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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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eigenes Spiegelbild, das sich in den Tiefen ihre blaugrünen Augen widerspiegelte.
    »Glaubst du wirklich, ich könnte sie mir nicht einfach nehmen, wenn ich es versuchte?«
    Sie starrte ihn wütend an, dann knurrte sie. Sie schwang den Riemen der Tasche über den Kopf und schob sie zu ihm hin. Er packte sie, überrascht von deren Gewicht. Er öffnete die Tasche und schüttete den Inhalt auf den Tisch.
    Neben einer Donnerbüchse und einem Dolch gab es ein kleines Päckchen Munition, ein Unterhemd, einen Satz Wäsche zum Wechseln – ebenso schmutzig wie die, die sie anhatte – und Seife und eine Haarbürste. Er nahm ihre Waffen und die Munition und stopfte den Rest zurück in die Tasche. Dann ließ er sie auf den Tisch fallen. Sie packte die Tasche, legte sie sich auf den Schoß und faltete die Hände beschützend darüber.
    »Nun zufrieden?«
    »Nein.« Wie sollte er das auch sein, fragte er sich, wenn es ihn so sehr aus der Fassung brachte, Claire zu sehen. Er hatte nicht damit gerechnet, sie jemals wiederzusehen, und hier war sie nun, in seiner Kabine, nur eine Armlänge entfernt, und ein Teil von ihm konnte nicht aufhören daran zu denken, dass sie mittlerweile schon lange seine Frau gewesen wäre, wenn sie ihn nicht verraten hätte.
    »Das ist deine eigene Schuld«, antwortete er stattdessen.
    »Du wärst nicht hier, wenn du mir nicht gefolgt wärst und versucht hättest, die Karte zu stehlen.«
    »Glaub bloß nicht, dass ich das nicht bedaure«, stieß sie ihm entgegen, dann stapfte sie die Leiter hinauf und verschwand an Deck.
    Nate ließ sich auf einen Stuhl fallen, streckte seine langen Beine aus und seufzte tief. Er hatte Fragen, viele Fragen. Sie bombardierten seine Gedanken und pochten gegen seine Schläfen. Was war mit ihr geschehen? Wo war ihr Ehemann? Warum hatte sie nicht auf ihn gewartet, so wie sie es versprochen hatte?
    Nach all der Zeit hatte er nun endlich die Karte. Und durch eine ironische Wendung des Schicksals war Claire nun bei ihm.
    »Gott«, dachte Nate, als er den Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss, »was zur Hölle soll ich jetzt bloß tun?«
     
    Verdammt. Die Lichter auf dem Schiff verschwanden eines nach dem anderen. James sah zum Himmel und verfluchte die Wolken, die nur einen schwachen Schimmer des Mondlichts hindurchließen. Drei seiner Männer waren tot, die Karte war auf einem anderen Schiff, auf dem man wusste, dass man es verfolgte, und das Mondlicht war zu schwach, um dieses Schiff noch länger in Sicht zu behalten. Das Beste, was James jetzt tun konnte, war, seine eigenen Lampen zu löschen und der momentanen Fahrtrichtung des Schiffes zu folgen und zu hoffen, das würde ausreichen. Ein Teil von ihm wusste aber ganz genau, dass es nicht ausreichen würde.
    Das Klügste, was Nate tun konnte, war, seinen Kurs zu ändern. Zur Hölle, eigentlich erwartete James das sogar von ihm, das war nicht das Problem. Es war die Himmelsrichtung, die er wählen würde, die James nicht voraussehen konnte. Egal welchen Weg James auch auswählte, es konnte der falsche sein. Und der falsche würde ihn zurückfallen lassen. Zu weit zurück.
    Verdammt sollten seine Männer sein, weil sie versagt hatten.
    Sid, der James an Deck nachgegangen war und ihm seither wie ein Schatten folgte, stand neben ihm am Bug.
    »Hast du gewusst, dass dieser Kerl Nate mit dem Bürschlein zusammengearbeitet hat?«
    James wandte sich vom Horizont ab.
    »Welchem Bürschlein? Was zum Teufel faselst du da?«
    Sid lächelte und rieb seine rechte Hand.
    »Dem Bürschlein vom Kartenspiel. Das ausgesehen hat, als ob es gleich losheulen würde, nachdem es verloren hatte.«
    Da er nun wusste, wen Sid meinte, schüttelte James den Kopf.
    »Das Bürschlein ist lange vor Nate aus der Kneipe gerannt, und ich weiß nicht, wie es einem Mann von Nates Statur irgendwie eine Hilfe sein könnte.« James berührte den pochenden Schnitt an seiner Schläfe.
    »Außerdem glaube ich kaum, dass der Mann irgendeine Hilfe braucht.«
    »Nun, jedenfalls ist das Bürschlein jetzt bei ihm. Vielleicht konntest du es nicht genau sehen, aber sie waren zu dritt, als sie ins Langboot kletterten, Nate, ein Zwerg und der Bursche vom Kartenspiel.«
    James wandte sich von Sids selbstzufriedenem Grinsen ab und konzentrierte sich wieder auf die Dunkelheit jenseits seines Schiffes. Er erinnerte sich nicht daran, drei Personen gesehen zu haben. Er hatte bloß zwei verfolgt. Konnte einer von ihnen der Junge sein? Vielleicht, mutmaßte er, denn er

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