Korsar meiner Träume
praktisch die ganze Stadt. Ohne sein Geld wären diese Kinder ganz auf sich alleine gestellt gewesen, mit Nichts. Ich konnte das nicht zulassen.«
Es ekelte ihn, bloß daran zu denken, dass Claire so etwas hatte tun müssen. Dass Litton überhaupt erwägen konnte, die Kinder wie Abfall wegzuwerfen.
Ihr Blick wurde hart.
»Aber es war unwichtig. Er tat es dennoch. Keinen Monat nachdem wir verheiratet waren, hörte er auf, ihnen Geld zu spenden. Ohne seine Hilfe war das Waisenhaus gezwungen zu schließen, und die Kinder wurden obdachlos. Nate, das jüngste war gerade mal drei.«
»Verdammter Mistkerl«, knurrte Nate und erinnerte sich zu gut daran, wie es sich anfühlte, so früh schon alleine zu sein.
»Hat denn niemand etwas dagegen unternommen?«
»Wer hätte das können? Die meisten Leute standen in seiner Schuld und hatten zu viel Angst, ihm zu widersprechen.«
Nate seufzte.
»Etwas, das er natürlich wusste.«
Claire schlang die Arme enger um sich.
»Es hat mich ganz krank gemacht. Ich wollte den Kindern so sehr helfen, aber ich besaß ebenso wenig wie sie. Es gab nichts, was ich tun konnte. Und wenn ich auf San Salvador geblieben wäre, wäre ich ihn niemals losgeworden, also ging ich fort.«
Und falls Nate seinen Schwanz nicht eingezogen hätte und abgehauen wäre, anstatt nach ihr zu suchen, dann hätte sie niemals geheiratet und ihre Unschuld einem anderen Mann hingegeben. Nate hatte Litton nie gemocht, aber im Augenblick hätte er ihn umbringen können.
»Hat er nach dir gesucht?«
Claire zuckte die Achseln.
»Ich weiß es nicht, denn ich bin nirgendwo lange genug geblieben, und ich sehe auch nicht mehr so aus wie früher. Dennoch, irgendetwas sagt mir, dass er es nicht getan hat. Schließlich hat er mich nicht geliebt, aber er bekam das, was er von mir gewollt hatte, nicht wahr?«, fügte sie angewidert hinzu.
»Du hast ihn geheiratet, hast deine Unschuld um dieser Kinder willen gegeben, Claire.« Nate nahm ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
»Dass er dich getäuscht hat, ist nicht deine Schuld.«
Ihr Kinn zitterte.
»Ich hätte es besser wissen sollen, Nate. Wir alle haben ihn gehasst, haben gewusst, dass er ein abscheulicher Mann war. Warum habe ich nur gedacht, er würde zu seinem Wort stehen?«
Sein Blick versank in ihrem.
»Hast du es nicht dennoch getan? War einem Teil von dir nicht doch klar, dass es eine Lüge sein könnte?«
»Ja«, gab sie mit einem Seufzen zu.
»Und dennoch hast du es getan, weil es eine Gelegenheit war, die du ergreifen musstest. Claire, du kannst nicht einfach dabei zusehen, wenn Kinder leiden. Ich weiß das. Ich habe gesehen, wie du dich um die jüngeren gekümmert hast. Du warst mehr eine Mutter für sie, als sie jemals wussten. Du hast dich selbst bei dem Versuch aufgegeben, ihnen zu helfen. Von meinem Standpunkt aus würde ich sagen, dass dies die ehrenvollste Sache ist, von der ich je gehört habe.«
Nate zog sie in seine Arme, presste einen Kuss auf ihre Stirn und drückte ihren Kopf an seine Brust. Er hatte sie schon mit sechzehn geliebt, doch damals hätte er nicht geglaubt, dass er sie überhaupt noch mehr lieben könnte. Er hatte sich geirrt. Seine Brust war angespannt durch die Tiefe der Gefühle, die er für Claire empfand.
Sie hatte so viel durchgemacht. Sie hatte ihre Mutter verloren, war von ihrem Vater verlassen worden. Sie war aufs Übelste angelogen worden von einem Mann, den Nate sich schnappen würde, sobald der Schatz gefunden war. War es ein Wunder, dachte er, dass sie gelernt hatte, sich bloß auf sich selbst zu verlassen?
»Es tut mir leid! Für all die gemeinen Dinge, die ich zu dir gesagt habe, Gott, es tut mir so leid.«
Sie klammerte sich an ihn, weinte an seiner Brust, bis sein Hemd von ihren Tränen ganz warm und feucht war. Sie weinte nicht bloß um den Verlust ihrer Unschuld, das wusste er. Ihre Tränen galten auch ihrem Vater, den sie begraben hatte, galten den Kindern, denen sie nicht hatte helfen können. Galten all den Jahren, die sie und Nate getrennt voneinander verbracht hatten.
Wegen der übrigen Dinge konnte er nicht viel unternehmen, aber als er sie in den Armen hielt, schwor Nate sich, dass sie nie wieder voneinander getrennt sein würden.
Das Glück, nahm James Blackthorn an, war so ähnlich wie eine temperamentvolle Frau. Manchmal war sie bei einem, machte das Leben leichter, und manchmal, wenn man sie am meisten brauchte, war sie nirgendwo in Sicht. In letzter Zeit hatte er von beidem seinen
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