Korsar meiner Träume
sie tat, sei es schwimmen oder Schätze jagen, ihm die Hölle heiß machen oder ihn lieben, tat sie mit einer tiefen Leidenschaft, die ihn erstaunte. Selbst jetzt, wo sie in der Minderheit und waffentechnisch unterlegen waren, gab sie nicht auf. Sie wollte zurückschlagen.
Wenn er nicht befürchtet hätte, auf den Kopf zu fallen oder sie herunterzustoßen, dann hätte er sich nun vorgebeugt und sie geküsst, wäre über ihren Mund gestrichen, bis die Leidenschaft sie beide verzehrt hätte.
»Warum lächelst du?«
»Du bist wunderschön.«
Sie wurde rot, dann fummelte sie mit der freien Hand an ihren Haaren herum.
»Du warst in letzter Zeit zu lange in der Sonne.«
Er legte den Kopf schief.
»Das ist das zweite Mal, dass du mein Kompliment ignorierst. Glaubst du mir nicht?«
Sie wich seinem Blick aus.
»Ich dachte, wir wollten darüber nachdenken, was wir nun tun werden.«
»Das tun wir. Werden wir. Aber gewiss bedeutet das doch nicht, dass ich dir kein Kompliment machen darf?«
Sie blies ihre Wangen auf und atmete dann aus.
»Gut. Kompliment akzeptiert. Also, wie lautet unser Angriffsplan?«
Er lachte. Claire war an Komplimente nicht gewöhnt. Offensichtlich hatte sie in letzter Zeit keine bekommen. Nate hatte die Absicht, das zu ändern.
»Wir brauchen mehr als das, was wir haben. Ich werde heute Abend zurück ins Lager gehen. Zwar nehme ich an, dass ein paar Männer dort sein werden, aber ich glaube nicht, dass alle dort sind. Wenn ich warte, bis sie schlafen, kann ich mich leise um sie kümmern. Ich mache mir keine Sorgen um Lebensmittel und Decken, aber wir brauchen Munition und Feuerstein. Ich hasse es, nur einen Schuss in meiner Pistole zu haben, und ich will Vincent alarmieren, dass wir hier Ärger haben. Hoffentlich ist er schon nahe genug, um es zu sehen.«
»Da gibt es nur ein Problem bei der Sache.«
Nate runzelte die Stirn.
»Welches?«
»Du sagtest ›ich‹, nicht ›wir‹.«
»Das stimmt. Ich werde gehen.«
Claire schüttelte den Kopf.
» Wir werden gehen. Was, wenn etwas schiefgeht? Oder wenn dort mehr Männer sind, als du glaubst? Du brauchst zusätzliche Hilfe und bist ein Narr, wenn du glaubst, ich würde mich wie eine verängstigte Maid auf einem Baum verstecken.«
»Es ist kein Verstecken, Claire, es ist einfach logisch.«
Sie verdrehte die Augen.
»Nur für dich. Würdest du Vincent oder deinen Freund Blake bitten, zurückzubleiben?«
Nate biss die Zähne zusammen und wusste, sie hatte ihn in die Falle gelockt.
»Natürlich nicht, weil sie Männer sind. Nate, machen wir diese Sache hier zusammen, oder etwa nicht?«
Hatte er ihr Temperament wirklich erst vor einem Moment noch bewundert?
Sie beugte sich so weit nach vorne, wie sie konnte, ohne herunterzufallen.
»Ich werde dir nachgehen, oder ich gehe gleich mit dir mit. Aber ich werde nicht hier zurückbleiben.«
Nate unterdrückte einen Fluch und wünschte sich, er hätte Zeit genug habt, das Seil aus dem Lager mitzunehmen. Dann hätte er Claire an dem verdammten Baum festbinden können.
James sah die Truhen in dem Augenblick, als er den Strand betrat, und ihm schossen sofort zwei Gedanken durch den Kopf. Der erste war, wer konnte so dumm sein, solche Dinge offen herumstehen zu lassen? Der zweite, der schnell hinterher folgte, war, dass diese Truhen nicht der ganze Schatz der Emmeline sein konnten.
Seine Stiefel versanken im Sand, aber das machte ihn nicht langsamer. Er fiel vor den Truhen auf die Knie. Sie waren mit Gewalt geöffnet worden, er sah die aufgebrochenen Schlösser, doch der Reichtum darin war unbewacht zurückgelassen worden. Warum? Er tauchte die Hand in die Juwelen, die von der Sonne ganz warm waren.
»Das ist gewiss nichts, was man einfach so zurücklässt«, bemerkte Horace. Er blieb stehen und spähte James über die Schulter.
»Nein«, stimmte James ihm zu und ließ die Perlen, Rubine, Saphire und Smaragde durch seine Finger gleiten.
»Denkst du, es ist eine Falle?«, fragte Horace und drehte sich zu den Bäumen hin um.
James hörte, wie er den Abzugshahn seiner Pistole spannte. Die anderen Männer, die hinzugekommen waren, taten dasselbe, und eine Welle von klickenden Geräuschen erscholl den Strand entlang.
»Ich bezweifle es. Ich neige eher dazu zu glauben, dass sie dachten, die Truhen wären dort in Sicherheit.«
»Sie haben also nicht mit Ärger gerechnet?«
»Nein. Und das ist ein Fehler, der sie teuer zu stehen kommen wird.«
Horace ließ seine Waffe sinken und drehte sich
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