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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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folgte Claire Nate auf den Boden hinunter.
    Als die Abenddämmerung hereinbrach, wussten sie besser über ihre derzeitige Situation Bescheid. Vier Männer bewachten ihr altes Lager und warteten zweifellos darauf, dass Claire und Nate zurückkommen würden. Ein Dreimastschoner dümpelte in derselben Bucht, in der auch Nate und Claire an Land gekommen waren und wo sie Vincent bei dessen Rückkehr treffen sollten.
    Sie waren vorsichtig gewesen, als sie sich zu den Ruinen der Stadt durchschlugen, hatten sie sich immer ein Stück vom Waldrand entfernt gehalten. Sie hatten schon Stimmen gehört, bevor sie den Friedhof sahen, und waren danach nur noch sehr vorsichtig aufgetreten. Sie benutzen denselben Trick, der bisher so gut funktioniert hatte, und waren auf einen stämmigen Baum geklettert, und zwar nur so hoch, wie es nötig war, um eine Vorstellung davon zu bekommen, womit sie es zu tun hatten. Als James’ Stimme laut erklang, begegnete Claire Nates Blick. Sie war nicht glücklich.
    James hatte den Schatz nicht gefunden, aber seine Männer, wenigstens ein Dutzend davon, streiften über den Friedhof und lasen die Inschriften auf jedem Stein. Da James das Rätsel schon so weit entschlüsselt hatte, zweifelte Nate nicht daran, dass er auch noch den Rest herausfinden würde. Er klopfte auf Claires Arm, um diese auf sich aufmerksam zu machen. Sie kletterten vom Baum hinunter und zogen sich in den Wald zurück.
    Claires Atem flüsterte Nate ins Ohr:
    »Sie werden den Schatz bald finden. Wenn du darüber fallen kannst, können sie das auch.«
    Er seufzte.
    »Ich weiß.«
    »Du hast deine Meinung nicht geändert, heute Nacht in das Lager zu gehen, oder doch?«, fragte sie und trat einen Schritt zurück, um ihn anzusehen.
    Er berührte ihre Wange, weil er sie ganz plötzlich einfach berühren musste. Er hatte erwartet, dass die Zeit auf der Insel gefährlich für seinen Seelenfrieden sein würde und die Grenzen seiner Selbstbeherrschung austesten würde, aber jetzt hatte sich alles wie Sand in einem Sturm verlagert. Die Dinge wurden langsam kompliziert, und falls sie etwas falsch machten, könnte es sie beide das Leben kosten. Nate wünschte sich wirklich, er könnte Claire in einer Höhle verstecken, bis alles vorbei war, aber er wollte sie auch nicht allein lassen. Solange sie bei ihm war, konnte er sie wenigstens beschützen.
    »Sobald sie eingeschlafen sind, werden wir uns holen, was wir brauchen. Und wenn wir schon mal dabei sind, sollten wir James auch noch eine Warnung hinterlassen. Dann werden wir uns auf zum Strand machen, wo wir die Truhen gefunden haben. Da die Truhen fort sind und ihr Schiff am anderen Ufer liegt, sollten wir dort ausreichend sicher sein. Aber wir werden die ganze Nacht lang arbeiten müssen, Claire. Wir müssen ein Feuer machen, das groß genug ist, damit Vincent es sehen kann, groß genug, dass er seinen Kurs ändert, und zu groß für James und seine Männer, um es zu löschen.«
    »Ich hoffe, Vincent ist schon nahe genug, um es zu sehen«, antwortete Claire.
    Nate rieb sich das Genick, das sich plötzlich ganz steif anfühlte. »Ich hoffe, er ist der Einzige, der so nahe ist«, fügte er leise hinzu.

19
    James’ Augen schossen immer wieder gen Himmel. Trotz seiner Flüche, trotz seines stummen Wunsches, dass die Sonne noch ein paar Momente dabliebe, weigerte diese sich einfach zuzuhören. Das verdammte Ding war dabei, nun jeden Augenblick hinter den Bäumen zu versinken. Er wirbelte zu seinen Männern herum.
    »Warum zur Hölle braucht ihr so lange? Findet den Schatz!«
    »Kapitän?«, Horace wischte sich den Schweiß mit dem Unterarm aus den Augenbrauen, »wir haben nun seit Stunden gesucht, Sir. Die Männer brauche eine Pause.«
    »Es ist mir egal, was sie brauchen!«, schrie James, »war ich denn nicht auch den ganzen Tag lang an ihrer Seite? Hast du diese hier gesehen?«, fragte er und streckte seine Hände vor, die vor Erde ganz schwarz waren. Unter dem Schmutz hatte er wenigstens sechs aufgeplatzte Blasen, die wie der Teufel brannten und seine Laune noch mieser machten, als sie ohnehin schon war.
    »Ich habe mindestens ebenso viele Gräber ausgebuddelt wie jeder andere hier, und wir werden so lange weitermachen, bis dieser Schatz gefunden ist. Jemand soll ein paar Laternen holen!«, brüllte er.
    Er sah sich wieder um, fluchte wild in Richtung Sonne, die entschlossen war, sich über ihn lustig zu machen. Rosa, violett und blau füllte sich der Himmel mit Farbe, aber James sah bloß noch

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