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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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zurannte.
    »Was tust du da?«, brüllte Claire hinter seinem Rücken.
    »Ich versuche am Leben zu bleiben. Schießt du jetzt oder nicht?«
    Nates erster Schuss war genau gezielt gewesen, und so folgten ihnen jetzt bloß noch zwei Männer. Claire hielt an, kniete sich hin, zielte. Ein weiterer Verfolger ging zu Boden. Es waren noch zwei übrig. James hinter ihnen und ein anderer vor ihnen. Sie wusste, James hatte keine Waffe.
    Nate zog noch eine Pistole – sie musste vorher James gehört haben – hinter seinem Rücken hervor und spannte den Abzugshahn. Der Schuss saß genauso gut wie sein erster.
    Nachdem ihr die Ohren nicht mehr von den Schüssen klingelten, hörte Claire, wie James schimpfend immer näher kam.
    Nate wirbelte zu ihr herum.
    »Lauf!«, befahl er.
    Claire glaubte zwar nicht, er hatte gemeint, sie solle neben ihm herrennen, doch sie konnte sonst nirgendwohin. Falls sie zu ihrem Lager liefe, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis James sie einholen würde. Obwohl sie niemanden mehr sah, der James zur Hilfe eilte, zweifelte sie nicht einen Moment daran, dass er noch mehr Männer hatte. Irgendwo. Außerdem hatte sie noch nicht das, weswegen sie gekommen war. Sie folgte Nate.
    »Wo zum Teufel glaubst du eigentlich, dass du hingehst?«, fragte Nate, als sie sein Langboot und den Zwerg erreichten, der das Boot bereits ins Wasser geschoben hatte.
    »Dahin, wo du hingehst.«
    »Aber ganz gewiss nicht«, knurrte er.
    Er hielt den Rand des Bootes in seiner großen Hand. Ein harter Zug lag um seine Lippen. Wasser schwappte ihm um die Schenkel. Nur Sekunden später schlugen Schüsse neben ihm ins Wasser, und zwar eindeutig zu nahe für Claires Geschmack.
    »Entweder das, oder wir werden hier alle wie dümpelnde Enten erschossen. Was soll’s denn sein?«
    Nate öffnete den Mund genau in dem Moment, als ein Schuss ins Langboot einschlug und seine Finger nur um eine Handbreit verfehlte.
    »Steig ein!«, befahl er.
     
    James Blackthorn wischte sich das Blut, das nicht aufhören wollte zu laufen, von der Braue und versuchte sich auf den Horizont zu konzentrieren. Die Dunkelheit war nicht sein einziger Feind. Er sah immer noch alles doppelt. Er blinzelte, schüttelte den Kopf. Nichts schien die beiden Bilder zu verbinden. Zwei Langboote ruderten hinaus aufs Meer, drei Personen in jedem. Es gab zwei Schiffe am Horizont, deren flackernde Laternen frech an der Reling entlang brannten.
    Frustriert bedeckte er ein Auge mit der Hand. Obwohl er jetzt klarer sah und nur noch ein Boot aufs Meer hinausruderte, half ihm das nicht aus seiner misslichen Lage. Er hatte bloß drei Mann mit an Land gebracht. Er war an deren Leichen vorbeigestolpert und war fast erleichtert, sie einfach dort liegen lassen zu können. Verdammt, sie sollten die Karte doch nicht von der Insel lassen. Er hatte sie bloß um eines gebeten, und sie hatten kläglich versagt. Dass sie mit ihren Leben dafür bezahlt hatten, schien James mehr als gerecht zu sein. Aber jetzt verschwand die Karte, eine Pferdeherde schien in seinem Kopf zu galoppieren, und Blut sickerte ihm zwischen den Fingern hindurch.
    Sein Magen rebellierte, aber er schluckte die Übelkeit hinunter. Er hatte jetzt keine Zeit, krank zu sein. Falls er die Karte bekommen wollte – und bei Gott, das wollte er – dann musste er möglichst schnell zu seinem Schiff. Wie zur Hölle aber sollte er das anstellen, fragte er sich, nicht zuletzt, weil er in dem Augenblick, als er die Augen öffnete, wieder alles doppelt sah. Das kam noch zu dem Hämmern in seinem Kopf, seinem rebellierenden Magen und der ungewöhnlichen Schwäche hinzu, die ihn einhüllte, seitdem er wieder zu Bewusstsein gekommen war.
    Zur Hölle, er konnte nicht mal geradeaus laufen, geschweige denn rudern.
    »Probleme?«
    James blinzelte und versuchte im düsteren Licht etwas zu erkennen. Er konnte nicht allzu klar sehen, aber er erkannte die Stimme wieder. James vergaß niemals eine Stimme.
    »Sid?«
    Der Mann trat näher, und James spürte, wie seine Anspannung nachließ, da er jetzt in der Lage war, den Mann deutlich zu sehen.
    »Du siehst aber nicht besonders gut aus.« Sid lächelte.
    »Geh mir aus dem Weg«, murmelte James. Er hatte schon genug Sorgen, auch ohne seine Zeit mit einem Mann wie Sid zu verschwenden. Welche Art von Mann vergeudete seine Zeit schon damit, einen Jungen zu schlagen? Hatte er denn nichts Besseres zu tun?
    »Wie wäre es mit ein bisschen mehr Dankbarkeit? Ich habe schließlich deinetwegen auf sie

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