Korsar meiner Träume
die Flasche.
»Es wird den Schmerz ein wenig lindern«, erklärte er.
Nickend stimmte sie zu.
»Danke, ich werde ein wenig davon trinken.«
Nate verzog spöttisch das Gesicht. Er wusste verdammt genau, was sie vorhatte, und weigerte sich zuzulassen, dass sie sich noch mehr Schmerzen zufügte. Er setzte die Flasche heftig genug ab, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber doch nicht fest genug, um die Flasche zu zerbrechen.
»Ich weiß, du bist gewohnt, deine Dinge alleine zu regeln, aber ich werde dir hierbei helfen, ob es dir gefällt oder nicht.«
»Nate!«, keuchte sie, als sich sein Arm um ihren Rücken legte.
»Halt den Mund und setz dich hin. Ich werde nicht warten, bis du wieder alleine bist und dich selbst durchwurstelst. Ich biete dir Hilfe an, also sei wenigstens dankbar genug, sie auch anzunehmen.«
Claire presste die Lippen aufeinander, und Nate wusste, dass sowohl der Schmerz als auch der Ärger über ihn sie dazu brachte. Gut. Es war ihm egal. Solange er ihr Leiden lindern konnte. Ihre flachen Atemzüge ließen ihn seine Berührung so behutsam wie nur möglich halten, als er sie in eine sitzende Position brachte. Dann reichte er ihr die Flasche.
»Mehr«, befahl er, als sie bloß ein winziges Schlückchen nahm.
Ihre Augen blitzten auf, aber sie hob die Flasche wieder an den Mund und trank zwei tiefe Schlucke. Zufrieden nahm er die Flasche entgegen, die sie ihm zurückreichte.
Ein Rinnsal von Rum lief ihr die Lippen hinab, und Nates Magen zog sich zusammen, als sie die Flüssigkeit mit ihrer Zunge wegleckte. Es war noch gar nicht so lange her, dachte er, da war jene Zunge in seinem Mund gewesen. Da hatte er sie auf seinem Körper gespürt.
Ihr gereizter Tonfall riss ihn aus seinen Erinnerungen.
»Kannst du mich jetzt bitte wieder runterlassen.«
»Noch nicht. Erst verbinden wir mal die Rippen.«
Aus ihren Augen schoss smaragdgrünes Feuer.
»Ich habe schon genügend Schmerzen, vielen Dank.«
»Ich hatte schon ein- oder zweimal eine Rippenverletzung. Das Verbinden hilft.«
»Ich brauche das nicht.«
Sie wich seiner Berührung aus, schrie aber auf, als der Schmerz sie wieder durchzuckte.
»Hierbei hast du kein Mitspracherecht«, knurrte er. Eine Hand blieb auf ihrem Rücken, mit der anderen griff er nach den Knöpfen ihres Hemdes.
»Wenn du dich bewegst«, warnte er, als er spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten, »dann wird es bloß noch länger dauern und mehr wehtun. Außerdem wirst du ja wohl kaum wollen, dass ich das erst mache, wenn die Mannschaft wieder zurück ist, oder etwa doch?«
Selbst ein Blinder hätte den vernichtenden Blick nicht übersehen können, den sie ihm zuwarf. Nate ignorierte ihn und öffnete die Knöpfe und zog ihr Hemd auf. Weil er schließlich auch nur ein Mann war, verweilte er einen Augenblick bei dem Anblick ihrer sanft geschwungenen Brüste und den kecken Brustwarzen, die sich ihm entgegenstreckten.
»Du bist schön. Es ist eigentlich schade, sie zu verbinden.« Zornig oder nicht, die Worte sprudelten ihm von den Lippen.
»Ich bezweifle, dass irgendjemand den Unterschied bemerken wird«, murmelte sie.
Er warf ihr einen Seitenblick zu und sah, dass sie ihren Worten Glauben schenkte.
»Ich kann mich nicht daran erinnern, mich beschwert zu haben.«
»Werd ganz einfach fertig«, erwiderte sie, und ein hübsches Erröten überzog ihren Körper.
»Du kannst nicht leugnen, was dein Körper empfindet, Claire.« Nate nahm den langen Baumwollstreifen, den er mit dem Rum hergebracht hatte. Er hielt ein Ende an ihrem Rücken fest und wickelte den Stoff dann um ihren Oberkörper herum. Sie streckte die Arme zur Seite, und er erkannte an den Linien, die sich um ihre Mundwinkel eingruben, dass es ihr wehtat.
»Ich habe gelernt, dass sowohl das Herz als auch der Körper leicht hinters Licht geführt werden können. Es ist besser, auf den Verstand zu hören.«
»Und was sagt dir dein Verstand?«, fragte er.
»Dass man Männern, und speziell Piraten, niemals glauben sollte, dass sie die Wahrheit sagen.«
Er unterdrückte einen Fluch, dann verknotete er das Ende des Tuches zu einem festen Knoten. Er brachte ihr Hemd wieder in Ordnung, aber sie ließ ihn nicht bei den Knöpfen helfen. Es brachte ihn schier zur Verzweiflung zuzusehen, wie sie bei dieser Aufgabe litt, aber er behielt seine Hände bei sich.
Als sie fertig war, half er ihr, sich hinzulegen, trotz ihres Protestes, dann deckte er sie leicht mit einer Decke zu. Wieder schloss sie die
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