterte. Zwei Männer tauchten im Bild auf. Sie trugen schwarze Masken. Einer von ihnen legte Annie von hinten die Hand um den Hals, beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie riss die Augen auf, und ihre Nasenlöcher weiteten sich. Plötzlich stutzte Munkenberg. Er spulte zurück, drückte wieder auf Play und dann auf Pause. Er berührte den Monitor beinahe mit der Nase. Das Bild war nicht perfekt, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, was er auf dem Unterarm des einen Mannes erblickte. Sein Ärmel war hochgerutscht und hatte die sechzehn Spitzen der Kompassrose enthüllt, eine Tätowierung, die er sich auf den Kapverdischen Inseln zugelegt hatte.
    6
    Patrik nahm immer denselben Weg von und zu seiner Arbeit und war dabei meistens in Eile. Es war schon nach zehn, und Max wartete schon seit über einer Stunde hinter der Handelshochschule auf ihn. Er hatte Mingus in einem gestohlenen Kinderwagen dabei, weil er davon ausging, dass nicht nach einem Vater mit Kinderwagen gefahndet wurde. Außerdem bekam Annie eine so hohe Dosis Beruhigungsmittel, dass sie nicht einmal aufwachen würde, wenn ein Einsatzkommando die Wohnung stürmte. Als Patrik nur noch ein paar Meter entfernt war, trat Max aus dem Gebüsch, in dem er sich versteckt hatte. Patrik blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an.
    «Mensch, Max, was ist passiert?», fragte er besorgt.
    Nachdem Max alles erzählt hatte, umarmte ihn Patrik, so fest er konnte. Er wollte ihn gar nicht mehr loslassen, und erst nach einer Weile merkte Max, dass Patrik die Tränen über die Wangen liefen. Nach einigen Minuten hatte er sich etwas beruhigt. Er beugte sich über den Kinderwagen.
    «Hallo, Kleiner, du hattest wirklich einen turbulenten Start ins Leben!»
    Zum ersten Mal seit langem lachte Max wieder, dann erzählte er, dass sie die Stadt verlassen mussten.
    «Ich möchte dich um zwei Gefallen bitten, Patrik.»
    «Alles, was du willst.»
    «Hör dir erst einmal an, um was es geht», sagte Max. «Als Erstes will ich, dass du zu meiner Mutter gehst und ihr erzählst, was passiert ist. Und warum. Sag, dass alles wieder ins Lot kommt. Sie soll aber den Mund halten.» Er lächelte. «Kein Wort zu Tante Vivi.» Sie lachten. «Sie liebt dich über alles. Ich will also, dass du mit ihr sprichst. Ruf sie nicht an, sondern fahr hin.»
    Patrik nickte. «Wird erledigt.»
    «Dann ist da noch etwas.» Er bückte sich und holte eine Plastiktüte unter dem Kinderwagen hervor. «Ich habe alles aufgeschrieben, was ich weiß. Über alles, was geschehen ist und was Annie herausgefunden hat.» Er machte eine gequälte Miene. «Und alles, was an jenem Abend in Töversta passiert ist, und davor. Wirklich alles.» Patrik nickte und nahm die Plastiktüte. «Ich will, dass du sie an einem sicheren Ort verwahrst.»
    «Natürlich.»
    «Sie enthält auch eine Namensliste. Jeden Monat schicke ich dir in der ersten Woche eine leere Ansichtskarte. Falls die Karte ausbleibt, kopierst du das Material und schickst es an die Personen auf der Liste. Das sind alles Journalisten. Okay?»
    Patrik nickte. Er schien sich zu überlegen, wo er diese Lebensversicherung seines besten Freundes aufbewahren sollte. «Ich

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